- Kampfschwimmer
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Als Kampfschwimmer bezeichnet man besonders für den Kampf im und unter Wasser ausgebildete Soldaten, die im heutigen Sprachgebrauch zu den Spezialkräften gerechnet werden. Kampfschwimmer gibt es in vielen Seestreitkräften der Welt. Eine ältere Bezeichnung für einen Kampfschwimmer ist Froschmann. Am Anfang des Zweiten Weltkrieges nannte man sie auch Meereskämpfer.
Inhaltsverzeichnis
Aufgabentrennung und Einsätze
Kampfschwimmer
- Aufklärung und Erkundung hinter gegnerischen Linien dabei operative Aufklärung in Fernspäheinsätzen
- Angriff gegen gegnerische Häfen und Reeden sowie auf Reede liegende Schiffe, Schleusen, andere Hafenanlagen und Brücken
- Angriff gegen einzelne Ziele an Land, vor allem im gegnerischen Küstengebiet wie Stäbe, Fernmelde- und Logistikeinrichtungen,
- Befreiung von Geiseln
- militärischer Personenschutz
dabei auch als
- Sondereinsätze im Rahmen multinationaler Operationen,
Waffentaucher / Minentaucher
- Suche, Klassifizierung und Beseitigung oder Bergung von Unterwasserwaffen wie Seeminen oder Sprengkörpern im Wasser
- Das Bedienen von Unterwasserdrohnen
- Kampfmittelbeseitigung zu Wasser und an Land, insbesondere Beseitigung der vom Gegner an Schiffsrümpfen und Unterwasseranlagen angebrachten Sprengkörper
- Rettungs- und Bergungseinsätze
Auftrag
Kampfschwimmer sind Soldaten für den verdeckten Kampf. Zu ihren besonderen Fähigkeiten gehört es, sich Objekten im feindlich kontrollierten Gebiet über größere Strecken unter Wasser unbemerkt nähern zu können.
- Aufklärung hinter feindlichen Linien
- Angriff gegen gegnerische Häfen und Reeden (v.a. gegen sich nicht bewegende Schiffe, gegen Schleusen und andere Hafenanlagen) und Brücken (Direct Action)
- Angriff gegen einzelne Ziele an Land, v. a. im gegnerischen Küstengebiet (z. B. Hauptquartiere, Fernmeldeeinrichtungen)
- Geiselbefreiung
- Terrorismusbekämpfung
Kampfschwimmer werden meist durch andere Seestreitkräfte in die Nähe ihres Einsatzorts gebracht. Besonders häufig ist der Einsatz von einem getauchten U-Boot aus, weil dieses sich der gegnerischen Küste unbemerkt nähern kann. Außerdem können Kampfschwimmer mit dem Fallschirm abgesetzt werden.
Die letzte Strecke zum Ziel legen Kampfschwimmer schwimmend oder tauchend zurück. Dafür können sie Vortriebshilfen („Unterwasser-Scooter“) benutzen. Für den Angriff gegen Schiffe und Hafenanlagen bleiben sie unter Wasser. Gegen Ziele an Land gehen sie wie herkömmliche Spezialkräfte vor.
Da Kampfschwimmer nur leichte Waffen mit sich führen und in sehr kleinen Teams eingesetzt werden, müssen sie Gefechte mit größeren regulären Truppenverbänden meiden. Überraschung ist eine unabdingbare Voraussetzung für ihren Erfolg. Deshalb unterliegen nicht nur ihre Einsätze, sondern auch Ausbildung, Ausstattung und Taktik besonderer Geheimhaltung.
Da sich in der heutigen Zeit die Sicherheitspolitik und -lage schnell verändert, erweitert sich auch das mögliche Einsatzspektrum der Kampfschwimmer.
Einige Länder weigern sich sogar, die Existenz ihrer Kampfschwimmerverbände offiziell zu bestätigen.
Kampfschwimmer in verschiedenen Ländern
Deutschland
Die Kriegsmarine hat erst spät im Zweiten Weltkrieg eigene Kampfschwimmereinheiten aufgestellt. Sie waren Teil des ab 1944 entstehenden Kommando der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine (K-Verband) unter Konteradmiral Hellmuth Heye, der ähnlich den britischen Commandos einen speziellen Verband für amphibische Kommandooperationen bilden sollte. Heye konnte auf Einheiten des militärischen Geheimdienstes zurückgreifen, die er in den K-Verband integrierte. An der Bildung einer deutschen Kampfschwimmereinheit war maßgeblich Alfred von Wurzian beteiligt.
Auf den Erfahrungen der Kriegsmarine aufbauend baute auch die Bundesmarine eine Kampfschwimmerkompanie auf. Die ersten Soldaten wurden bei den Nageurs de combat in Frankreich geschult. Sie ist seit ihrer Gründung 1958 in Eckernförde stationiert und kann als älteste Spezialeinheit der Bundeswehr gelten. Im Laufe der Zeit hat sie mehrfach ihre Unterstellung gewechselt und gehört derzeit zu den Spezialisierten Einsatzkräften der Marine. Über Einsätze macht die Deutsche Marine keine offiziellen Angaben. Die Kampfschwimmer der Marine gelten zusammen mit dem KSK des Heeres als die bestausgebildete Einheit der Bundeswehr.
DDR
Die Volksmarine (VM) der DDR hatte ein Kampfschwimmerkommando, das in Kühlungsborn stationiert war. [1] Das Kommando unterstand in der Struktur 18 direkt dem Chef der Volksmarine. Die ehemaligen Kampfschwimmer der Volksmarine sind heute in der "Marinekameradschaft der Kampfschwimmer Ost e. V." organisiert.
