- Amanuensis
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Amanuensis (Plural: Amanuenses) ist eine veraltete Bezeichnung für einen Sekretär oder Schreibgehilfen eines Gelehrten. Der Begriff ist lateinischen Ursprungs und kann wörtlich als „Handarbeiter“ oder „Handlanger“ übersetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Mit Amanuensis wurde im antiken Rom ein Sklave bezeichnet, der in seinem Dienst seinem Herrn für manuelle Arbeiten „die Hand zu reichen“ hatte. Später wurde der Begriff speziell auf einen eng vertrauten Diener angewendet, oft ein Freigelassener, der seinem Herrn als persönlicher Sekretär diente.
Amanuenses seit der Frühen Neuzeit
Im akademischen Bereich
Im akademischen Bereich bezeichnete der Amanuensis einen Schreiber, der eine behinderte oder verletzte Person in einer schriftlichen Prüfung oder beim Erstellen schriftlicher Arbeiten unterstützte.
Der Begriff wurde auch für wissenschaftliche Mitarbeiter in Bibliotheken, Archiven oder Museen verwendet und für Forschungsassistenten, die an einer eigenen wissenschaftlichen Arbeit forschten.
In der Chemie oder Physik bezog sich der Begriff auf einen technisch geschulten Laborassistenten, der für die Vorbereitung von Versuchen, Experimenten und die Wartung der Instrumente verantwortlich war.
In skandinavischen Ländern, wie Norwegen und Schweden, ist Amanuensis ein akademischer Titel und bezeichnet einen Hochschullehrer ohne Doktorgrad. Dieser Titel entspricht etwa dem außerplanmäßigen oder außerordentlichen Professor an deutschen bzw. österreichischen Hochschulen. Der norwegische Førsteamanuensis (übersetzt: erster Amanuensis) hingegen setzt einen Doktorgrad voraus und entspricht dem US-amerikanischen associate professor, womit er zwischen der deutschen Juniorprofessur und einer vollen Professur angesiedelt ist.[1]
In anderen Bereichen
Im 19. und frühen 20. Jahrhunderts war Amanuensis die Berufsbezeichnung für männliche Sekretäre, die auf Schiffen oder in Eisenbahnen, den Reisenden der höheren Beförderungsklassen für Dienstleistungen zur Verfügung standen. Im englischen Sprachgebiet verwenden bisweilen Arbeitgeber die Bezeichnung für, meist ungelernte, Arbeiter am unteren Ende der Hierarchie, vgl. Faktotum.
Bedeutende Amanuenses
Während der Begriff seit dem frühen 20. Jahrhundert kaum noch verwendet wird, wurden in älteren Schriften die Sekretäre und engen Mitarbeiter von Wissenschaftler und Gelehrten gewöhnlich so bezeichnet. Die Tätigkeit als Amanuensis war, neben der des Hauslehrers, seit der Frühen Neuzeit ein üblicher Berufsstart für junge Akademiker. Der Name wird auch von Suzanne Vega genutzt. Er ist der Name für ihr eigenes Plattenlabel.
Amanuensis Lebensdaten im Dienst von: Tertius 1. Jahrhundert Apostel Paulus Johannes Gramann[2] 1487 - 1541 Johannes Eck, später von Martin Luther Francesco Melzi um 1491/92 - um 1570 Leonardo da Vinci Veit Dietrich[3] 1506 - 1549 Martin Luther Johannes Oporinus[4] 1507 - 1568 Paracelsus Thomas Hobbes 1588 - 1679 Francis Bacon Johann Friedrich Hodann[5] 1674 - nach 1734 Gottfried Wilhelm Leibniz Ehregott Andreas Wasianski[6] 1755 - 1831 Immanuel Kant Michael Faraday 1791 - 1867 Humphry Davy Georg Schulze[7] 1807 - 1866 Jakob Grimm Einzelnachweise
- ↑ Liste der englischen Äquivalente für norwegische akademische Grade: http://www.ntnu.no/adm/info/engelsktermer
- ↑ Carl Alfred von Hase: Poliander, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 576 f.
- ↑ Johann Jakob Herzog: Dietrich, Veit. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 196 f.
- ↑ Karl Steiff: Oporinus, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 381–387.
- ↑ Erwähnung in: Carl von Prantl: Gottfried Wilhelm Leibniz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 172–209.
- ↑ Erwähnung in:Carl von Prantl: Immanuel Kant. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 81–97.
- ↑ Heinrich Pröhle: Schulze, Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 775 f.
Weblinks
Wiktionary: Amanuensis – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Amanuensis. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 1, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, S. 439.
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