Wechsel im Ausdruck

Wechsel im Ausdruck

Der Wechsel im Ausdruck ist eine Rhetorische Figur, die eine durch Wiederholung verursachte Monotonie vermeiden soll. Die Vermeidung erfolgt dabei beispielsweise durch Verwendung von Synonymen, einer Abstraktion oder Umschreibungen (Periphrasen) anstelle der Wiederholung. Umfassendere Oberbegriffe, die den Wechsel des Ausdrucks beinhalten, sind die Begriffe Variatio und auch Inkonzinnität.

In folgendem Beispiel wird der Begriff „Mond“ statt einer zweiten Erwähnung durch „Erdtrabant“ ersetzt:

„Auch viele Jahre nach der ersten Landung von Menschen auf dem Mond birgt der Erdtrabant noch immer so manches Geheimnis.“

In wissenschaftlichen Texten (auch in einer Enzyklopädie) ist der Wechsel im Ausdruck meist unerwünscht, weil er das Verständnis erschwert. Denn Umschreibungen und Metaphern müssen als solche erkannt werden, was auf jeden Fall Zeit braucht und oft auch Kontextwissen erfordert. Zumindest vermindert der Wechsel im Ausdruck die Genauigkeit eines Textes, denn echte Synonyme, die einander in Stilebene und Bedeutung vollkommen entsprechen, sind sehr selten.

Auch außerhalb wissenschaftlicher Texte ist der Wechsel im Ausdruck als Stilmittel umstritten. Prominente Stilkundler wie Wolf Schneider und Ludwig Reiners lehnen ihn aus zwei Gründen ab:

  1. Er führt oft zu Stilblüten wie „Höckertier“ (statt „Kamel“), „Urnengang“ (statt „Wahl“), „Streifen“ (statt „Film“) oder auch „Erdtrabant“ (statt „Mond“).
  2. Die Werke großer Autoren wie Luther, Goethe und Lessing zeigen, dass gerade Wiederholungen selbst ein Stilmittel sind, die einem Text Kraft und Rhythmus verleihen.[1]

Der am nächsten kommende englische Begriff „Elegant variation“ wurde von Henry Watson Fowler (1858 – 1933) geprägt. Das Wort „elegant“ ist abwertend gemeint, denn auch Fowler hielt die Vermeidung von Wiederholungen für übersteigert und schädlich.

Einzelnachweise

  1. Wolf Schneider: Deutsch für Kenner, 2. Aufl., München 2006, S. 142

Literatur


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