Wulfen-Barkenberg

Wulfen-Barkenberg
Springbrunnen am Wulfener Markt
Rundbau von Kleihues am Wulfener Markt
"Rote" Finnstadt von Korhonen
Katholische St.-Barbara-Kirche

Die Neue Stadt Wulfen (Barkenberg) ist ein in den 60er und 70er Jahren geplantes und teilweise gebautes Städtebauprojekt in Wulfen, welches heute ein Stadtteil von Dorsten ist.

Inhaltsverzeichnis

Planung

Mit der Nordwanderung des Steinkohlebergbaus wurden ab 1958 die Schächte 1 und 2 der Zeche Wulfen geteuft. Um Wohnraum für die geplanten 8.000 Beschäftigten zu schaffen, wollte man nicht die Modelle der Zechenkolonien wiederholen, sondern neue Wege in der Stadtplanung beschreiten. So schlossen sich die Bergwerksgesellschaft Mathias Stinnes AG, der Kreis Recklinghausen, das Amt Hervest-Dorsten, der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk sowie später eine Bank und die Gemeinden Wulfen und Lembeck zur Entwicklungsgesellschaft Wulfen zusammen und richteten 1961 einen Städtebauwettbewerb aus, der vom Berliner Prof. Fritz Eggeling gewonnen wurde. Die Detailplanung erfolgte mit seinen Mitarbeitern. Nach seinem frühen Tod wurde die Planungsgruppe dann Grosche-Börner-Stumpfl genannt.

Umsetzung

In der Endausbaustufe sollten Wohnungen für bis zu 50.000 Menschen und die Infrastruktur einer Stadt (Rathaus, Krankenhaus, Kaufhaus, Busbahnhof, etc.) unter Einbeziehung (Alt-) Wulfens errichtet werden. Da das Bergwerk nicht den vorausgesagten Erfolg brachte (nur max. 450 Arbeitsplätze), mussten die Pläne im Laufe der Zeit mehrmals reduziert werden.

Neben neuen Ansätzen wie Grünplanung und flächendeckend eingesetzter elektrischer Heizung fällt in der neuen Stadt vor allem die Verkehrsführung auf: Der Verkehr ist überwiegend durch „Rechts vor Links“ geregelt und die Straßenführung wabenförmig angelegt, so dass die Neue Stadt ohne Ampeln auskommt. Eine Vorfahrtstraße umkreist die Großsiedlung. Außerdem sind die Gehwege mit Unterführungen und Fußgängerbrücken miteinander vernetzt, so dass die meisten Straßen ohne Ampeln, 'Inseln' oder Zebrastreifen überquert werden können.

Die Metastadt, ein experimenteller Gebäudekomplex aus vorgefertigten Stahlbauteilen mit etwa 100 Wohneinheiten und 600 m² Gewerbeflächen, wurde aufgrund von Baumängeln 1987 nach nur 12 Jahren Nutzung abgerissen. Ein weiterer Experimentalbau ist das Habiflex mit ursprünglich flexiblen Innenwänden. Gelungen ist dagegen die Finnstadt des finnischen Architekten Toivo Korhonen. Die umstrittene Einkaufspassage stammt von Josef Paul Kleihues. Nach der Kommunalisierung der Entwicklungsgesellschaft 1985 und nach dem Abriss der Metastadt 1987 verschwand Wulfen aus den Schlagzeilen. Welches Aufsehen das Projekt mal erregt hat, zeigt der Umfang der Bibliographie (siehe Literatur). Auch heute noch werden viele Diplomarbeiten und Facharbeiten darüber geschrieben.

Die Neue Stadt Wulfen heute

Das Ziel der 50.000 Einwohner wurde schon um 1970 auf 30.000 reduziert, aktuell bevölkern knapp 10.000 Menschen Barkenberg und 5.000 Alt-Wulfen. Wegen großer Leerstände werden für 2007–2011 u.a. der Abriss eines Teils der Baugruppe Marschall, der Rückbau einiger höherer Häuser auf 4 Stockwerke sowie Modernisierungen vorbereitet (Programm Stadtumbau West).

Der Begriff Neue Stadt Wulfen wird seit 1985 (Kommunalisierung der Entwicklungsgesellschaft) nur noch selten verwendet, häufiger wird der 1975 nach Dorsten eingemeindete Ortsteil Wulfen-Barkenberg oder nur Barkenberg genannt. Offiziell gibt es nur einen Stadtteil Wulfen, der Alt-Wulfen und Barkenberg umfasst.

Literatur

  • Entwicklungsgesellschaft Wulfen mbH (Hrsg.): Das andere Wohnen. Beispiel Neue Stadt Wulfen. Stuttgart, Deutsche-Verlags-Anstalt, 1980, ISBN 3-421-02557-6
  • Krämer, Karl (Hrsg.): Neue Stadt Wulfen. Sonderheft der Reihe Architekturwettbewerbe. Stuttgart, Karl Krämer Verlag, 1962.
  • Planung Neue Stadt Wulfen. 2. Sonderheft Wulfen der Reihe Architekturwettbewerbe. Stuttgart, Karl Krämer Verlag, 1965.
  • Peter Broich: Neue Stadt Wulfen. In: Bund Deutscher Architekten Kreisgruppe Recklinghausen (Hrsg.): Architektur im Ruhrgebiet. Kreis Recklinghausen. Schmitz, Castrop-Rauxel 1986, ISBN 3-924014-01-9. S. 120-134
  • Bibliographie: siehe 2. Weblink

Weblinks

51.7333333333337.03333333333337Koordinaten: 51° 44′ N, 7° 2′ O


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