- Rettungshubschrauber
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Flugzeugdaten RTH Besatzung: Notarzt, HEMS Crew Member, Pilot(en), ev. Bordwart/Bergretter Einsatz: akute Notfälle mit Notarztindikation, Sekundärverlegungen Rettungshubschrauber (RTH, Rettungs-Transport-Hubschrauber) sind speziell ausgerüstete Hubschrauber, die in der Luftrettung als Notarztzubringer im Rahmen des Rendezvous-Systems („Primär-Einsatz“)[1] und als Verlegungsmittel für Klinikpatienten („Sekundär-Einsatz“) dienen. In Österreich werden sie überwiegend als Notarzthubschrauber (NAH) bezeichnet.
Notarzt-Einsatz-Hubschrauber (NEH) dagegen sind reine Notarztzubringer, entsprechen dem am Boden eingesetzten Notarzteinsatzfahrzeug und können keine Patienten transportieren. Im Gegensatz zu den Rettungshubschraubern werden sie nur selten vorgehalten.
Inhaltsverzeichnis
Einsatzbereich
Notarzteinsatz
Die Rettungsleitstelle entsendet einen Rettungshubschrauber immer dann, wenn ein schneller Notarzteinsatz notwendig ist und kein bodengebundener Notarzt zur Verfügung steht oder wenn die speziellen Vorteile eines Rettungshubschraubers gefragt sind. Es wird ebenfalls nach der Schwere der Verletzungen und nach anderen medizinischen Kriterien entschieden, ob der RTH eingesetzt werden muss. In den meisten Fällen werden die Patienten anschließend nicht mit dem RTH, sondern mit einem Rettungswagen transportiert.
Vorteile
- Einsatzfähigkeit in schwer zugänglichen Gegenden.
- Unabhängigkeit von Staus und Fahrbahnzustand (z. B. Eisglätte).
- zügiger und schonender Transport mit medizinischer Betreuung und umfassender Überwachungsmöglichkeit auch in weiter entfernte Krankenhäuser.[2]
Nachteile
- Abhängigkeit von Witterungs- und Sichtbedingungen.
- Nachteinsätze nur mit speziellen Hubschraubern, zum Beispiel in Bayern.
- Nachtflüge in Baden-Württemberg verboten (Stand: Februar 2009).
Obwohl Rettungshubschrauber auch nachts eingesetzt werden können, ist das Risiko für Landungen in unbekanntem Gelände dabei so hoch, dass sich die Dienstzeit meist nur auf die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang beschränkt. Nachteinsätze sind dementsprechend selten.
Seit Mitte 2009 laufen bei europäischen Herstellern Initiativen, den Einsatz von bislang vorwiegend militärisch genutzten Nachtsichtbrillen (engl.: NVG = Night Vision Goggles, siehe auch Nachtsichtgerät) auch für zivile Hubschraubereinsätze, insbesondere die Rettungsfliegerei zuzulassen. Hierfür müssen die Hubschrauber über ein besonders gestaltetes Cockpit (NVG kompatibel) und besonders gestaltete Außenbeleuchtung (NVG freundlich) verfügen. Es muss eine entsprechend leistungsfähige Nachtsichtbrille nach modernem Standard (Class B) verwendet werden. Die Crew muss speziell geschult sein und das Einsatzgebiet bei Tageslicht kennen. Die entsprechend ausgestatteten Hubschrauber erhalten Einzelzulassungen der europäischen Luftfahrtbehörde EASA.[3][4]Die Vor- und Nachteile der Durchführung eines Fluges müssen gegeneinander abgewogen werden. In Zweifelsfällen trifft der Pilot die Entscheidung, er hat die Verantwortung für die Sicherheit seines Hubschraubers und der Besatzung.
Patienten-Verlegungsflüge
Die nächtliche Luftrettung auf dem Sektor der interklinischen Patienten-Verlegungsflüge hingegen ist keine Besonderheit mehr. Eine erhebliche Anzahl von Intensivtransporthubschrauber-Stationen ist rund um die Uhr einsatzbereit.
Ausrüstung
Die Mindestausstattung orientiert sich hinsichtlich der medizinischen Geräte, Medikamente und Materialien am Notarztwagen; sie ist durch die DIN 13230-3 geregelt. Damit kann eine Versorgung vor Ort und während des Transportes auf notfallmedizinischem Niveau erfolgen.
Für spezielle Anforderungen kann die Ausrüstung auch erweitert werden. Zum Beispiel ist am Meer oder im Gebirge (zum Einsatz bei Bergunfällen) am Rettungshubschrauber oft auch eine seitliche Winde angebracht, womit der Patient auf einer Trage im Flug hochgehoben und verladen werden kann. Ohne diese Winde kann der Patient zwar auch mit dem Hubschrauber hochgezogen werden, dann muss aber der Hubschrauber später landen, um den Patienten auch verladen zu können.
Besatzung
Die Besatzung eines deutschen RTH besteht in der Regel aus dem Piloten, einem Notarzt und einem HEMS Crew Member, einem speziell ausgebildeten Rettungsassistenten. Bei bestimmten RTH-Typen gehört zur fliegerischen Besatzung zusätzlich ein Bordwart. Fallweise werden auch Praktikanten mitgenommen.
