Wichmann III.

Wichmann III.

Wichmann III. († 6. Oktober 1016) war ein sächsischer Graf aus der Sippe der Billunger.

Vielleicht kam er schon 979 in den Quellen vor, als Kaiser Otto II. seiner Frau Theophanu in pago Ambraga in comitatu Wichmanni den Ort Pateleke (Bilderlahe, östlich Bad Gandersheim) schenkte. Aus der Lage dieser Grafschaft in Ostfalen bzw. im Ambergau lässt sich ableiten, dass Wichmann III. höchstwahrscheinlich ein Sohn des Grafen Ekbert des Einäugigen war. 1001 schenkte Kaiser Otto III. dem Bistum Hildesheim die Burg Dahlum (in Königsdahlum, südlich von Hildesheim) in pago Hastfala sive Ambargau in comitatu filiorum Ekbrahti comitis et nepotis nostri. 1009 war Wichmann III. im Besitz von Dahlum.

Wichmanns Mutter ist unbekannt. Der Bruder seines (wahrscheinlichen) Vaters war Graf Wichmann II., der 967 als Reichsfeind fiel. Wichmann III. war sowohl mit den Ottonen als auch mit den sächsischen Herzögen eng verwandt. Der Vater der beiden Brüder Ekbert und Wichmann II. war Graf Wichmann I., ein Bruder von Hermann Billung. Die Mutter der beiden Brüder und somit Großmutter Wichmanns III. war eine Schwester der Königin Mathilde.

Aufgrund seiner Herkunft aus der Wichmann-Linie der Billunger war Wichmann III. Vogt des Klosters Borghorst (erwähnt 989), welches um 968 ebenfalls von einer Billungerin gegründet worden war. 993 bestimmte Kaiser Otto III. auf Bitten der beiden Vettern Herzog Bernhard I. und Graf Ekbert die Herzogstochter Godesti zur Äbtissin und Wichmann III. zum Vogt des Stifts Metelen. 1014 verhinderte Wichmann III. im Königsgericht zu Allstedt, dass Kaiser Heinrich II. eine Elbinsel aus dem Erbe des Markgrafen Werner dessen Feind und Nachfolger Markgraf Bernhard zusprach.

Wichmann III. war mit einer Cousine des Grafen Balderich von Drenthe verheiratet, welcher seinerseits der zweite Ehemann der Adela von Hamaland war, der Mutter des Bischofs Meinwerk von Paderborn. Anfang 1016 nahm er noch an der Sühne Balderichs und dessen Frau Adela für die Ermordung von Adelas Sohn Dietrich von Hamaland teil, den die beiden im Jahre 1014 durch seine eigenen Ministerialen hatten erschlagen lassen.

Am 6. Oktober 1016 fiel Wichmann III. selbst den Ränken seines Schwagers Balderich und dessen Frau Adela zum Opfer. Er wurde auf dem Heimweg von einem Treffen auf Balderichs Burg Upladen nicht weit von der Burg erschlagen. Im Hauskloster der Billunger wurde seiner an diesem Tag mit Vuichmannus com et occisus gedacht. Wichmann III. wurde aber nicht in St. Michael in Lüneburg, sondern nach Thietmar von Merseburg in Fretheni civitatem bei seinen Vorfahren begraben. Allgemein wird wegen der Nähe zu Uflach darunter Vreden (westlich Münster an der holländischen Grenze) verstanden. Da nichts davon bekannt ist, dass hier andere Mitglieder der Billunger-Sippe begraben waren, verstand man unter ad patres suos die widukindsch-immedische Sippe seiner Großmutter, der Frau Wichmanns I.

Wichmann III. hinterließ seine Witwe Reinmod (Reinmoud, Reginmuod, Reginmodis, Renmed, Richmoet, Richmod), beider Tochter Frederuna (Vrederuna) und einen noch minderjährigen Sohn, der Gottfried (wie der Vater seiner Mutter) oder ebenfalls Wichmann hieß.

Ältere Söhne oder Brüder von Wichmann III. können bei seinem Tod nicht mehr gelebt haben, denn die Vormundschaft übernahm Herzog Bernhard II. Eine Tochter oder Enkelin Wichmanns III. dürfte Richenza gewesen sein, die zunächst den Grafen Hermann von Werl und dann Otto von Northeim, zeitweilig Herzog von Bayern, heiratete.

Wichmanns III. Witwe und ihre Tochter stifteten im Münsterland sieben Kirchen, und zwar in

  • Bentlage (Rheine)
  • Ichter (Nordkirchen-Capelle)
  • Handorf
  • Uentrop
  • Coerde
  • Appelhülsen
  • Varlar

Es gibt Hinweise darauf, dass Reinmod und ihre Familie in Geldrike (seid 1137 Havixbeck) wohnten.

Wichmann III. war außer in Borghorst und Metelen auch Vogt in Vreden.

Literatur

  • Gerd Althoff: Das Necrolog von Borghorst. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Westfälische Gedenkbücher und Nekrologien. Band 1. Münster 1976.
  • Gerd Althoff: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. In: Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. München 1984
  • Ruth Bork: Die Billunger mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraums im 10. und 11. Jahrhundert. Dissertation phil. masch. Greifswald 1951
  • Hans-Joachim Freytag: Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, Göttingen 1951. In: Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Norddeutschlands. 20. Heft
  • Reinhard Wenskus: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel. Göttingen 1976 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. Klasse, 3. Folge Nr. 93)
  • Edeltraud Balzer: Adel – Kirche – Stiftung Studien zur Geschichte des Bistums Münster im 11. Jahrhundert

Quelle


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