Webpelz

Webpelz

Der Webpelz ist ein Pelzimitat meist in Leinwandbindung, seltener in Köperbindung, in dem Garne mit hohem Flor verwebt werden. In der Regel überwiegend aus synthetischen Fasern mit einem Grundgerüst aus Baumwolle.

Webpelzmütze (Kunstfaser)
Webpelz in Leopardenoptik

Inhaltsverzeichnis

Herstellung

Webpelze werden aus zwei unterschiedlichen Garnen hergestellt. Zum einen ein stark verzwirntes Grundgarn meist aus Baumwolle und ein synthetisches Polyacryl Florgarn. Im Florgarn sind bereits die Florfäden verzwirnt und werden beim Verweben beider Garne in Spezialwebstühlen nach oben auf die Sichtseite gebracht. Um ein Ausfallen der „Haare“ zu vermeiden, wird auf der Rückseite ein elastischer Kleber (meist Polyurethan) aufgebracht.

Die bekanntesten Hersteller von Webpelzen in Europa sind Girmes-Niedieck/Deutschland und Tissavel/Frankreich.

Verwendung

Webpelze werden zumeist in der Modeindustrie als Ersatz (Imitat) für Produkte aus echtem Tierpelz verwendet. Statt für komplette Jacken und Mäntel oft auch für Besätze und Kragen. Einige Tierschützer verweisen auf die Möglichkeit, durch Webpelze Tierpelze aus der generell oder teilweise abgelehnten Haltung und Tötung von Pelztieren abzulösen. Dies wird von Pelzliebhabern mit Hinweis auf die völlig unterschiedliche Haptik und Qualität abgelehnt.[1]

Im Fall der Bärenfellmützen der britischen Garden wurden aufgrund von Tierschutzprotesten die Verwendung synthetischer Stoffe vorgeschlagen. Diese wurden dann aber abgelehnt, da die Widerstandsfähigkeit der Webpelzmützen gegen Witterungseinflüsse bezweifelt wurde und möglicherweise statische Aufladungen auftreten können.[2]

Geschichte

Laut einem Lexikon von 1841 haben das Nachahmen von Pelz die Franzosen Vavasseur und Lenoir erfunden, ein Filz aus Hasen- oder Kaninchenhaaren diente als Unterlage und eine Mischung aus Hasenhaaren, Seidenhasen- und Biberhaaren als Oberfläche. Das Ergebnis war offenbar nicht zufriedenstellend, denn „dieses künstliche Pelzwerk hat aber kein Glück gebracht.“.[3]

Vor- und Nachteile

Vorteile

  • Kleidung mit der Optik geschützter Tierarten herstellbar
  • Kostengünstiger in der Herstellung und Anschaffung als hochwertige Pelze
  • Waschbar; Pelze werden in der Regel mit Holzmehl gereinigt
  • Der Energieverbrauch zur Herstellung eines Pelzmantels aus synthetischem Pelz wurde in einer Studie der Forschungsabteilung des Automobilkonzerns Ford im Jahr 1979 mit 120 MBtu (35 kWh) angegeben, gegenüber 433 MBtu (127 kWh) bei mit einer Falle gefangenen Tieren und 7.965 MBtu (2334 kWh) bei in einer Pelztierfarm gehaltenen Tieren.[4]

Nachteile

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Inga Griese: Weich ums Herz. In: Welt Online. Axel Springer AG, 7. Dezember 2002, abgerufen am 4. August 2008: „Der Mensch mag es weich und warm. Und echt. Schals aus Polyester, Pelze aus Synthetik sind nur zweite Wahl. Schöner ist das Original. Egal, was die Anderen sagen“
  2. Johannes Leithäuser: Tierschützer – Der Garde ans Fell. In: FAZ, 2. September 2008
  3. F. A. Brockhaus: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste. Herausgegeben von J. S. Ersch und I. G. Gruber, Leipzig 1841. Dritte Section O-Z, Stichwort „Pelze“
  4. The Humane Society of the United States: Questions and Answers about Fur. Washington D. C. 1998, S. 2 (PDF, abgerufen am 7. Juli 8).

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