Zaunkönig (Torpedo)

Zaunkönig (Torpedo)

Zaunkönig war der Deckname für einen akustisch gesteuerten Torpedo der Deutschen Kriegsmarine. Die offizielle Typbezeichnung lautete T V oder G7es. Der alliierte Codename für den Torpedo lautete GNAT (German Navy Acoustic Torpedo).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Zaunkönig wurde im Zweiten Weltkrieg von der Kriegsmarine entwickelt. Der Vorläufer war der G7e/T IV mit dem Decknamen „Falke“, der im März 1943 eingeführt wurde, aber nur auf drei Booten zum Einsatz kam, da bereits im September desselben Jahres der Zaunkönig zur Verfügung stand, der schneller war, über eine größere Reichweite verfügte und sowohl mit Magnet- als auch mit Aufschlagzündern ausgerüstet werden konnte.

Nachdem mindestens zwei Boote, U 377 und U 972, wahrscheinlich von ihren eigenen akustischen Torpedos versenkt wurden, schrieb die Dienstvorschrift bei der Verwendung von Zaunkönig-Torpedos vor, dass das U-Boot nach dem Abschuss sofort auf mindestens 60 Meter Tauchtiefe zu gehen hatte, um den Zaunkönig nicht durch die eigenen Schraubengeräusche zum U-Boot zurückzulenken. Nach einem Abschuss aus den Heckrohren hatte im Boot absolute Ruhe zu herrschen.

Im Kriegsverlauf entwickelten die Alliierten den Foxer als Gegenmittel: Ein geräuscherzeugender Schleppkörper, der hinter dem Schiff hergezogen wurde und dem Zaunkönig als Täuschziel dienen sollte. Der Foxer erreichte häufig sein Ziel, jedoch führten auch abrupte Änderungen der Schraubendrehzahl dazu, dass der Torpedo die Geräuschquelle verlor. Dennoch machten deutsche U-Boot-Besatzungen meistens den Foxer für die Misserfolge verantwortlich und bezeichneten Foxer-Geräte häufig als „verdammte Radattelbojen“.

Trotz einiger Erfolge insbesondere gegen verfolgende Zerstörer und Korvetten detonierte der Zaunkönig oft hinter dem feindlichen Schiff, da die akustische Lenkung noch sehr ungenau war. Dies zeigte sich besonders beim ersten Großeinsatz des Zaunkönigs vom 20. bis 24. September 1943 bei den Angriffen auf den Konvoi ON-202, gegen den die aus 20 U-Booten bestehende Gruppe "Leuthen" eingesetzt wurde. Die Kommandanten gingen bei jeder gehörten Torpedodetonation von einem Treffer aus und meldeten nach der Schlacht die Versenkung von insgesamt neun Handelsdampfern und zwölf Geleitschiffen; tatsächlich waren aber nur sechs Handelsschiffe und von den Sicherungsfahrzeugen lediglich ein Zerstörer, eine Fregatte und eine Korvette versenkt worden.[1].

Auch das Gegenmittel der Alliierten, der Foxer erwies sich allerdings als nachteilig, da das Aussetzen und Einholen mit einem hohen Zeitaufwand verbunden war und der Schlepp der Geräuschbojen Geschwindigkeit (auf 14 kn = 26 km/h) und Manövrierfähigkeit des schleppenden Geleitfahrzeugs herabsetzte. Zudem konnten die abgegebenen Geräusche auch feindliche U-Boote erst auf einen Geleitzug aufmerksam machen, ebenso wurden durch den Geräuschpegel die Sonargeräte für die Dauer des Einsatzes nutzlos.

Technik

Ausgestattet war der Zaunkönig mit einer akustischen, passiv wirkenden Zielsteuerungsanlage. Diese bestand aus zwei Horchempfängern einer Magnetostriktionsschwinger-Schallempfangsanlage, die die Schallwellen von Schiffspropellern auffing und die Empfangsrichtung über eine pneumatisch-elektrische Autogiroanlage auf das Ruder übertrug[2].

Der Zaunkönig war ein lageunabhängiger Torpedotyp, d. h. er konnte aus jeder Lage des U-Bootes zum Feind heraus abgeschossen werden und suchte sich nach einer vorgegebenen Sicherheitslaufstrecke sein Ziel anhand der Schraubengeräusche des feindlichen Schiffes.

Technische Daten

  • Nomenklatur:
    • Offizielle Bezeichnung: T V
    • Torpedomodell: G7es
    • Deckname: Zaunkönig I
  • Ausmaße:
    • Ø: 534,6 mm
    • Länge: 7163 mm
    • Gewicht: 1495 kg
  • Fahrleistung:
    • Antrieb: E-Motor
    • Geschwindigkeit: 24 kn
    • Reichweite: 5,7 km
  • Sprengkopf: 274 kg Schießwolle 36

Zaunkönig II

Anfang 1944 wurde der verbesserte „Zaunkönig II“ eingeführt. Er unterschied sich lediglich darin von seinem Vorgänger, dass die akustische Eigenlenkung in puncto Zielgenauigkeit verbessert wurde und dass er auf Maschinengeräusche ab 10 statt 12 kn ansprach. Es wurden jedoch nur relativ wenige Exemplare gebaut.

Geier

Der Höhepunkt akustischer Eigenlenkung war der Torpedo „Geier“. Er verfügte über eine aktive akustische Eigenlenkung mittels Echopeilung, wurde im Sommer 1944 erstmals getestet und im Herbst des Jahres in Dienst gestellt. Durch die komplizierte Montage sind jedoch nur zwischen 50 und 100 Torpedos ausgeliefert worden. Die Präzision war theoretisch um einiges höher als die des Zaunkönigs und die „Foxer“-Täuschkörper wurden wirkungslos. Trotzdem waren die Erfolge wegen der unausgereiften Technik und der schlechten Kriegslage gering. Die Lenkung des „Geier“ bekam nach einer Einstellung durch den Waffenoffizier am Torpedo eine (sehr ungenaue) dritte Dimension. So hätte man den Torpedo auch mit Lenkung gegen getauchte U-Boote abschießen können.

Quellen

  1. Franz Kurowski, Krieg unter Wasser, Pawlak, ISBN 3-88199-156-5; S. 320
  2. Marine Enzyklopädie, J.Gebauer/ E.Krenz, Brandenburgisches Verlagshaus, ISBN 3-89488-078-3

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