Wasserwerk Altglienicke

Wasserwerk Altglienicke
Wasserturm (mit Sicherungsplane)
Innenansicht unten

Das (ehemalige) Wasserwerk Altglienicke mit dem markanten Wasserturm Altglienicke, dem Wahrzeichen von Berlin-Altglienicke, wurde 1905/1906 erbaut. Die Brunnenanlagen wurden 1999 geschlossen. Die Nachnutzung des Geländes und insbesondere des weithin sichtbaren Wasserturms ist aktuell nicht gesichert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die drei Gemeinden Altglienicke, Adlershof und Grünau (mit Bohnsdorf) hatten bis zur Jahrhundertwende 1900 noch wenig Industrie, allerdings ist im vorliegenden Jahrzehnt die Einwohnerzahl stark gestiegen, bedingt durch die verkehrsgünstige Lage an der Görlitzer Bahn. Zum Jahrhundertwechsel wohnten hier bereits 15.000 Bürger.

Zur Verbesserung der Infrastruktur bildete sich 1904 ein Wasserversorgungsverband der drei Gemeinden Adlershof, Altglienicke und Grünau – ein geeignetes Gebiet für das gemeinsame Wasserwerk fand man an der Straße „Am Falkenberg“. Die Bohrungen für die Brunnen begannen im Frühjahr 1905 und bereits am 1. April 1906 konnte das Wasserwerk in Betrieb genommen werden. Im Zuge der Errichtung des Wasserwerks wurde ein Wasserturm errichtet, der den nötigen Druck für die Wasserleitungen aufbrachte, die von dieser Nordseite des Falkenberg ins nordöstliche Adlershof und südöstliche Grünau führten.

Der Wasserturm in der Schirnerstraße 19 wurde – wie auch das Wasserwerk selber – nach Plänen des Düsseldorfer Architekten Heinrich Scheven errichtet. Er entstand als 38,55 m hoher Turm in gotisierenden Formen mit rotem Ziegelmauerwerk und enthält im oberen Teil einen 60 m³ großen Wasserkessel. Im Innern ist er erschlossen durch das Sockelgeschoss, vier durch Holzfußböden eingezogene Zwischenebenen und ein steinernes Obergeschoss, mit einer Treppe verbunden, über dem der Wasserkessel angeordnet ist. Im Inneren des Wasserkessels befindet sich eine Röhre mit einer zum derzeit nicht existenten Dachgeschoss führenden Wendeltreppe.

Während Grünau und Adlershof, direkte Anlieger der Görlitzer Bahn, schon recht weit entwickelt waren, brachte der Bau des Teltowkanals 1910 einen rasanten Bevölkerungszuwachs für Altglienicke. Zunehmend wurden weitere Siedlungsgebiete am Falkenberg ausgewiesen. Stand der Wasserturm bei Errichtung noch auf freiem Feld, so war er bis zur Eingemeindung des Ortes nach Groß-Berlin 1920 schon vollständig umstanden. Fuhr die 1909 errichtete Straßenbahn noch bis nach Altglienicke Kirche, wurde sie 1920 bis zum Wasserturm am Falkenberg verlängert. So entwickelte sich der Wasserturm insgesamt zum markanten Wahrzeichen des Ortsteils Altglienicke von Berlin.

Ab 1912 wurde das Sockelgeschoss des Baudenkmals regelmäßig für Gottesdienste der evangelischen Gemeinde genutzt, da die Ortslage Falkenberg zunehmend an Bevölkerung anwuchs und die Pfarrkirche Altglienicke einen weiten Fußmarsch bedeutete. Dieses geschah, bis 1937 in unmittelbarer Nähe in der Rosestraße das Ernst-Moritz-Arndt-Gemeindeheim fertiggestellt wurde. In den 1940er Jahren wurde der Wasserturm in seiner eigentlichen Funktion zunehmend außer Betrieb gesetzt, diente aber weiter für Zwecke der Vorhaltung und für Lagerzwecke den städtischen Wasserbetrieben.

Mit Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Wasserturm noch einmal von 1945 bis 1951 für evangelische Gottesdienste genutzt, da das Gemeindeheim bis zu seiner Wiedereinweihung nach dem Krieg nicht nutzbar war. 1956 nahm man den Kessel im Turm endgültig außer Betrieb.

