Wladimir Giesl Freiherr von Gieslingen

Wladimir Giesl Freiherr von Gieslingen

Wladimir Giesl Freiherr von Gieslingen (* 18. Februar 1860 in Pécs; † 20. April 1936 in Salzburg) war ein österreichischer Diplomat und General.

Leben

Wladimir Giesl Freiherr von Gieslingen war der jüngste Sohn des späteren Feldzeugmeisters Heinrich Karl Giesl Freiherr von Gieslingen. Nach seiner Ausbildung in der Theresianischen Militärakademie wurde er 1879 einem Ulanenregiment zugeteilt. 1884 wurde er Mitglied des Generalstabes. Bis 1893 diente er in verschiedenen Einheiten in Tarnów (Tarnau), Brünn, Sarajewo und Theresienstadt.

1893 wurde Giesl Militärattaché der k. u. k. Botschaft in Konstantinopel, im Jahr darauf zum Major befördert. Nach Ende des Türkisch-Griechischen Kriegs um Kreta gehörte Giesl zum internationalen „Gendarmeriekommando“[1], das den Frieden auf der Mittelmeerinsel sicherte. 1898 wurde er zusätzlich zum Militärattaché in Athen und Sofia ernannt. 1906 wurde er zum Generalmajor befördert und zum Militärbevollmächtigten der Botschaften in Konstantinopel und Athen aufgewertet. Im April 1907 gehörte Giesl zur Delegation der Donaumonarchie auf der zweiten Haager Friedenskonferenz. Im Jahr 1909 wurde Giesl "außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister" in Montenegro, ein Jahr später folgte die Beförderung zum Feldmarschall-Leutnant. 1913 wurde er zum k. u. k. Botschafter in Belgrad ernannt.

In der Am 28. Juni 1914 wurde der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand ermordet. (Attentat von Sarajevo). Österreich-Ungarn stellte Serbien am 23. Juli 1914 ein scharfes, auf 48 Stunden befristetes Ultimatum. Als Botschafter in Belgrad war es Wladimir Giesl von Gieslingens Aufgabe, der serbischen Regierung die Demarche zu übergeben. Gemäß dem Befehl von Außenminister Leopold Graf Berchtold verließ Giesl das Land 48 Stunden nach der Übergabe, nachdem Serbien das Ultimatum nicht bedingungslos akzeptierte. Diese Julikrise genannten Ereignisse führten in den Ersten Weltkrieg: Am 28. Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg.

Nach seiner Rückkehr nach Wien fungierte Giesl als Verbindungsoffizier des Außenministeriums zum Armeehauptquartier. Generalstabschef Conrad von Hötzendorf misstraute Giesl und beschuldigte ihn, militärische Geheimnisse ans Außenministerium weiter gegeben zu haben. Nachdem 1915 das Ansuchen Giesls um Versetzung zur kämpfenden Truppe abgewiesen wurde, trat er in den Ruhestand. 1917 wurde er noch einmal auf eine diplomatische Mission nach Konstantinopel entsandt, wo er einen Besuch von Kaiser Karl vorbereitete.

Wladimir Giesl von Gieslingen war der Bruder von Arthur Giesl von Gieslingen.

Literatur

Eduard Ritter von Steinitz, Zwei Jahrzehnte im Nahen Orient. Aufzeichnungen des Generals der Kavallerie Baron Wladimir Giesl, Berlin 1925

Einzelnachweise

  1. Austro-Hungarian Army – Wladimir Giesl Freiherr von Gieslingen (engl.)

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