Korvette

Korvette

Korvette ist seit dem 18. Jahrhundert die Bezeichnung für eine Reihe von Typen kleiner Kriegsschiffe. Begriffsüberschneidungen gibt es mit dem englischen Sloop.

Inhaltsverzeichnis

Segelschiffzeitalter

Eine leichte Korvette als Schonerbrigg getakelt mit Nelson-Bemalung, um eine schwere Bewaffnung vorzutäuschen

Korvetten entstanden gleichzeitig mit den Fregatten Mitte des 18. Jahrhunderts als unklassifizierte, kleine, schnelle Kriegsschiffe mit geringem Tiefgang. Als kostengünstigere Alternative wurden sie meist mit 10 bis 24 Kanonen kleineren Kalibers bestückt, hatten eine Wasserverdrängung zwischen 400 und 600 Tonnen, verfügten über drei Masten und waren als Vollschiffe getakelt.

Ihre Größe war geringer als die der Fregatte, sie hatten aber bei geringerer Seeausdauer ähnliche Aufgaben. Im Unterschied zu den Fregatten gab es kein geschlossenes Batteriedeck, alle Geschütze waren auf dem offenen Hauptdeck aufgestellt. Aufgrund ihrer Geschwindigkeit und Wendigkeit wurden sie als Kurier- oder Aufklärungsschiffe verwendet. Des Weiteren nutzte man sie als Kreuzer. In Seeschlachten dienten sie als in loser Gefechtsordnung kämpfende Tirailleure oder als Depeschenboote. Viele Freibeuter benutzten Korvetten.

20. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert verloren die klassischen Typbezeichnungen ähnlich wie heute ihre Bedeutung, so dass gleichzeitig mit der Fregatte auch die Korvette als Typ verschwand. In dieser Zeit gab es noch die so genannte Ausfallkorvette, ein gepanzertes kleines Kriegsschiff mit geringem Tiefgang, welches für den Durchbruch einer Blockade (zum Beispiel eines Hafens) konzipiert war. Ansonsten verschwand der Begriff.

USS Intensity, amerikanische Korvette der Flower-Klasse

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg stellte die Royal Navy Überlegungen an, wie man im Falle eines Krieges die Handelsrouten vor Unterseebooten schützen könne. Eines der Ergebnisse war die Entwicklung eines kleinen Kriegsschiffes, das auf einem Walfänger-Entwurf basierte. Diese Schiffe waren billig und konnten auch von kleinen Werften ohne Erfahrung im Kriegsschiffbau hergestellt werden. Die Nachteile dieses Entwurfs waren die sehr niedrige Geschwindigkeit, die mit 16 Knoten ein bis zwei Knoten langsamer war als die eines deutschen U-Bootes bei Überwasserfahrt, sowie die schwache Bewaffnung, die veraltete Kolbendampfmaschine und die schlechten Seeeigenschaften (laut Besatzung „schlingerten sie auch schon auf einer nassen Wiese“ (engl. "they would roll in wet grass")).

Die traditionsreiche Royal Navy wählte für diese neue Klasse den alten Namen Korvette. Die einzelnen Schiffe der ersten Bauserie wurden nach Blumenarten benannt, was zu Schiffsnamen wie HMS Petunia, HMS Pimpernell oder HMS Crocus führte. Diese Korvetten wurden als Flower-Klasse bekannt. Später folgten Bauserien, deren Schiffe z. B. nach Burgen benannt waren (Castle-Klasse). Eigentlich waren die Korvetten eher für die Sicherung von Geleitzügen in Küstennähe gedacht. Sie wurden aber bei jeder Jahreszeit und allen Wetterbedingungen im Nordatlantik eingesetzt. Die Lebensbedingungen der Besatzung waren extrem schlecht. Trotzdem bewährte sich die Korvette als U-Boot-Jäger, allerdings war sie nur in Gebieten brauchbar, in denen keine Gefahr von Luftangriffen bestand. Wurde eine Korvette versenkt, gab es meistens keine Überlebenden.

