Yaguine Koita und Fodé Tounkara

Yaguine Koita und Fodé Tounkara

Yaguine Koïta (* 25. September 1984) und Fodé Tounkara (* 6. April 1985) waren zwei 15 beziehungsweise 14 Jahre alte Jugendliche aus dem westafrikanischen Guinea, die am 28. Juli 1999 als blinde Passagiere in einer Maschine vom Typ Airbus A330 der Sabena (Flug 520) von Conakry (Guinea) nach Brüssel (Belgien) flogen und auf diesem Flug erfroren. Ihre Leichen wurden am 2. August 1999 auf dem Internationalen Flughafen Brüssel entdeckt, nachdem sie insgesamt drei Hin- und Rückflüge zwischen Brüssel und Conakry hinter sich hatten. Die Jungen trugen Plastiksäcke bei sich, in denen sich Geburtsurkunden, Schulzeugnisse, Fotos und Adressen von Verwandten in Europa befanden.

Außerdem fand der belgische Pathologe, der zu den Toten gerufen wurde, einen zweiseitigen, in gebrochenem Französisch geschriebenen Brief, der weltweit in den Medien publiziert wurde. In dem Brief wenden sich die Jugendlichen an die politischen Machthaber Europas und bitten um Hilfe für die afrikanische Jugend, die sich durch ihre hoffnungslose Lage zur Migration in reiche Länder gezwungen sieht. Die Regierung von Guinea versuchte, den Vorfall möglichst klein zu halten. Da das internationale Echo jedoch immens war, erhielten die beiden Jugendlichen eine Beerdigungsfeier in der Großen Moschee in der Hauptstadt Conakry.[1]

Inhaltsverzeichnis

Deutsche Übersetzung des Briefes von Yaguine Koita und Fodé Tounkara

Sehr geehrte Mitglieder und Verantwortliche (Politiker) von Europa

Wir haben die ehrenhafte Freude und das große Vertrauen in Sie, Ihnen diesen Brief zu schreiben, um Ihnen zu berichten vom Grund unserer Reise und von dem Leid von uns, den Kindern und Jugendlichen in Afrika.

Zuerst aber überbringen wir Ihnen die delikatesten, liebsten und respektvollsten Grüße. Seien Sie unsere Stütze und Hilfe. Sie sind für uns, in Afrika, diejenigen, die wir um Hilfe bitten müssen, wenn wir in Not sind. Wir flehen Sie an, bei der Liebe zu Ihrem Kontinent, bei Ihrem Gefühl gegenüber Ihrem Volk und vor allem bei der Zuneigung und Liebe, die Sie gegenüber Ihren Kindern empfinden, die Sie für Ihr Leben lieben. Und auch bei der Liebe zu und Furcht vor Gott, dem Allmächtigen, der Ihnen die Erfahrung, den Reichtum und die Macht gegeben hat, um Ihren Kontinent gut aufzubauen und zu organisieren, sodass er der Schönste von allen wurde.

Mitglieder und Verantwortliche in Europa, bei Ihrer Solidarität und Freundlichkeit rufen wir in Afrika um Ihre Hilfe. Helfen Sie uns, wir leiden sehr in Afrika, wir haben Probleme und gewisse Mängel bezüglich der Kinderrechte.

Bei den Problemen haben wir den Krieg, die Krankheit, zuwenig Nahrung etc. Bezüglich der Kinderrechte, in Afrika, in Guinea, haben wir zu viele Schulen, aber einen großen Mangel an Bildung. Außer in den Privatschulen, dort bekommt man gute Bildung und guten Unterricht, aber dazu braucht es viel Geld. Nun sind unsere Eltern arm und müssen uns auch ernähren. Außerdem haben wir keine Sportvereine mehr, wo wir Fußball, Basketball oder Tennis trainieren könnten.

Deswegen bitten wir, die Kinder und Jugendlichen Afrikas, Sie darum, eine große und effiziente Organisation für Afrika aufzubauen, damit wir vorwärts kommen.

