Wilhelm Herrmann

Wilhelm Herrmann

Wilhelm Herrmann (* 6. Dezember 1846 in Melkow; † 2. Januar 1922 in Marburg an der Lahn) war ein deutscher evangelischer Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wilhelm Herrmann der Jüngere wurde am 6. Dezember 1846 als Sohn eines Pfarrers in Melkow in der Altmark geboren.[1] Er starb am 2. Januar 1922 als „professor emeritus theologiae“ in Marburg.

Ab Winter 1866 studierte Herrmann an der Universität in Halle Theologie und wurde August Tholucks Amanuensis, fungierte also als dessen Schreibgehilfe oder Sekretär.

Schon früh widmete er sich philosophischen Studien. Maximilian Besser (1844–1900), zu jener Zeit als Privatdozent der Theologie an der hallenser Universität tätig und vor Herrmann Tholucks Sekretär, machte ihn auf Albrecht Ritschls Hauptwerk, Die christliche Lehre von der Rechtfertigung und Versöhnung. 1870–1874, aufmerksam. Anfang 1875 legte Herrmann seine theologische Lizentiatenprüfung ab und habilitierte sich mit einer Studie über Gregorii Nysseni sententiae de salute adipiscenda, 1875.

Am 22. Januar 1875 schrieb er in einem Brief an Ritschl, welchem Schreiben er seine Lizentiatendissertation beilegte: „Seitdem ich mit Besser in näherem Verkehre stehe, hat er nicht abgelassen, mich auf Ihre Schriften hinzuweisen als ein Mittel, mich aus dem Bann der Bildung, die ich mir teils in der Übereinstimmung, teils in dem Gegensatze zu Halleschen Anregungen erworben habe, zu befreien. Mich in ihren Schriften einzuleben, ist seitdem die eine wissenschaftliche Aufgabe, die ich mir selber gestellt habe.“ Besser, „ungewöhnlich regsamen Geistes“ und allem Neuen zugetan, schrieb Ferdinand Kattenbusch (1851–1935) in seiner Autobiographie (abgedruckt in: Die Religionswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Herausgegeben von Erich Stange. Band 5: Martin Dibelius, Paul Feine, Ferdinand Kattenbusch, Emil Walter Mayer, Willy Staerk, Paul Wernle. Verlag Felix Meiner. Leipzig 1929. 4, 252, 12 Seiten und 6 Abbildungen. S. 85–121), sei in Halle der eigentliche Stifter der so genannten Ritschelschen theologischen Schule gewesen.

Herrmann wurde 1879 als ordentlicher Professor mit der Lehrerlaubnis für systematische Theologie an die Universität in Marburg berufen. Die Hochschule wurde die Stätte seiner Lebensarbeit, welche er trotz mehrfacher Berufungen auf Lehrstühle namhafter Universitäten treu blieb.

Herrmann war unter den Schülern Ritschls derjenige, der dessen Theologie am selbstständigsten weiterbildete. Theologen verschiedenartiger Auffassungsweisen wie Karl Barth (1886–1968) und Rudolf Bultmann (1884–1976) verdankten ihm entscheidende Anregungen. Neben Barth und Bultmann gehörte der als theologischer Lutherforscher bekannte schwedische Bischof Einar Billing (1871–1939) zu seinen bedeutenderen Schülern.

Literatur

Theodor Mahlmann, Das Axiom des Erlebnisses bei Wilhelm Herrmann (Diss. theol. Münster, 1961), in: NZSTh 4, 1962, 11 ff.

Ders., Philosophie der Religion bei Wílhelm Herrmann, NZSTh 6, 1964, 70 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl-Heinz Michel: Herrmann, Wilhelm. (1846-1922). In: Helmut Burkhardt und Uwe Swarat (Hrsg.): Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. 2, R. Brockhaus Verlag, Wuppertal 1993, ISBN 3417246423, S. 900.

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