Wir sind des Geyers schwarzer Haufen

Wir sind des Geyers schwarzer Haufen

Wir sind des Geyers schwarzer Haufen ist ein nach dem Ersten Weltkrieg entstandenes politisches Kampflied, das die Taten des Florian Geyer und seines Schwarzen Haufens, einer Odenwälder Bauernarmee während der Bauernkriege des 16. Jahrhunderts glorifiziert.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Der Text des Liedes entstand um 1920 in Kreisen der Jugendbewegung unter Verwendung von Textteilen des Gedichtes Ich bin der arme Kunrad von Heinrich von Reder (1885), die Melodie stammt von Fritz Sotke (1919). Stilistisch ist der Text an die Forderungen und die Rhetorik der Bauern des 16. Jahrhunderts angelehnt, eine antiklerikale Tendenz ist deutlich. Es existieren insgesamt 13 Strophen. Dieses Lied wurde in der Zwischenkriegszeit von linken und rechten revolutionären Gruppierungen gerne gesungen und vom Nationalsozialismus im Kampf gegen die katholische Kirche eingesetzt. Außerdem gehörte es zum offiziellen Liedgut der SS.[1] (Es gab weiterhin im Zweiter Weltkrieg eine Division der Waffen-SS namens "Florian Geyer").[2] Das Lied wurde nach 1956 Teil des offiziellen Liedgutes der NVA der DDR. Sehr oft findet man in Liederbüchern nur Teile des Liedes und diese in abgeschwächter Form. So wird aus Klosterdach einfach nur Dach, bzw. Ritterdach gemacht. In der Nachkriegszeit wurde das Lied unter anderem von Heino vertont; auch aktuelle Musiker, zum Beispiel die Mittelalter-Gruppen Die Streuner, Van Langen und Die Schnitter führen das Lied in jeweils abgewandelten Formen in ihrem Portfolio.

Text

Wir sind des Geyers schwarzer Haufen, heia hoho,
und wollen mit Tyrannen raufen, heia hoho.

Refrain: Spieß voran, drauf und dran,
setzt auf's Klosterdach den roten Hahn!

Wir wollens dem Herrn im Himmel klagen, kyrieleys,
daß wir den Pfaffen nicht dürfen totschlagen, kyrieleys.

Uns führt der Florian Geyer an, trotz Acht und Bann,
den Bundschuh führt er in der Fahn', hat Helm und Harnisch an.

Als Adam grub und Eva spann, kyrieleys,
wo war denn da der Edelmann? kyrieleys.

Des Edelmannes Kindelein, heia hoho,
das schicken wir in die Höll' hinein, heia hoho.

Des Edelmannes Töchterlein, heia hoho,
soll heute uns're Buhle sein, heia hoho.

Nun gilt es Schloß, Abtei und Stift, heia hoho,
uns gilt nichts als die Heil'ge Schrift, heia hoho.

Das Reich und der Kaiser hören uns nicht, heia hoho,
wir halten selber das Gericht, heia hoho.

Ein gleich' Gesetz das wollen wir han', heia hoho,
vom Fürsten bis zum Bauersmann, heia hoho.

Wir woll´n nicht länger sein ein Knecht, heia hoho,
Leibeigen, frönig, ohne Recht, heia hoho.

Bei Weinsberg setzt es Brand und Stank, heia hoho,
gar mancher über die Klinge sprang, heia hoho.

Sie schlugen uns mit Prügeln platt, heia hoho,
und machten uns mit Hunger satt, heia hoho.

Geschlagen ziehen wir nach Haus, heia hoho,
uns're Enkel fechten's besser aus, heia hoho.

Literatur

  • Walter Moßmann, Peter Schleuning: Wir haben jetzt die Schnauze voll, alte und neue politische Lieder. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1978, ISBN 3-499-17159-7
  • Karl Adamek:Politisches Lied heute: zur Soziologie des Singens von Arbeiterliedern : empirischer Beitrag mit Bildern und Noten. Band 4 der Schriften des Fritz-Hüser-Instituts für Deutsche und Ausländische Arbeiterliteratur der Stadt Dortmund, Verlag Klartext, Köln 1987

Einzelnachweise

  1. Vgl.Wir sind des Geyers schwarzer Haufen, in: Liederbuch-SS,Rasse- und Siedlunghauptamt SS (Hrsg.), Zentralverlag der NSDAP, München 19??, S. 51, f.
  2. Vgl. Martin Broszat et alii:Von Stalingrad zur Währungsreform: zur Sozialgeschichte des Umbruchs in Deutschland, Oldenbourg Vlg. München 1990 S 31, Weblink hier [1]

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