Wiebke Kruse

Wiebke Kruse
Wiebke Kruse, Bildnis aus 1748, dem Jubiläumsjahr des dänischen Königshauses - Authentizität der Darstellung zweifelhaft, da Vorlage unbekannt

Wiebke Kruse (* um 1605 in Föhrden-Barl?; † 28. April 1648 in Kopenhagen) war eine Mätresse des dänischen Königs Christian IV.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sie kam als Kindermädchen um 1625 an den Hof der Ellen Marsvin, einer einflussreichen Familie in Dänemark. Deren Tochter Kirsten Munk wurde die zweite Ehefrau des dänischen Königs Christian IV. Zwölf Kinder entstammten dieser morganatischen Ehe.

Die Herkunft der Wiebke Kruse ist bis heute nicht geklärt. Dänische Quellen gehen teilweise von einer dänischen Herkunft aus, die überwiegende Zahl von Veröffentlichungen jedoch von einer Herkunft aus dem Holsteinischen. Ihr urkundlich nachweisbarer Bruder Hinrich Kruse war Hausvoigt in Krempe und Segeberg. Er stiftete für die Kirche in Schenefeld im Jahr 1637 einen Altar und war Inhaber eines Kirchenstuhles in der Kirche im nahe gelegenen Hohenaspe. Die häufig genannte Herkunft aus Föhrden-Barl vom Hof des dortigen Hufners Hans Kruse ist urkundlich nicht belegt. Diese Herkunft hat jedoch durch den Roman Wiebeke Kruse der Johanna Mestorf (veröffentlicht 1868) nachhaltigen Eingang in die Ortsgeschichten gefunden und ist vielfach reproduziert worden.

Im Stadtarchiv Itzehoe lagern familiengeschichtliche Forschungen der Nicoline Still, die für Hinrich Kruse einen Bruder Claus Kruse in Puls bei Schenefeld belegen. Genau gesagt, handelt es sich um eine Auslassungsurkunde für seine Tochter aus erster Ehe. In dieser Urkunde wird der Bruder zu einem der Vormünder bestellt. Die Familie Kruse ist in Puls seit der Mitte des 16. Jahrhunderts nachweisbar. Frühere Nachweise weisen Richtung Itzehoe. Damit scheint geklärt zu sein, dass Wiebke Kruse von der Hufe Kruse in Puls stammt und ihr Vater wahrscheinlich wie ihr Bruder Claus Kruse heißt.

Kirsten Munk unterhielt im Jahre 1628 eine intensive Liebschaft mit dem in Diensten Christians stehenden Rheingrafen Otto von Salm, die von Christian aufgedeckt wurde. Es gipfelte darin, dass Christians die Vaterschaft beim letzten Kind bezweifelte. Kirsten Munk wurde vom Hofe entfernt und auf ihre Güter verbannt. Die Rolle der Lebensgefährtin übernahm nun Wiebke Kruse. Einige Veröffentlichungen sprechen davon, dass Ellen Marsvin sie dem König „ins Bett geschoben“ habe, um Einfluss bei Hofe zu behalten.

Der König ließ ein Gut suchen, das als Versorgung für Wiebke geeignet schien. Es wurde der Stedinghof in Bramstedt in Holstein, der aufgrund von Erbstreitigkeiten und der Kriegsereignissen (1628 brannte der Flecken Bramstedt in großen Teilen ab) in Not geraten war. Christian IV. arrondierte den Gutsbesitz, legte das Land Gayen und die Mühle Bramstedt hinzu. Letztere als erblichen Besitz für alle direkten Nachkommen. 1633 wurde der Besitz auf Wiebke überschrieben und für sie das Bramstedter Schloss errichtet und die übrigen Gebäude in Folge saniert –- zum Teil unter Regie ihres Bruders Hinrich, der zeitweise Hausvoigt in Segeberg war. Ob Wiebke Kruse das Gut tatsächlich als Wohnort genutzt hat, ist urkundlich nicht feststellbar. 1638 erhielt sie außerdem den Königshof in Glückstadt zum Geschenk, woran dort bis heute der Wiebke-Kruse-Turm erinnert.

Der Verbindung mit Christian IV. entstammten zwei Kinder:

  • Ulrich Christian Gyldenløve (* 7. April 1630 Ibstrup oder Jägersborg/DK; † 11. Dezember 1658 bei Kopenhagen an „Erschöpfung im Kampf“)
  • Elisabeth Sofie Christiansdatter (* 1633 in Bramstedt?; † 20. Januar 1654 beerd. 16. März 1654 in Kiel, St. Nikolai-Kirche)

Als Christian IV. am 28. Februar 1648 verstirbt, jagen die Kinder der Kirsten Munk, voran Corfitz Ulfeldt Wiebke Kruse vom Hof in Kopenhagen. Sie ist zu diesem Zeitpunkt krank. Die Tochter ist gerade 14 Jahre alt und der Sohn befindet sich auf einem Feldzug - die Mutter ist ohne Schutz. Ulfeldt versucht sie mit einem Gerichtsprozess zu belangen. In ihr neues Domizil am Rande Kopenhagens soll er fast täglich Boten geschickt haben, um zu erfragen, „ob sie noch lebe“.

Am 28. April 1648 verstirbt auch Wiebke Kruse. Eine Todesursache ist nicht bekannt, ein unnatürlicher Tod kann nicht ausgeschlossen werden. Auf Ulfeldts Anweisung wird der Leichnam vor den Toren der Stadt auf einem gewöhnlichen Leichenplatz bestattet.

Ereignisse nach ihrem Tod

Der Nachlass wird gewüstet, so dass heute kaum Archivalien über Wiebke Kruse zu finden sind. Im Schloss Rosenborg ist ein Paar Ohrringe ausgestellt. Diese ließ Christian IV. nach der Seeschlacht auf der Kolberger Heide fertigen, bei der er von Granatsplittern verletzt wurde. Die Ohrringe sind aus zwei Splittern gefertigt, die ihm operativ entfernt wurden.

Der Sohn Ulrich Christian ließ den Leib der Mutter nach seiner Rückkehr exhumieren und nach seinem Landsitz Ulriksholm/Fünen überführen. Dort wird sie in der Kirche in Kölstrup beigesetzt und findet ihre letzte Ruhe.

Die Tochter Elisabeth Sofie heiratet nur wenige Wochen nach dem Tod der Mutter nur rund 15-jährig den fast 20 Jahre älteren Witwer Generalmajor Claus von Ahlefeldt (1614–1674). Sie haben zusammen eine Tochter, bevor Elisabeth Sofie bereits 1654 verstirbt und in der Nikolaikirche in Kiel im Familiengrab der von Ahlefeldts beigesetzt wird. Ulrich Christian fällt nur vier Jahre später im Jahre 1658 bei der Verteidigung Kopenhagens. Sein Nachfolger wird sein Schwager Claus von Ahlefeldt. Gut Bramstedt und Ulriksholm gehen an die Tochter Elisabeth Sofies aus der Ehe mit Claus von Ahlefeldt.

Literatur

  • Jan-Uwe Schadendorf: Wiebeke Kruse – Roman und Historie. Bad Bramstedt 2004.
  • Kruse, Vibeke. In: Dansk biografisk Lexikon. Band 9. Erste Auflage. Gyldendal, Kjøbenhavn 1887–1905, S. 569 f. (dänisch)

Weblinks


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