Wilhelm Hein (KPD)

Wilhelm Hein (KPD)

Wilhelm Hein (* 10. Januar 1889 in Goldbeck, Landkreis Saatzig; † 17. Februar 1958 in Berlin) war ein deutscher Metallarbeiter und Politiker (KPD).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Hein, ein gelernter Maschinenformer, begann bereits vor dem Ersten Weltkrieg sich in der Arbeiterbewegung zu engagieren. Seit dem 1. Februar 1918 war er - so das Handbuch der Reichstagsabgeordneten - „politisch organisiert.“ Dem Deutschen Metallarbeiter-Verband (DMV) gehörte Hein bereits seit März 1913 an.

Nach dem Krieg trat Hein in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein, für die er in den folgenden Jahren in zunehmenden Maße Funktionärstätigkeiten zu übernehmen begann. Von 1924 bis September 1929 war er in der mittleren Verwaltung der Berliner Verwaltungsstelle des DMV in Berlin tätig.

Sein erstes öffentliches Amt bekleidete Hein von Oktober 1925 bis Oktober 1928 als Stadtverordneter seiner Partei in Berlin. Als enger Freund Ernst Thälmanns[1] kam Hein 1927 ins Zentralkomitee und 1929 ins Politbüro der KPD. Seit 1928 gehörte er als Abgeordneter seiner Partei für den Wahlkreis 2 (Berlin) dem Reichstag an, in dem er als Parlamentarier über vier Legislaturperioden hinweg bis 1933 wirkte. Im September 1929 wurde Hein aufgrund seiner aktiven Unterstützung der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO) aus dem DMV ausgeschlossen. Insbesondere für die RGO übernahm Hein zwischen 1928 und 1933 verschiedene Funktionen. Im Januar 1930 organisierte er gemeinsam mit Rudolf Lentzsch die DMV-Opposition. Branche der Eisenformer und Berufsgenossen, die von ihm und Lentzsch geleitet wurde. Dabei handelte es sich um eine RGO-Organisation, die als kommunistische Abspaltung des Berliner DMV in Erscheinung trat. Die auch als „Revolutionärer Formerverband“ bezeichnete Vereinigung setzte sich vor allem aus qualifizierten Facharbeitern wie Hein zusammen, die aus dem DMV ausgeschlossen waren. Mit der Gründung des Einheitsverbandes der Metallarbeiter Berlins (EVMB), des ersten „roten RGO-Verbandes“, im November 1930, schloss sich der „Revolutionäre Formerverband“ dem EVMB kollektiv an. Wilhelm Hein wurde Mitglied des engeren EVMB-Vorstandes und bekleidete die Funktion eines „Obmannes der Revisoren“.

Nach der nationalsozialistischenMachtergreifung“ 1933 wurde Hein in Schutzhaft genommen.[2] Nach einer sehr kurzen Haftzeit wurde er wieder entlassen. Seinen Lebensunterhalt verdiente Hein nun als Wirt einer Bierkneipe im Norden Berlins. Der SPD-Politiker Herbert Wehner, der während der Weimarer Zeit ein Parteifreund Heins in der KPD gewesen war, schrieb 1982 in seinen Lebenserinnerungen, dass Hein seit seiner Haftentlassung mit der Gestapo „in Verbindung gestanden“ habe. Hein sei, so Wehner, von der Gestapo als Agent Provocateur benutzt worden: Als prominenter Kommunist sollte der Gastwirt Hein – so das Gestapo-Kalkül – Kommunisten, die ihrer kommunistischen Gesinnung heimlich treu geblieben waren, als Gäste anlocken. Da sein Betrieb unter ständiger Beobachtung gestanden habe, hätte die Gestapo auf diesem Wege regimefeindliche Arbeiter beim Besuch des Lokals als Dissidenten identifizieren können, um sie dann um so leichter verfolgen zu können.[3] Die Behauptung, dass Hein nach 1933 die Seiten gewechselt habe, findet sich auch bei Rudolf Morsey – der ihn im Zusammenhang mit der „Tätigkeit von Provokateuren“ nennt[4] – und bei Hermann Weber: Dieser erklärt, Hein sei zu „Hitler übergelaufen“ beziehungsweise er habe „vor der NSDAP […] kapituliert.“[5]

Als Person wird Hein von Wehner als ein „kraftmeierischer Renommierprolet“ gekennzeichnet, der sich „auf seine sogenannte Urwüchsigkeit viel zugute getan“ habe.

Literatur

  • Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Karl Dietz Verlag, Berlin 2004, S. 297–298, ISBN 3-320-02044-7.
  • Stefan Heinz: Moskaus Söldner? Der Einheitsverband der Metallarbeiter Berlins. Entwicklung und Scheitern einer kommunistischen Gewerkschaft. VSA-Verlag, Hamburg 2010, S. 151, 277, 367f., 395, 446, 453, ISBN 978-3-89965-406-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gisela Helwig: Deutschland Archiv, 1970, S. .
  2. Der Berliner Börsen Courier vom 10. Februar 1933 führt Hein in der Liste der zu dieser Zeit in Schutzhaft befindlichen Personen auf.
  3. Herbert Wehner: Zeugnis, 1982, S. 79.
  4. Rudolf Morsey: Das Ende der Parteien, 1933, S. 693.
  5. Hermann Weber: Von Rosa Luxemburg zu Walter Ulrbicht, 1970, S. 106.

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