- Wire Strike Protection System
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Das Wire Strike Protection System (WSPS oder cable cutter; deutsch: Kabelkappsystem; ungebräuchliche deutsche Übersetzung: Schutzsystem bei Drahtkollision; Drahtschutzsystem) ist eine Sicherheitseinrichtung (passives Sicherheitssystem) bei Hubschraubern.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Das WSPS dient dem Schutz vor Unfällen durch Kollision mit Kabeln (z. B. Freileitungen, Seilbahnen, Spannseile an Türmen). Sollte der Pilot ein Stahlseil zu spät sehen und es zu einer gefährlichen Begegnung zwischen Hubschrauber und Drahtseil kommen, dann kann das WSPS Leben retten. Entwickelt wurde das System von Bristol Aerospace.
Technik
Das WSPS besteht aus drei Teilen: einem scharfkantigen Schneidemesser unter und über der Hubschraubernase (lower wire cutter, upper wire cutter), die unter dem Rotor (auf dem Kabinendach) und unter der Zelle angebracht sind und einer Ablenkschiene zur Verstärkung und als Führungsschiene für den aufprallenden Draht (windshield deflector). Diese Schiene ist vertikal auf die Mittelstrebe der Hubschraubernase montiert. Sie leitet den Draht in das obere oder untere Drahtschneidemesser, das dann den aufprallenden Draht zerschneidet.
Bei manchen Systemen (z. B. beim OH-58-Hubschrauber) ist die Ablenkschiene an der Frontscheibe abrasiv gestaltet, so dass sich der Draht beim Gleiten über die Ablenkschiene teilweise durchscheuert und so schon geschwächt wird, bevor er in das obere oder untere Schneidemesser gelangt.
Diese Sicherheitsausrüstung wird auch als Wire Strike Kit bezeichnet. Sie ist für die meisten Hubschraubereinsätze nicht vom Hersteller oder Gesetzgeber vorgeschrieben, erhöht aber gerade für Hubschrauber mit Spezialaufgaben in niedrigen Flughöhen die Sicherheit. Das Problem ist, dass es sich um spezielle gehärtete Drahtschneidemesser handelt, die relativ teuer sind. Außerdem kann das Wire Strike Protection System nicht an allen Hubschraubertypen montiert werden[1].
In 70 bis 80 % der Unfälle durch Drahtseile rutscht das Drahtseil auf die Oberseite des Hubschraubers, da der vorderste Punkt der Hubschraubernase meist relativ niedrig liegt. Dort reißt dann das Drahtseil den Rotor ab. Mit dem WSPS überlebt der Pilot den Kontakt mit einem (einzigen) Draht mit 95 % Wahrscheinlichkeit. Sollte er aber Kontakt mit 2, 3 oder 4 Drähten haben, dann sinkt seine Überlebenswahrscheinlichkeit auf 75 %, 50 % bzw. 25 %[2].
Kennzeichnung von Hindernissen
Unabhängig von der Ausrüstung der Hubschrauber mit WSPS werden Freileitungen in Autobahnnähe mit roten Bällen markiert (engl. wire marker zu Deutsch: Seilmarker), um ihre Erkennbarkeit für Hubschrauberpiloten bei verminderter Sichtweite zu verbessern. Besonders Rettungshubschrauber navigieren während ihrer Einsätze entlang der Autobahn, auf der sie dann auch landen müssen. In Deutschland ist diese Regelung in der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen Abschnitt 2 „Tageskennzeichnung“ in Punkt 5.4; und in Österreich durch die Zivilflugplatz-Verordnung (ZFV 1972) 6. Abschnitt „Kennzeichnung von Hindernissen“ im § 68 geregelt.
Einzelnachweise
Weblinks
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Commons: Wire Strike Protection System – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Informationen auf der Website des Herstellers Magellan Aerospace (Englisch)
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