Und wenn Sie sehen, dass wir uns geopfert haben, dann deshalb, weil wir in Afrika zu sehr leiden und weil wir Sie brauchen, um die Armut zu bekämpfen und um dem Krieg in Afrika ein Ende zu machen. Wir wollen studieren, und wir bitten Sie, helfen Sie uns, damit wir studieren können und damit wir in Afrika so sein können, wie Sie sind.

Schließlich bitten wir Sie vielmals, vielmals um Verzeihung, dass wir es gewagt haben, Ihnen diesen Brief zu schreiben, Ihnen, denen wir sehr viel Respekt schulden. Und vergessen Sie nicht, dass Sie es sind, bei denen wir uns über die Unzulänglichkeit unserer Kräfte beklagen müssen.

Geschrieben von zwei guineischen Kindern, Yaguine Koita und Fodé Tounkara.

Originaltext des Briefes von Yaguine Koita und Fodé Tounkara

Excellences, Messieurs les membres et responsables d'Europe,

Nous avons l'honorable plaisir et la grande confiance de vous écrire cette lettre pour vous parler de l'objectif de notre voyage et de la souffrance de nous, les enfants et jeunes d'Afrique.

Mais tout d'abord, nous vous présentons les salutations les plus délicieuses, adorables et respectées dans la vie. A cet effet, soyez notre appui et notre aide. Vous êtes pour nous, en Afrique, ceux à qui il faut demander au secours. Nous vous en supplions, pour l'amour de votre continent, pour le sentiment que vous avez envers votre peuple et surtout pour l'affinité et l'amour que vous avez pour vos enfants que vous aimez pour la vie. En plus, pour l'amour et la timidité de notre créateur Dieu le tout-puissant qui vous a donné toutes les bonnes expériences, richesses et pouvoirs de bien construire et bien organiser votre continent à devenir le plus beau et admirable parmi les autres.

Messieurs les membres et responsables d'Europe, c'est de votre solidarité et votre gentillesse que nous vous crions au secours en Afrique. Aidez-nous, nous souffrons énormément en Afrique, nous avons des problèmes et quelques manques au niveau des droits de l'enfant.

Au niveau des problèmes, nous avons la guerre, la maladie, le manque de nourriture, etc. Quant aux droits de l'enfant, c'est en Afrique, et surtout en Guinée nous avons trop d'écoles mais un grand manque d'éducation et d'enseignement. Sauf dans les écoles privées où l'on peut avoir une bonne éducation et un bon enseignement, mais il faut une forte somme d'argent. Or, nos parents sont pauvres et il leur faut nous nourrir. Ensuite, nous n'avons pas non plus d'écoles sportives où nous pourrions pratiquer le football, le basket ou le tennis.

C'est pourquoi, nous, les enfants et jeunes Africains, vous demandons de faire une grande organisation efficace pour l'Afrique pour nous permettre de progresser.

Donc, si vous voyez que nous nous sacrifions et exposons notre vie, c'est parce qu'on souffre trop en Afrique et qu'on a besoin de vous pour lutter contre la pauvreté et pour mettre fin à la guerre en Afrique. Néanmoins, nous voulons étudier, et nous vous demandons de nous aider à étudier pour être comme vous en Afrique. Enfin, nous vous supplions de nous excuser très très fort d'oser vous écrire cette lettre en tant que Vous, les grands personnages à qui nous devons beaucoup de respect. Et n'oubliez pas que c'est à vous que nous devons nous plaindre de la faiblesse de notre force en Afrique.

Ecrit par deux enfants guinéens, Yaguine Koita et Fodé Tounkara. [2]

Film

Der 2005 produzierte Film Afrika, frühmorgens (Un matin bonne heure) des guineisch- französischen Regisseurs Gahité Fofana erzählt die Geschichte Yaguines und Fodés nach.

Einzelnachweise

  1. Alex Duval Smith, The boys who froze to death at 40.000 feet, in: The Independent, 1. September 1999
  2. Alex Duval Smith, The boys who froze to death at 40.000 feet, in: The Independent, 1. September 1999

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