Westpaket

Westpaket

Westpaket war die in der DDR übliche Bezeichnung für Pakete, die Westdeutsche an Familienangehörige und Freunde in der DDR sandten.

Weil sich ost- und westdeutsche Familien wegen der eingeführten Reisebeschränkungen überhaupt nicht oder nur schwer besuchen konnten, wurden schnell Pakete zu einem Symbol: So nahmen zwar persönliche Kontakte ab, das regelmäßig zumindest zu Weihnachten verschickte Westpaket (im Gegenzug gab es das Ostpaket) blieb über die Jahrzehnte bestehen. Mangels ausreichender Möglichkeiten zum Telefonieren war das neben Briefen oft der einzige Kontakt, der vielen Familien blieb und gleichzeitig die Mangelversorgung in der DDR linderte.

Der Inhalt der Westpakete musste mit der Aufschrift Geschenksendung, keine Handelsware gekennzeichnet sein und ein Inhaltsverzeichnis enthalten. Verschickt wurden neben Kleidung und Bettwäsche vor allem Süßigkeiten, Kaffee und Backzutaten (Letztere wurden in der DDR für die Herstellung von Stollen gebraucht – in den Ostpaketen fanden sich dann die fertigen Stollen). Die den Kaffee umschließende Folienverpackung wurde gelegentlich genutzt, um illegal D-Mark verborgen vor den Augen der Durchleuchtungsanlagen der Staatssicherheit in den Osten zu schmuggeln und den Verwandten damit auch die Möglichkeit zum Einkaufen im Intershop zu geben. Die Paketkontrollen der DDR wurden daraufhin jedoch verschärft, so dass solche Pakete oft mit ihrem gesamten Inhalt beschlagnahmt und eingezogen wurden. Das konnte auch passieren, wenn die Inhaltsverzeichnisse ungenau waren.

Dennoch enthielten die durchschnittlich ca. 25 Millionen Pakete, deren Versand die westdeutschen Absender steuermindernd geltend machen konnten, pro Jahr etwa 1.000 Tonnen Kaffee und fünf Millionen Kleidungsstücke, die, auch weil sie oft nicht passten, als Tauschware von privat an privat begehrt waren.

Während die DDR zunächst versuchte, den Versand und die Auslieferung dieser Pakete zu behindern (etwa durch die Forderung eines Desinfektionsnachweises für gebrauchte Kleidungsstücke), waren die Pakete später fester Bestandteil in den Planungen zur Versorgung der Bevölkerung. So entschied das Politbüro der SED am 28. Juni 1977 über eine erste Vorlage „zur Produktion und der Versorgung mit Kaffee- und Kakaoerzeugnissen“ zwecks Verringerung des Devisenverbrauchs für den Import während der Kaffeekrise in der DDR: „Weiterhin ist damit zu rechnen, dass … eine Zunahme der Versorgung … durch andere Quellen, wie z. B. durch grenzüberschreitenden Päckchen- und Paketverkehr und beim Abkauf im Intershop … erfolgen wird.“

Literatur

  • Christian Härtel und Petra Kabus (Hrsg.): Das Westpaket. Geschenksendung, keine Handelsware, Ch. Links Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-86153-221-2.
  • Eckart Roloff: 'Lasst sie nicht allein!' Paketkampagnen zwischen menschlicher Hilfe und politischen Zielen. In: Das Archiv. Magazin für Kommunikationsgeschichte, Heft 3/2009, Seite 6 - 13, ISSN 1611-0838.
  • Volker Ilgen: CARE-Paket & Co. Von der Liebesgabe zum Westpaket, Primus Verlag, Darmstadt 2008. ISBN 3-896-78344-0.

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