- Zapfhahn
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Ein Zapfhahn ist eine Armatur, mit dessen Hilfe aus einem flüssigkeitsführenden System, einer Rohrleitung oder Behältnis wie zum Beispiel einem Fass (meist für Getränke) der Inhalt entleert werden kann. Er ist auch unter den Bezeichnungen Wasserhahn, Bierhahn, Ölhahn, Reibe (Dialekt: bairisch), usw. bekannt. In der Technik heißt diese Armatur auch Absperrhahn oder Kükenhahn. Mit dem Hahn verwandt ist der Zapfen, ein konischer Stöpsel für den Verschluss von Fässern und dergleichen. Die Bezeichnungen Zapfen und Hahn werden häufig synonym verwandt. Der entscheidende Unterschied zu einem Entleerungsventil ist der, dass ein Zapfhahn immer innerhalb einer 1/4-Umdrehung geöffnet oder geschlossen werden kann, während das Ventil mehrere komplette Umdrehungen benötigt, um verschlossen zu werden.
Seinen Namen erhielt der Zapfhahn sehr wahrscheinlich von dem zumeist hahnförmig ausgestalteten Griff des Kükens oder Schlüssels. Dieser bewegliche Teil des Schließventils greift passgenau in den konischen Spund des Ventilrahmens ein, der in den Flüssigkeitsbehälter eingeschlagen wird oder an fest an dem Rohrsystem montiert ist. Es lassen sich zwei grundverschiedene Konstruktionstypen unterscheiden:
- der Winkelhahn, bei dem der Flüssigkeitsstrom durch den unten offenen Konus austritt. (In seltenen Fällen steigt er in demselben auf, um aus dem Griffende auszutreten).
- der Durchgangshahn, der einen separaten Auslauf am Ventilrahmen gegenüber dem Spund besitzt.
Der Zapfhahn ist bei modernen Fässern meist am Fass angebaut. Bei Fässern ohne Zapfhahn wird dieser mit Hilfe eines Hammers eingeschlagen. Diese Aktion, die für lustige Szenen sorgen kann und eine Standardzeremonie zur Eröffnung von Volksfesten ist, wird als Fassanstich bezeichnet.
Geschichte des Zapfhahns
Zapfhähne in der Form des klassischen Konushahns, ein einfaches Ventil mit konusförmigem Schließmechanismus, waren bereits seit der Römerzeit bekannt und während des Mittelalters bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Formen im Einsatz. Sie dienten zum Absperren von Flüssigkeitsleitungen an Fässern, Aquamanilien (Gießgefäße) und Wasserleitungssystemen. In der archäologischen Forschung werden die Zapfhähne aufgrund formaler Kriterien des Rahmens (in der Form eines Delphins, Pferdes oder Hundes) und der Küken genannten Griffe (als Hahn, Vogel, Krone oder drei Ringe) unterschieden und so eine chronologische und regionale Gliederung ermöglicht.
Philon von Byzanz beschrieb um 230 v. Chr. Mehrweghähne zum Zapfen verschiedener Weinsorten. Aus Xanten stammt der Absperrhahn einer Bleiwasserleitung aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Aus dem römischen Köln liegt ein weiterer Konushahn aus einer Kupferlegierung mit Resten eines Bleirohranschlusses vor. Die frühesten mittelalterlichen Belege stammen aus dem 13. Jahrhundert. Bisher sind aus dieser Zeit jedoch nur bildliche Darstellungen und schriftliche Erwähnungen bekannt. Metallene Zapfhähne waren spätestens in der Zeit um 1400 im Gebrauch und liegen aus dem 15./16. Jahrhundert und jüngerer Zeit in großer Zahl und verschiedener Ausformung als archäologische Funde vor.
1837 wurde in England der erste Absperrschieber mit Schraubspindel patentiert, der in vielen Anwendungsfällen den klassischen Konushahn verdrängt hat.
Heutiger Gebrauch und Formen
Auch bei modernen Schankanlagen, wie sie in der heutigen Gastronomie zu finden sind, findet der Zapfhahn weiterhin Verwendung. Er wird jedoch nicht mehr direkt in das Fass geschlagen, sondern ist meist auf der Theke an einer Schanksäule (häufig in Form einer attraktiv gestalteten Schmucksäule) montiert und über eine Schlauchleitung mit dem Fass verbunden.
Ein Zapfhahn ist generell so aufgebaut, dass er zur Reinigung komplett zerlegt werden kann. Dies ist unbedingt notwendig, da er mit dem Genuss- bzw. Lebensmittel Bier oder anderen Getränken direkt in Berührung kommt. Eventuelle Ablagerungen würden auf Dauer zu gesundheitlichen und geschmacklichen Beeinträchtigungen führen. Die Wahl des Werkstoffs ist hier mit entscheidend.
Neben dem simplen Zapfhahn, der lediglich den Getränkefluss in das Glas unterbricht gibt es heute den sogenannten Kompensatorhahn. Dieser unterscheidet sich vom normalen Zapfhahn durch ein Düsensystem in seinem Inneren, das es ermöglicht, ein Getränk, insbesondere Bier, schaumfrei zu zapfen. Schankanlagen, die mit diesen Hähnen ausgestattet sind, werden mit einem höheren Druck (> 1Bar) als herkömmliche Anlagen (< 0,7 Bar) betrieben. Von außen unterscheidet er sich durch einen kleinen Verstellhebel an der Seite, mit dem die Durchflussquerschnitte im Inneren verändert werden können.
Das schnelle Zapfen von säure- und zuckerhaltigen Getränken wie Cola und Limonaden wäre ohne diese Hähne nicht möglich.
Für das Zapfen von Stout-Bieren (z.B. der Biersorte Guinness) wird ebenfalls ein spezieller Zapfhahn eingesetzt, der neben Stickstoff als Druckgas für den speziellen cremigen Schaum verantwortlich ist.
In der deutschen Gastronomie durften nach der (inzwischen außer Kraft getretenen) Schankanlagenverordnung nur zugelassene Zapfhähne eingesetzt werden.
Literatur
Zum Konushahn in der Römerzeit, im Mittelalter und der frühen Neuzeit
- Max Kromer, Wasser in jedwedes Bürgers Haus. Die Trinkwasserversorgung, historisch verfolgt und dargestellt am Beispiel der ehemals Freien Reichsstadt Ulm, Frankfurt/M. 1962
- Walter Drack, Zur Geschichte des Wasserhahns. Die römischen Wasser-Armaturen und mittelalterlichen Hahnen aus der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein., Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 64, Zürich 1997, ISBN 3-85865-513-9.
- Stefan Krabath, Die hoch- und spätmittelalterlichen Buntmetallfunde nördlich der Alpen. Eine archäologisch-kunsthistorische Untersuchung zu ihrer Herstellungstechnik, funktionalen und zeitlichen Bestimmung., Internationale Archäologie 63, Rahden/Westf. 2001, Bd. 1, 40-52 (Kapitel 6.1.1.2. Konushähne), ISBN 3896463357.
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