Einschließlich einiger Unterversionen wurden nahezu dreihundert Stück im Vereinigten Königreich, in Kanada und in Frankreich gebaut. Die in Frankreich gebauten Boote fielen den Deutschen in die Hände und fuhren als Geleitboote bei der Kriegsmarine, so dass die Korvette auf beiden Seiten kämpfte. Die Royal Navy gab viele Schiffe an Verbündete ab. Die Exilmarinen von Norwegen und Polen sowie die Royal Canadian Navy behielten die englischen Namen bei, das freie Frankreich gab den Schiffen den Namen derselben Pflanze in französischer Sprache. Auch die US Navy erhielt einige auf kanadischen Werften gebaute Flower-Korvetten und bezeichnete diese als Temptress-Klasse.

Nach dem Krieg wurden die Schiffe meist relativ schnell ausrangiert, denn sie waren nicht auf Haltbarkeit gebaut, durch den Krieg abgenutzt und außerdem veraltet. Es gibt heute nur noch eine einzige Korvette aus dem Zweiten Weltkrieg, die kanadische HMCS Sackville, die nach dem Krieg als Forschungsschiff benutzt worden war und so überlebte.

Gegenwart

Die SAS Mendi (F 148) der Valour-Klasse auf Probefahrt in der Neustädter Bucht

Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand der Typ der Korvette zunächst wieder. Wegen der höher entwickelten und schnelleren U-Boote wurde die U-Boot-Jagd wieder Aufgabe der Zerstörer und der Fregatten.

In den letzten 20 Jahren werden wieder Schiffe als Korvetten bezeichnet. Es handelt sich dabei wie zu Segelschiffzeiten um Kriegsschiffe, die größer sind als Patrouillenboote oder Schnellboote, aber kleiner als Fregatten. Allerdings sind heutige Korvetten teilweise größer als Fregatten und Zerstörer des Zweiten Weltkrieges. Im englischen Sprachraum werden sie auch als "kleine Fregatten" ("small frigates") bezeichnet. Dies erklärt z. B. auch, dass die Korvetten der Deutschen Marine den Präfix Buchstaben "F" in der Rumpfnummer führen.

Bisher waren Korvetten vor allem für die Marinen von Entwicklungsländern attraktiv und wurden meist von deutschen oder italienischen Werften für den Export gebaut.

Die UdSSR baute auch einige Schiffe, die von der NATO als Korvetten, vom Warschauer Pakt aber je nach Einsatzgebiet als Raketenschiffe oder kleine Anti U-Boot Schiffe klassifiziert wurden.

In den letzten Jahren wurde die Korvette auch für andere Staaten attraktiv. Da das Flugkörper-Schnellboot immer stärker bedroht war, brauchte man ein kleines Kriegsschiff, das sich besser verteidigen konnte. Heutige Korvetten sind fast genauso schwer bewaffnet wie Fregatten, besitzen aber nur geringfügige Fähigkeiten zur U-Boot-Jagd. Zudem wird aus Platz- und Kostengründen auf ein Vertical Launching System verzichtet.

Beispiele dafür sind Israel (Sa'ar-5, in den USA gebaut), Polen (von Blohm & Voss entworfen und gebaut) und Südafrika (Valour-Klasse, ebenfalls von Blohm & Voss).

Die wohl futuristischste moderne Korvette ist die schwedische Visby-Klasse, die als Tarnkappen-Schiff gebaut wurde.

Allerdings ist bei einem so kleinen Schiff immer das Risiko gegeben, dass es mit Waffensystemen überfrachtet wird.

Die deutsche Marine führt ebenfalls die Korvette K130 (Braunschweig-Klasse) als Ersatz für die Schnellboote ein.

Moderne Korvetten-Klassen (Raketenkorvetten)

Literatur

  • Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass, Die deutschen Kriegsschiffe, 1815-1945, Verlag Bernard & Graefe, 1993, ISBN 978-3-7637-4801-3
  • Robert Jackson, Zerstörer, Fregatten und Korvetten.: Über 300 der genannten Schiffstypen von den Anfängen bis heute. Mit allen technischen Angaben auf einen Blick und einer kurzen Modellgeschichte,Verlag Gondrom Verlag GmbH, 2001, ISBN 978-3-8112-1873-4

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Corvettes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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