Weber-Gleichnis

Weber-Gleichnis

Das Weber-Gleichnis findet sich in Platons Dialog "Politikos" (365-348 v. Chr.). In diesem Dialog vergleicht Sokrates der Jüngere die Weberei mit der Staatskunst:

„Und wollen auch sagen, daß die Weberei, wiefern sie bei Verfertigung der Kleider bei weitem das wichtigste Stück ist, gar nicht als nur dem Namen nach von dieser Kleidermacherkunst unterschieden ist, so wie dort die königliche von der Staatskunst.“

Platon: Politikos[1]

Der Staatsmann soll wie der Weber verbinden und trennen. Er sollte Eigenschaften und Fähigkeiten unterscheiden können und die gegensätzlichen Tugenden in einer Gemeinschaft in angemessener und nützlicher Weise miteinander verbinden.[2]

„FREMDER: Dies also, wollen wir sagen, sei die Vollendung des Gewebes der ausübenden Staatskunde, daß ineinander eingeschossen und verflochten werde der tapferen und der besonnenen Menschen Gemütsart, wenn die königliche Kunst durch Übereinstimmung und Freundschaft beider Leben zu einem gemeinschaftlichen vereinigend, das herrlichste und trefflichste aller Gewebe bildend, alle übrigen Freien und Knechte in den Staaten umfassend, unter diesem Geflechte zusammenhält und, wieweit es einem Staate gegeben sein kann glückselig zu werden, davon nirgend etwas ermangelnd herrsche und regiere.
SOKRATES: Vortrefflich, o Fremdling, hast du uns nun auch den königlichen und Staatsmann dargestellt.“

Platon: Politikos[3]

In seiner umstrittenen Rede "Regeln für den Menschenpark" bezieht sich der Philosoph Peter Sloterdijk auf das Weber-Gleichnis, in welchem er den Anfang der Idee eines züchterischen Königswissens sieht, das sowohl im Humanismus als auch in der rassistischen Eugenik seine Auswirkungen zeigte.[4]

Einzelnachweise

  1. Platon: Politikos, übersetzt von Friedrich Schleiermacher 1826 http://www.textlog.de/34847.html 21. Dezember 2008
  2. Juk, Hea-Won: Herrschaftsbegründung und Herrschaftsziel in der Philosophie Platons. Dissertation. Berlin 2001, S. 70
  3. Platon: Politikos, a. a. O. http://www.textlog.de/34867.html 21. Dezember 2008
  4. Sloterdijk, Peter: Regeln für den Menschenpark, 1999 http://www.zeit.de/1999/38/199938.sloterdijk3_.xml?page=10 23. Dezember 2008

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Weber — Handwebstuhl Altes Weberhaus in Biberach an der Riß. Im u …   Deutsch Wikipedia

  • Tuchmacher — Handwebstuhl Altes Weberhaus in Biberach an der Riß. Im untersten Geschoss die Klappen zu der Dunke, dem feuchten Keller, in dem gewebt wurde. Ein Weber ist jemand, der das …   Deutsch Wikipedia

  • Regeln für den Menschenpark — ist eine Rede, die der Philosoph Peter Sloterdijk erstmals am 15. Juni 1997 in Basel und in leicht veränderter Form erneut am 17. Juli 1999 auf Schloss Elmau (Oberbayern) gehalten hat und die im selben Jahr als Buch erschien. Der Text löste Ende… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste geflügelter Worte/A — Geflügelte Worte   A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W Y Z Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • In der Strafkolonie — Titelblatt des Erstdrucks …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Philosophen — …   Deutsch Wikipedia

  • Abbildungsverbot — Das Bilderverbot oder Abbildungsverbot untersagt aus religiösen Gründen bildliche Darstellungen. Es wendet sich gegen den Vorgang der Darstellung als solchen und die damit angeblich verbundene Gefahr der Vergötzung des Dargestellten. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Bilderverbot — Nicolas Poussin: Das Goldene Kalb als Verletzung des Bilderverbots Das Bilderverbot oder Abbildungsverbot untersagt aus religiösen Gründen bildliche Darstellungen. Es wendet sich gegen den Vorgang der Darstellung als solchen und die damit… …   Deutsch Wikipedia

  • Bildnisverbot — Das Bilderverbot oder Abbildungsverbot untersagt aus religiösen Gründen bildliche Darstellungen. Es wendet sich gegen den Vorgang der Darstellung als solchen und die damit angeblich verbundene Gefahr der Vergötzung des Dargestellten. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Das zweite Gebot — Das Bilderverbot oder Abbildungsverbot untersagt aus religiösen Gründen bildliche Darstellungen. Es wendet sich gegen den Vorgang der Darstellung als solchen und die damit angeblich verbundene Gefahr der Vergötzung des Dargestellten. Die… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”