- Wilhelm von Rubruk
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Wilhelm von Rubruk (andere Schreibweisen: siehe unten) (* zwischen 1215 und 1220 in Cassel, heute Frankreich; † um 1270) war ein Franziskaner und Forschungsreisender, der als einer der ersten Europäer die Kultur der Mongolen studierte.
Inhaltsverzeichnis
Namensvarianten
Der Name ist in verschiedenen Schreibweisen überliefert, die durch Transkriptionen in verschiedene Sprachen bedingt sind:
Wilhelm von Rubruk, Wilhelm von Ruysbroeck, Wilhelm von Ruysbroek, Guilelmus de Ruysbroek, William Rubruquis, Willem van Ruysbroek, Willelmus de Rubruk, William von Roebruk, William of Rubruck, William Rubruquis, Guilelmus de Rubruc, Wilhelm von Rubruck, Willem van Ruysbroeck, Guillaume de Rubrouck, Gulielmus de Rubruquis, Guillaume de Rubruquis, Willem van Ruusbroec.
Frühes Leben
Der Flame trat bereits in jungen Jahren den franziskanischen Minderbrüdern bei, studierte in Paris und reiste 1248 im Gefolge König Ludwigs IX. ins Heilige Land, wo er vier Jahre in Akkon verweilte.
Auf Mission zum Großkhan
1252 schließlich trat er im Auftrag des Königs eine Reise in den Fernen Osten an. Rubruk reiste zuerst nach Konstantinopel, von wo er am 7. Mai 1253 gemeinsam mit Ordensbruder Bartholomäus von Cremona, einem Dolmetscher und einem Diener nach Zentralasien aufbrach.
In Karakorum
Nach abenteuerlicher Reise erreichten sie am 27. Dezember 1253 (nach anderen Quellen im April 1254) die mongolische Hauptstadt Karakorum. Dort durften sie sich mit Erlaubnis des damaligen Großkhans Möngke Khan (Mangu) etwa ein halbes Jahr lang an dessen Hof aufhalten. Dieser vierte Nachfolger des Dschingis Khan empfing sie am 4. Januar 1254 in Audienz.
In religiöser, politischer und diplomatischer Hinsicht war Wilhelms Reise eine große Enttäuschung, denn entgegen den Erwartungen Ludwigs IX. hatte der Großkhan mit seiner toleranten Einstellung anderen Religionen und Kulturen gegenüber keinerlei Interesse daran, die westliche Christenheit im Kampf gegen den Islam und bei dem Versuch einer Wiedereroberung des Heiligen Landes zu unterstützen, nachdem das Königreich Jerusalem in der Schlacht von Hattin 1187 an die Muslime gefallen war. Hinsichtlich der Erwartungen des Papstes trafen Wilhelm und sein Glaubensbruder zwar auf im Einflussbereich des Mongolenreiches lebende Christen, doch eine weitere Missionierung der Mongolen erschien ihnen nicht erfolgversprechend. Er selbst nutzte den Aufenthalt zu interreligiösen Diskussionen mit Buddhisten, Moslems und Nestorianern.
Rückreise
Im Frühjahr 1255 verließ Wilhelm von Rubruk Karakorum, kehrte 1255 nach Zypern zurück, wo er den französischen König auf Grund dessen vorheriger Abreise nicht mehr antraf, und kam danach am 15. August 1255 in Tripolis bei Beirut an. Dort ließen ihn seine Ordensoberen nicht zu seinen Auftraggebern nach Rom oder Frankreich weiterreisen, sondern betrauten ihn mit der Aufgabe eines Lektors der Theologie in Akkon. In Akkon diktierte er seinen Reisebericht Itinerarium Willelmi de Rubruc in Form eines Briefes an den französischen König und ließ ihn durch seinen Reisedolmetscher diesem überbringen.[1] Er zählt in der Forschung als die erste europäische Beschreibung, die im Wesentlichen zuverlässige Informationen aus dem Mongolenreich enthält.
Um 1257 befand sich Wilhelm wieder in Paris, weitere Lebensdaten sind nicht bekannt.
Mitte des 14. Jahrhunderts griff Jean de Mandeville für seine fiktiven „Reisen“ unter anderem auch auf die Berichte von Wilhelm von Rubruk zurück.
Kritische Ausgabe
- Wilhelmus Rubruquensis O. F. M.: Itinerarium ad partes orientales. Ed. A. van Wyngaert, Itinera et relationes Fratrum Minorum saeculi XIII et XIV (Sinica Franciscana I). 1929, S. 164–332.
Deutsche Übersetzungen
- Wilhelm von Rubruk: Reise zu den Mongolen 1253–1255, übersetzt und erläutert von Friedrich Risch. (=Veröffentlichungen des Forschungsinstituts für Vergleichende Religionsgeschichte an der Universität Leipzig; Reihe 2; 13) Leipzig 1934
- Wilhelm von Rubruk: Reisen zum Grosskhan der Mongolen: von Konstantinopel nach Karakorum 1253–1255. Neu bearbeitet und herausgegeben von Hans D. Leicht. Stuttgart 1984, ISBN 3-522-60430-X
- Wilhelm von Rubruk: Beim Grosskhan der Mongolen. 1253–1255. Herausgegeben von Hans D. Leicht. Stuttgart 2003, ISBN 3-86503-003-3
Literatur
Fachliteratur
- Guillaume de Rubrouck: Voyage dans l’empire mongol. Payot, 1985.
- Solance Marin: Guillaume de Rubrouck. In: Encyclopédia Universalis, 2001.
- Maria Bonewa-Petrowa: Rubrucks Reisebeschreibung als soziologische und kulturgeschichtliche Quelle. In: Philologus, Nr. 115 (1971), S. 16–31.
- Marina Münkler: Erfahrung des Fremden. Die Beschreibung Ostasiens in den Augenzeugenberichten des 13. und 14. Jahrhunderts. Akademie Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-05-003529-3, (auszugsweise bei Google-book)
Romane
- Peter Berling hat Wilhelm von Rubruk (unter dem Namen William von Roebruk) und dessen Reisebericht für seine Pentalogie über die „Kinder des Gral“ (Die Kinder des Gral, Das Blut der Könige, Die Krone der Welt, Der schwarze Kelch, Der Kelim der Prinzessin) zur Vorlage genommen.
Biografien
- Friedrich Ratzel: Rubruk, Wilhelm von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 432–434.
- Helmut Feld: WILHELM von Rubruk. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 1268–1270.
Weblinks
- Literatur von und über Wilhelm von Rubruk im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Rubrucks Reiseroute
- Franziskanerorden
französischsprachige Links
- Les voyageurs occidentaux chez les Mongols au XIII siècle: La découverte de l’Autre, Sylvie Le Bel, 2000
- L'association Guillaume de Rubrouck
- Zugriff auf die französische Version des Reiseberichts über Wikisource
englischsprachige Links
- vollständiger Text des Reiseberichts in Latein und Englisch von der Universität Adelaide
- Im Geburtsort von Wilhelm von Rubruck Cassel wird eine kleine Dauerausstellung über den Entdecker gezeigt das Maison Guillaume de Rubrouck
- „William of Rubruck’s Account of the Mongols“
Einzelnachweise
- ↑ Marina Münkler: Erfahrung des Fremden. Die Beschreibung Ostasiens in den Augenzeugenberichten des 13. und 14. Jahrhunderts, Akademie Verlag, Berlin 2000, S. 43
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