1993 übernahm der damalige Bezirk Treptow den Wasserturm von den Berliner Wasserbetrieben in sein Fachvermögen, ursprünglich mit der Zielsetzung, ihn als soziokulturelles Zentrum für die Ortslage Falkenberg zu nutzen. Aufgrund des ermittelten hohen Sanierungsbedarfs wurden diese Pläne vom Bezirk verworfen und ein privater Investor für das Areal gesucht. Mitte 1999 wurde der Wasserturm an einen Bauunternehmer verkauft, der als Vorstellung dort eine Nutzung als Wohnung, Büroräume sowie unten im Sockelgeschoss einen öffentlichen Raum als Galerie und Café favorisierte. In einem ersten Schritt wurde eine Bestands- und Schadensanalyse durchgeführt, in dessen Folge Sicherungsmaßnahmen unter anderem an den Holzteilen erfolgten. Im September 2002 konnte der Wasserturm erstmals im Rahmen des Tages des Offenen Denkmals von der Öffentlichkeit besichtigt werden.

Mit der Zielsetzung seiner baulichen Weiterentwicklung wurde 2003 ein vorhabenbezogenes Bebauungsplanverfahren eingeleitet. Im Rahmen dessen waren auch bauliche Vorschriften zu erfüllen, wie ein zweiter, brandschutztechnisch geschützter Fluchtweg, der über einen separaten Treppenturm mit Aufzug entstehen sollte. Darüber hinaus plante der Eigentümer für eine bessere Nutzung des Turmkopfes einen modernisierten Neuaufbau mit größeren Panoramafenstern. Gegen die geplanten Veränderungen formierte sich aus Anwohnern heraus die Bürgerinitiative Interessengemeinschaft Wasserturm. Der Eigentümer des Wasserturms stellte daraufhin weitere Aktivitäten zum Umbau des Wasserturms nach dessen Vorstellungen ein, das Bebauungsplanverfahren wurde nicht weiter verfolgt.

2005 erfolgte im Einvernehmen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde am Turmkopf der Abriss des gesamten Mauerwerks, der den Wasserkessel umgibt, nachdem dieser Teil als einsturzgefährdet galt. Seitdem wird der obere Teil des Wasserturms durch eine weiße Kunststoffplane verhüllt. Weitere Vorhaben des Eigentümers mit dem Bauwerk sind nicht bekannt. Der Turm wurde vom Eigentümer dem Wasserwerk Altglienicke e.V. zur übergangsweisen Nutzung überlassen.

Nutzung

Das Wasserwerk wurde mittlerweile aufgegeben und 1999 entfernten die Berliner Wasserbetriebe die Brunnen. Für das markante Bauwerk des Wasserturms und der ausgeräumten Nebengebäude gab es mehrere Interessenten zur Nachnutzung. Einige davon waren auch bereit, Auflagen des Denkmalschutzes zu erfüllen, der seit 1996 bestand. Im Zuge der Verkaufsverhandlungen stellte sich jedoch heraus, dass im Zuge der Änderungen der Brunnenverordnung Berlins 1999 das Gelände als Wasserschutzzone Klasse I eingeordnet worden war –- und prinzipiell das Betreten von Teilen des Geländes einschließlich ehemaliger Wohngebäude verboten ist.

In den nachfolgenden Jahren wuchs sich die unklare Lage zu einer Stadtposse aus, mit immer wieder neuen Meldungen, einschließlich unangemeldeten Sicherungsmaßnahmen am Gebäude, zwischenzeitlicher Plünderung und Vandalierung. Über mehrere Jahre gab es eine Ausstellung zur Geschichte und Zukunft des Wasserwerkes, organisiert vom Verein Wasserwerk Altglienicke e.V., im Altglienicker Wasserturm. Der Verein wehrte sich gegen immer wieder aufkommende Pläne zum Abriss des Denkmals (die Wasserbetriebe hatten noch 1999 einen Antrag gestellt, dem vom Bezirk formal zugestimmt wurde, jedoch in der Denkmalbehörde gestoppt wurde.[1]).

Auf Antrag der CDU-Fraktion vom Mai 2008 beschloss der Senat die Aufhebung der Wasserschutzzone für das ehemalige Wasserwerk Altglienicke.[2] Obwohl die neuen Regelungen formal erst ab 2014 gelten, wurde per Verfügung der Eigentümer schon ab März 2009 in den Stand versetzt, über das Gelände verfügen zu können.[3] In der Folge räumte der Verein Wasserwerk Altglienicke e.V. das Gelände.

Einzelnachweise

  1. "Aufhebung aller Wasserschutzgebietszonen in Altglienicke", Lokale Monatszeitung Der Dörferblick, Mai 2008
  2. "Trinkwasserschutzgebiete in Altglienicke überprüfen", Drucksache 16/1459, CDU-Fraktion Berlin, 21. Mai 2008
  3. "Maßnahmen zum Wasserschutz", B.Z., Philipp Appelt, 29. Januar 2009

Weblinks

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