- William Gilbert
-
William Gilbert, auch William Gylberde (* 24. Mai 1544 in Colchester, Essex, England; † 10. Dezember 1603 in London oder Colchester) war ein englischer Arzt und als Physiker einer der Wegbereiter der modernen naturwissenschaftlichen Forschung, insbesondere auf dem Gebiet der Elektrizität.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Nach Abschluss seines Medizinstudiums in Cambridge ließ William Gilbert sich etwa 1573 als Arzt in London nieder. Er wurde Mitglied des Royal College of Physicians, einer Selbstverwaltungskörperschaft der Mediziner in London. Im Jahr 1600 wurde er zum Präsidenten des Royal College. 1601 erhielt er die Stelle des Hofarztes von Königin Elisabeth I., nach deren Tod am Hof von König James I..[1] Gilbert war nie verheiratet.
Gilbert war der erste Forscher, der mit sorgfältig geplanten Experimenten und systematisch die Eigenschaften magnetischer Erze erforschte. Dabei widerlegte er auch manche Legenden, die sich rund um magnetische Erscheinungen gebildet hatten - so etwa, dass Knoblauch einen Magneten entmagnetisieren könne.[2]
Mit seinen Untersuchungen zur vis electrica (von ihm stammt auch der Gebrauch dieses Wortes) leitete er die moderne Lehre der Elektrizität ein. Er unterschied als Erster eindeutig zwischen Magnetismus und der statischen Elektrizität[3], untersuchte die elektrische Aufladung an vielen Substanzen (nicht nur an dem namengebenden Bernstein).
Während manche seiner Zeitgenossen meinten, die Spitze der Kompassnadel werde vom Polarstern angezogen, zeigte er überzeugend, dass die Erde insgesamt als ein einziger Magnet mit zwei Polen angesehen werden muss. Dies folgerte er auch aus der von Georg Hartmann entdeckten und von Robert Norman bekannt gemachten Inklination der Magnetnadeln. Entscheidend jedoch waren seine eigenen Experimente mit einem kugelförmigen Magneten, den er „Terella“ nannte.[4]
Sein Hauptwerk De Magnete, Magnetisque Corporibus, et de Magno Magnete Tellure (Über den Magneten, Magnetische Körper und den großen Magneten Erde) erschien 1600 und gibt einen weiten Überblick über seine Forschungen zum Magnetismus und zu Phänomenen der Elektrizität.[1]
Dazu gehört auch seine Überzeugung, dass der Erdmagnetismus direkt mit der Drehbewegung (er war Anhänger der kopernikanischen Lehre) der Erde zusammenhänge. Nach seiner Vorstellung war der Magnetismus die „Seele“ der Erde - woraus er eine ganze „magnetische Philosophie“ entwickelte. Zeitgenossen Gilberts schätzten seine Leistung als Physiker hoch ein; Johannes Kepler und Galileo Galilei etwa waren an seinen Ausführungen zur Drehbewegung der Erde sehr interessiert. Er vertrat sogar die Ansicht, die Planeten würden von einer Art magnetischer Kraft auf ihren Bahnen gehalten.[4]
Gilbert stellte das erste neuzeitliche elektrische Messgerät her, das er als „Versorium“ bezeichnete. Es bestand nach seinen eigenen Angaben aus einem drei oder vier Finger langem Metall, das beweglich auf eine scharfe Spitze gesetzt wurde.[3]
Eine Sammlung von unvollendeten Schriften Gilberts wurde im Jahr 1651 von seinem Halbbruder unter dem Titel De Mundo Nostro Sublunari Philosophia Nova (Neue Philosophie über unsere sublunare Welt) veröffentlicht. Sie hinterließ bei weitem nicht den Eindruck wie sein Hauptwerk, das sich als wegweisend für die naturwissenschaftliche Forschung der nachfolgenden Generationen erwiesen hat.
Nach Gilbert wurde die cgs-Einheit Gilbert benannt, die allerdings veraltet ist.
Werke
- Tractatus, sive physiologia nova de magnete, magneticisque corporibus et de magno magnete tellure. Sex libris comprehensus, 1600 (Digitalisate: Ausgabe Stettin/Rostock 1628, Ausgabe Stettin 1633)
Literatur
- Kurt Sattelberg: Vom Elektron zur Elektronik. Elitera-Verlag Berlin 1971, ISBN 3-87087-033-8
Einzelnachweise
- ↑ a b Sattelberg: Vom Elektron zur Elektronik, S.21
- ↑ Sattelberg: Vom Elektron zur Elektronik, S.22-23
- ↑ a b Sattelberg: Vom Elektron zur Elektronik, S.24
- ↑ a b Sattelberg: Vom Elektron zur Elektronik, S.23
Weblinks
Commons: William Gilbert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia Foundation.