Wiener Praterleben

Wiener Praterleben

Wiener Praterleben ist ein von Siegfried Translateur komponierter Walzer. Die in Berlin gebräuchliche Bezeichnung Sportpalastwalzer rührt von einer regelmäßigen Verwendung beim Berliner Sechstagerennen im Sportpalast her, wo der Walzer erstmals 1923 vom Orchester Otto Kermbach gespielt wurde. In diesem Rahmen wurde es für das Musikstück charakteristisch, dass die vier gleichen Töne, die nach den ersten zwei Takten der zweiten Walzersequenz folgen, scharf mitgepfiffen werden.

Geschichte

Der Sportpalastwalzer ist untrennbar mit Reinhold „Krücke“ Habisch verbunden, ein großer Fan des Berliner Sechstagerennens, der aufgrund einer unfallbedingten Behinderung selbst nicht an den Sechstagerennen teilnehmen konnte. „Krücke“ Habisch, auch genannt „Olle Krücke“, fing allmählich an, die vier gleichen Töne des Walzers laut mitzupfeifen. Diese Pfiffe wurden seit jeher in den meisten Versionen des Walzers eingebaut. Damit wurde ein musikalischer Klassiker geschaffen, der bis heute mit dem Sechstagerennen in Verbindung gebracht wird.

Weil Translateur nach der nationalsozialistischen Rassenideologie als Halbjude galt, wurde ab 1934 verboten, den Sportpalastwalzer zu spielen. Er wurde dennoch gespielt. Allerdings fanden nach Januar 1934 nur noch zwei Sechstagerennen statt, in Dortmund und Berlin, weil sie sich aufgrund von unpopulären Regeländerungen durch die NS-Sportführung (z. B. keine Trikotwerbung, kein Antrittsgeld) als unrentabel erwiesen hatten. Erst 1949 fand wieder ein Sechstagerennen in Berlin statt.

Der Komponist Siegfried Translateur wurde 1944 im KZ Theresienstadt ermordet. Reinhold Habisch starb 1964 in Berlin. Der Sportpalast, in dem seit 1911 Sechstagerennen stattfanden, wurde 1973 abgerissen.

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