X-Klasse

X-Klasse
X-Klasse
X craft im Hafen von Portsmouth
X craft im Hafen von Portsmouth
Übersicht
Typ Kleinst-U-Boot
Einheiten 20 gebaut, alle außer Dienst
Dienstzeit

1942 - 1945

Technische Daten
Verdrängung

27 Tonnen (aufgetaucht)
30 Tonnen (getaucht)

Länge

15,62 Meter

Breite

1,75 Meter

Tiefgang

1,60 Meter

Tauchtiefe 91,5 Meter
Besatzung

4 Mann

Antrieb

1 Gardner-Dieselmotor mit 42 PS (31,3 kW)
1 Keith Blackman-Elektromotor mit 30 PS (22,3 kW) auf einen Propeller

Geschwindigkeit

6,5 Knoten (aufgetaucht)
5,5 Knoten (getaucht)

Reichweite

1400 Seemeilen (2520 km) aufgetaucht
82 Seemeilen (151,8 km) getaucht bei 2,2 kn

Die X-Klasse (auch X-crafts genannt) war eine Klasse von Kleinst-U-Booten, die von der Royal Navy während des Zweiten Weltkriegs für Spezialoperationen eingesetzt wurde. Der bekannteste Einsatz der Boote war die Operation Source im September 1943, bei der das deutsche Schlachtschiff Tirpitz schwer beschädigt wurde. Ab 1942 wurden 20 Boote gebaut, davon zwei Prototypen und sechs zu Trainingszwecken. Sieben U-Boote gingen während verschiedener Einsätze verloren, die restlichen wurden mit dem Kriegsende außer Dienst gestellt.

Das einzige noch erhalten gebliebene U-Boot der X-Klasse, X24, steht im Royal Navy Submarine Museum.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Boote wurden noch vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs für Spezialoperationen in küstennahen Gewässern entwickelt. Der Bau der beiden Prototypen, X3 und X4, begann 1939, 1942 waren sie dann einsatzfähig. Die ersten Erprobungsfahrten fanden im September und Oktober 1942 vor Schottland statt. Im Dezember 1942 begann Vickers-Armstrongs mit dem Bau der ersten Serienboote.

Technik

Besatzungsmitglied an der Tiefensteuerung

Rumpf und Antrieb

Der Rumpf der X-crafts war 15,62 Meter lang und 1,75 Meter breit. Der Innendurchmesser des Druckkörpers betrug 1,50 Meter, der Tiefgang des Bootes im aufgetauchten Zustand lag bei 1,60 Meter. Die Verdrängung lag aufgetaucht bei 27, getaucht bei 29,7 Standard-Tonnen. Der Druckkörper wurde in drei Sektionen von unterschiedlichen Herstellern gebaut (Bugsektion: Thornycroft, Mittelsektion: Vickers-Armstrong, Hecksektion: Brigham & Cowan) und bei Vickers-Armstrong endmontiert. Der gesamte Rumpf, der aus Stahlplatten mit quadratischen Verstärkungsstäben alle 165 mm gebaut war, war in vier Abteilungen unterteilt: im Heck befand sich der Maschinenraum, in dem sich die Antriebsanlage befand, davor war die Kommandozentrale, von wo aus das Boot gesteuert wurde. An die Kommandozentrale schloss sich eine enge Ausstiegsschleuse an, über die ein Taucher das Boot verlassen konnte. Im Bug befand sich ein kleiner Raum, der als Schlaf- und Lagerraum genutzt werden konnte. Die Boote verfügten über ein ausfahrbares Barr&Stroud-Periskop, zur Navigation stand ein Kreiselkompass zur Verfügung. Außerdem waren sie als erste U-Boote mit Hydrophonen ausgestattet[2].

Der Antrieb der Boote erfolgte bei Oberflächenfahrt durch einen 4-Zylinder-Gardner-Dieselmotor mit 42 PS, wie er auch in den Londoner Doppeldeckerbussen eingesetzt wurde. Der Motor brachte das Boot auf eine Höchstgeschwindigkeit von 6,5 Knoten (12 km/h), die Reichweite lag bei 1400 Seemeilen. Bei Tauchfahrt erfolgte der Antrieb durch einen Keith-Blackman-Elektromotor mit 30 PS. Dieser bezog seine Energie aus einem 112-zelligen Bleiakkumulator von Exide, der 440 Amperestunden lieferte. Die Akkuzellen befanden sich im Bugraum des U-Boots. Die Höchstgeschwindigkeit mit Elektroantrieb betrug 5,5 Knoten, die maximale Reichweite lag bei einer Geschwindigkeit von 2,2 Knoten bei 82 Seemeilen.

Bewaffnung und Besatzung

Die Bewaffnung der U-Boote bestand aus zwei seitlich angebrachten, abwerfbaren Grundminen. Die Ladung der Minen bestand aus jeweils 2032 kg hochexplosiven Amatex-Sprengstoff (Mischung aus 40% RDX, 40% TNT und 20% Ammoniumnitrat)[3], die durch einen Zeitzünder gezündet wurden. Der Abwurf der Minen erfolgte durch eine Handkurbel im Inneren der Boote.

Die Besatzung der Boote setzte sich während der Einsatzfahrt aus vier Seeleuten zusammen. Der Kommandant des Bootes war für Navigation und Bedienung des Periskops zuständig, ihm unterstellt waren der erste Leutnant, der für die Schiffsführung verantwortlich war und die Ruder bediente. Der Schiffsingenieur überwachte die technischen Anlagen und war für die Wartung der Motoren verantwortlich. Der vierte Mann, der Kampftaucher, stieg durch die Druckschleuse aus; er konnte weitere Haftminen an Schiffen anbringen und war auch für das Durchtrennen von Sperrnetzen verantwortlich. Auf Überführungsfahrten sowie beim Schlepp ins Einsatzgebiet wurde auf den Taucher an Bord verzichtet.

Einsatz

Aufgrund der geringen Reichweite wurden die Boote zumeist von großen U-Booten der S- oder T-Klasse ins Einsatzgebiet geschleppt, erst die letzten Kilometer legten die Boote aus eigener Kraft zurück. Bei der Rückfahrt aus dem Einsatzgebiet warteten die Schlepp-U-Boote dann an einem Rendezvous-Punkt, von wo aus sie die Boote wieder zur Ausgangsbasis zurückschleppten.

Bekannt wurden die Boote durch den Angriff auf das deutsche Schlachtschiff Tirpitz an seinem Liegeplatz in Norwegen im September 1943. Aber auch während der Operation Overlord waren sie eingesetzt, X20 und X23 markierten die äußerste linke und rechte Position der britisch-kanadischen Landezone mit Positionslichtern. Die weiterentwickelten Nachfolgeboote der XE-Klasse wurden im Pazifik eingesetzt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.rnsubmus.co.uk/submarines/x24.htm
  2. Peter Howard: Secret Operations. Underwater raid on Tirpitz. Ian Allen Publishing, Hersham, 2006. ISBN 0711030936. S. 28
  3. Peter Howard: Secret Operations. Underwater raid on Tirpitz. S. 25

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