Pilot und Bordwart sind Angestellte des Betreibers. Der HEMS Crew Member ist oft Angestellter der Hilfsorganisation, mit der der Betreiber eine Partnerschaft eingegangen ist, selten beim Betreiber selbst angestellt (Ausnahme etwa die Hubschrauber der Bundeswehr). Der Notarzt ist ein Arzt des Krankenhauses, an dem der RTH stationiert ist, in vielen Fällen leistet er in der einsatzfreien Zeit normalen Stationsdienst.
In Österreich werden Rettungshubschrauber mit einem Notarzt, einem Piloten, sowie einem zum HEMS Crew Member ausgebildeten Notfallsanitäter besetzt. Bei einigen RTHs, die vorwiegend in alpinem Gelände eingesetzt werden, ist als viertes Besatzungsmitglied ein ebenfalls speziell geschulter Bergretter an Bord. Hauptsächlich aus finanziellen Gründen wird aber auch auf diesen Hubschraubern zunehmend die Besatzungszahl auf drei reduziert, in diesem Fall müssen die Notfallsanitäter die Bergretter-Ausbildung, sowie eine Flugretter-Schulung absolvieren.
Reichweite
Der Aktionsradius beträgt typischerweise 50–70 km. Durch die vorhandenen Hubschrauber wird damit ein Großteil des bundesdeutschen Gebiets abgedeckt.[5]
Betreiber
Deutschland
In Deutschland werden Rettungshubschrauber vom ADAC (38), der DRF Luftrettung mit ihren Partnern HDM Luftrettung und HSD (29[6]), dem Bundesministerium des Innern (12), der Elbe Helicopter Rainer Zemke GmbH & Co. KG (1) und der HeliFlight GmbH & Co. KG (1) betrieben. Die Bundeswehr hat mit den Hubschraubern der Luftwaffe den Flugbetrieb an Rettungszentren eingestellt. Sie betreibt weiterhin den SAR-Dienst in Deutschland. Die Hubschrauber können im Einzelfall zu zivilen Rettungsdiensteinsätzen alarmiert werden. Sie sind keine notarztbesetzten Rettungsmittel.
Sie werden nach dem Schutzpatron der Reisenden, dem heiligen „Christophorus“ benannt. Daher lautet ihr Funkrufname Christoph + Kennzahl – also beispielsweise „Christoph 1“ für den Rettungshubschrauber in München. Wird der Hubschrauber in der grenzüberschreitenden Rettung eingesetzt werden, trägt er bis auf wenige Ausnahmen als Zusatz „Europa“ (Bsp.: „Christoph Europa 1“). Analog dazu heißen auch die Rettungshubschrauber des österreichischen ÖAMTC „Christophorus“. Die SAR-Hubschrauber der Bundeswehr haben abweichend hierzu den Funkrufnamen SAR (+ Kennzahl).
Standorte
siehe Liste der Standorte im Artikel Luftrettung
Österreich
In Österreich werden die Rettungshubschrauber hauptsächlich vom Christophorus Flugrettungsverein, aber auch von privaten Unternehmen betrieben.
Siehe auch
- Unterscheidung in Intensivtransporthubschrauber, Notarzteinsatzhubschrauber und Großraum-Rettungshubschrauber
- Luftrettung in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, in der Slowakei, in Tschechien und in Italien
Literatur
- Hinkelbein J, Glaser E.: Flugmedizin, UniMed, Bremen, 2007. ISBN 978-3-89599-954-3.
- Karl Neno, Gunter Carloff: Einsatz für den Rettungshubschrauber, Kisterkall Verlag, Köln, 2001. ISBN 978-3-935604-00-0.
Einzelnachweise
- ↑ Cimolino, Dickmann: Die Sonder- und Wegerechte von Notarzteinsatzfahrzeugen im Straßenverkehr, NZV 2008, 118, 118.
- ↑ Ärzte Zeitung vom 10. Januar 2008, S. 10: Schnelligkeit steigert nach Unfällen die Überlebenschancen.
- ↑ Helicopter EC145, naval helicopter : Configuration and options – Eurocopter, an EADS company. Eurocopter.com. Abgerufen am 12. Juni 2010.
- ↑ AeroBrief 23/2010 | Aerospace | Eurocopter: Rettungshubschrauber EC135 für das Bundesministerium des Innern. Entity38.de (22. Februar 2007). Abgerufen am 12. Juni 2010.
- ↑ Stützpunkte der Luftrettung in Deutschland. ADAC-Luftrettung GmbH, Juli 2011, abgerufen am 15. August 2011.
- ↑ Betreiber | rth.info – Faszination Luftrettung | Rettungshubschrauber online. rth.info (23. September 2008). Abgerufen am 12. Juni 2010.
Weblinks
Commons: Rettungshubschrauber – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienWiktionary: Rettungshubschrauber – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Internationale Fotogalerie von Rettungshubschraubern
- Stationstabelle deutscher Rettungshubschrauber
- Allgemeine Infos zur Luftrettung
- Rettungshubschrauber.de Luftrettung in Deutschland
- Homepage der deutschen Rettungsflugwacht
- Homepage des Christophorus Flugrettungsvereins
- Homepage der Luftrettung des ADAC
- Stützpunkte der Luftrettung in Deutschland. ADAC-Luftrettung, gGmbH, 20. Mai 2006, abgerufen am 5. August 2010 (96 kB).
Kategorien:- Rettungshubschrauber
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