Wegmesser

Wegmesser
modernes Hodometer

Ein Hodometer oder engl. Odometer (von griech. hodós, „Weg“ und métron, „Maß“ – also: „Wegmesser“) misst mechanisch eine zurückgelegte Wegstrecke eines Fahrzeugs oder Fußgängers. Die Wissenschaft von der mechanischen Wegmessung ist die Hodometrie.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Europa

Der Hodometer wurde bereits in der Antike erfunden. Erste Indizien, die auf die Existenz eines mechanischen Entfernungsmessers hindeuten, findet man bereits zur Zeit Alexander des Großen (Regentschaft 336–323 v. Chr.) in Form der erstaunlich genauen Entfernungsangaben der Bematisten, wie sie von den römischen Schriftstellern Plinius (NH 6. 61–62) und Strabo (11.8.9) überliefert wurden. So beträgt die mittlere Abweichung der Entfernungsangaben der Bematisten von der wirklichen Distanz nur 2,8 Prozent bei Plinius und 1,9 Prozent bei Strabo bei einer gemessenen Wegstrecke von insgesamt 2013 bzw. 2079 englischen Meilen – eine auffallend geringfügige Abweichung, die sich zudem durch den veränderten Streckenverlauf in den letzten 2000 Jahren erklären lassen kann.[1]

Die ersten Beschreibungen eines Hodometers in der Literatur finden sich bei dem römischen Ingenieur Vitruv (1. Jh. v. Chr.) und dem griechischen Erfinder Heron von Alexandria (1. Jh. n. Chr.). Beide beschreiben einen Apparat, der wie bei einem noch heute üblichen mechanischen Kilometerzähler eine schnelle Radbewegung eines Messrades auf immer langsamer werdende Zahnräder oder Scheiben mit Haken überträgt. Die exakt vermessenen Römerstraßen mit ihren überlieferten Meilenangaben zwischen den einzelnen Orten in römischen Dokumenten, z. B. itinerarium Antonini, lassen den Schluss zu, dass dieses Messgerät schon vor 2000 Jahren als amtlicher Entfernungsmesser diente. Mit einer Miniaturausgabe lassen sich Entfernungen auf Landkarten „nachfahren“ und anzeigen.

China

Das Hodometer wurde später auch im alten China, möglicherweise von dem Erfinder und Wissenschaftler Zhang Heng (78–139) aus der Han-Dynastie erfunden. Im dritten Jahrhundert, während der Zeit der Drei Reiche, nannten die Chinesen das Gerät ji li gu che, auf Deutsch Li-Aufzeichnungstrommelwagen[2]. Nach chinesische Berichten aus dem dritten Jahrhundert drehte sich eine hölzerne Figur einmal um ihre Achse, während der Wagen ein Li zurücklegte, und schlug dabei eine Trommel. Nach zehn Li schlug eine andere Holzfigur einen Gong oder eine Glocke[2].

Trotz der Verknüpfung mit Zhang He oder dem noch späteren Ma Jun gibt es Hinweise, die die Vermutung nahelegen, dass die Erfindung des Odometers ein kontinuierlicher Prozess in der Han-Dynastie war, der sich um die Huang-Männer, Mitglieder des Hofstaats, abspielte[3].

Der Historiker Joseph Needham versichert, dass es keine Überraschung wäre, wenn diese Gesellschaftsschicht für die Entwicklung eines solchen Gerätes verantwortlich gewesen wäre, zumal sie ihren Erfindungsreichtum und ihr handwerkliches Geschick bei mechanischen Spielzeugen unter Beweis gestellt hatten. Es gibt Vermutungen, dass im ersten vorchristlichen Jahrhundert, während der westlichen Han-Dynastie, der Schlag der Trommeln und Gongs bereits automatisch funktionierte[3]. Möglicherweise handelte es sich hier um eine Konstruktion eines Loxia Hong (110 v. Chr.). Im Jahr 125 nach Christus war der mechanische Odometerwagen in China allgemein bekannt, wie in einem Wandbild des Xiao Tang Shan Sarges dargestellt ist[3]. Das Odometer wurde auch in späteren Perioden der chinesischen Geschichte eingesetzt. In den Texten der Jin Shu aus dem Jahr 635 wurde die Verwendung beschrieben[4].

Technische Ausprägungen

Meilenzähler im Auto

Die bekannteste Form des Hodometers dürfte der Kilometerzähler in Fahrzeugen sein. Daneben gibt es zahlreiche weitere spezielle Ausprägungen:

  • Das Pedometer zählt die Anzahl der Schritte einer Person oder eines Tieres.
  • Das Taxameter zeigt den für eine Taxifahrt zu entrichtenden Geldbetrag an.
  • Das Zyklometer ist eine Vorrichtung zum Messen der Wegstrecke bei Fahrrädern (erstmals 1885 in Österreich bei Militärfahrrädern aufgekommen).

Fußnoten

  1. Donald W. Engels: Alexander the Great and the Logistics of the Macedonian Army, Los Angeles 1978, S. 157f.
  2. a b John Needham: Band 4, S. 281.
  3. a b c John Needham: Band 4, S. 283
  4. John Needham: Band 4, S. 282

Siehe auch

Literatur

  • Donald W. Engels: Alexander the Great and the Logistics of the Macedonian Army, Los Angeles 1978

Weblinks


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