Österreich
Die Kampfschwimmer gehören dem Jagdkommando des österreichischen Bundesheeres an. Das Jagdkommando steht für Sondereinsätze im Rahmen multinationaler Operationen sowie für die operative Aufklärung in Fernspäheinsätzen als auch zum militärischen Personenschutz im In- und Ausland zur Verfügung.
Dänemark
Die dänische Marine besitzt eine Kampfschwimmerkompanie, die insbesondere dadurch bekannt geworden ist, dass Kronprinz Frederik unter dem Decknamen „Pingo“ dort gedient hat.
Frankreich
Frankreich hat eine große Kampfschwimmertradition. Der bekannte Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau war im Zweiten Weltkrieg Marineoffizier und hat wesentlich zum Aufbau der französischen Kampfschwimmer beigetragen. Die Franzosen haben im Indochinakrieg die Rolle des Kampfschwimmers zum modernen Einzelkämpfer weiterentwickelt. Die französischen Kampfschwimmer sind im Commando Hubert zusammengefasst.
Großbritannien
Die Kampfschwimmerverbände der britischen Royal Navy tragen den Namen Special Boat Service (SBS), in Anlehnung an den Special Air Service (SAS) der British Army. Die Einheit wurde 1940 aufgestellt und operiert seitdem weltweit in den Bereichen der Sabotage, Aufklärung, Observation, Unterwasserangriffe, Landeoperationen sowie als maritime Anti-Terror-Einheit. Der SBS gilt als eine der besten und modernsten Spezialeinheiten der Welt und hat seine Basis in Poole (Dorset). Er ist u.a. mit Hubschraubern, Hovercrafts und Mini-U-Booten ausgestattet.
Die Existenz des SBS wurde von offizieller Seite nie bestätigt. Generell werden SBS-Einsätze offiziell als Operationen der Royal Marines bezeichnet. Dementsprechend kann auch über die Zahl der SBS-Soldaten, die aus den Royal Marines rekrutiert werden, nur spekuliert werden. Sie dürfte zwischen 100 und 300 Soldaten liegen. Einsätze in jüngster Zeit waren im Irak, Afghanistan, Osttimor und Sierra Leone. Der einzige bestätigte Einsatz des SBS war ein Anti-Terror-Einsatz an Bord des Kreuzfahrtschiffes Queen Elizabeth 2 im Atlantik 1972, der von einem Fernsehteam dokumentiert wurde.
Italien
Italien gehört zu den Pionieren der Unterwasserkriegführung mit Kampfschwimmern und Kleinkampfmitteln. Bereits im Ersten Weltkrieg versenkten zwei Kampfschwimmer mit einem modifizierten Torpedo das österreichische Schlachtschiff Viribus Unitis in der Flottenbasis Pola.
Auch im Zweiten Weltkrieg erzielten italienische Kampfschwimmer spektakuläre Erfolge. So versenkte ein Team die britischen Schlachtschiffe Queen Elizabeth und Valiant im Hafen von Alexandria. Die heutigen italienischen Kampfschwimmer sind im Comando Raggruppamento Subacquei e Incursori "Teseo Tesei" (COMSUBIN) zusammengefasst
Niederlande
In den Niederlanden ist die Einheit Amfibisch VerkenningsPeleton (Amfverkpel) oder 7 Special Boat Squadron NL (7 SBS NL) mit den deutschen Kampfschwimmern vergleichbar.
USA
Die United States Navy verfügt mit den SEALs (Sea, Air, Land Teams) über eine ebenso renommierte wie schlagkräftige Kampfschwimmereinheit, die an den meisten militärischen Operationen der USA beteiligt gewesen sein dürfte.
Historisches
Kampfschwimmer waren bereits im Mittelalter bekannt. So erzählt Wilhelm der Bretone, wie ein Kampfschwimmer im Jahr 1203 die Festung Château-Gaillard erobern half: der Schwimmer Galbert zog dazu vor der Festung mit Hilfe eines Seils eine Anzahl von mit Bitumen undurchlässig gemachten Tonvasen hinter sich her. Die Vasen waren mit Glut gefüllt, um das Kastell vor der Festung in Brand zu setzen.
Die Bezeichnung Froschmann ist eine Übernahme aus dem Amerikanischen; der Ausdruck frogman ist 1945 erstmals belegt.[2]
Oberleutnant zur See Jens Hilbert, ein deutscher Kampfschwimmer, erreichte 2002 im Roten Meer einen Tieftauchrekord von 240 Metern.
Die Schweizer Armee unterhielt in den 1970er-Jahren sogenannte Tauchschwimmer, welche in den Genietruppen eingeteilt waren.
Siehe auch
Quellen
Literatur
- Horst Kerzig, Jürgen Knittel, Kurt Schulz: Die Kampfschwimmer der Volksmarine. Das Neue Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-01919-6.
Einzelnachweise
- ↑ Siehe hierzu das Buch „Die Kampfschwimmer der Volksmarine“. Das militärgeschichtliche Nachschlagewerk handelt von der Geschichte des Kampfschwimmerkomanndos 18, von seiner Entstehung bis zur Auflösung der Volksmarine.
- ↑ Sphere, 22. September 1945, S. 359/3, Bildunterschrift. Zitiert nach Oxford English Dictionary, 2. Aufl. 1989, s. v.
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