Zeichenfilm GmbH

Zeichenfilm GmbH

Die Deutsche Zeichenfilm GmbH war eine von 1941 bis 1944 aktive Produktionsfirma für Animationsfilme. Sie wurde im nationalsozialistischen Deutschen Reich gegründet und sollte als deutsches Konkurrenzunternehmen zum weltweit dominierenden US-amerikanischen Trickfilmkonzern Walt Disneys aufgebaut werden. Aufgrund der geringeren Ressourcen und der Belastungen durch den Krieg konnte dieses Vorhaben nicht realisiert werden.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Grundätzlich gab es bereits in den 30er Jahren sowohl von Seiten der Filmhersteller in Deutschland als auch des Propagandaministeriums Absichten, dem Vorbild Disney nachzueifern. Hierbei stand nicht die politische Propaganda, sondern die Unterhaltung des Publikums im Vordergrund. Dabei studierte man die von Disney eingesetzten Techniken und versuchte sie zu kopieren. Bereits 1931, vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten, gingen die deutschen Zeichner dazu über, Trickfilmfiguren nur mit vier statt der üblichen fünf Finger zuzeichnen. Auch hier orientierte man sich an Disney. Der fünfte Finger verschwand aus Zeitgründen. Hitler und Goebbels schätzten die Disney-Filme als Kunstwerke:

„Ich schenke dem Führer 12 Micky-Maus-Filme zu Weihnachten! Er freut sich sehr darüber. Ist ganz glücklich über diesen Schatz.“

Joseph Goebbels: Private Tagebücher (20. Dezember 1937)

Vor der Gründung der Deutschen Zeichenfilm GmbH gab es immer wieder Versuche, den Trickfilm in Deutschland zu beleben, doch blieb es letztlich bei vereinzelten Kurzfilmen wie "Ein Märchen" (1939) von Kurt Stordel oder der propagandistischen Tierfabel "Der Störenfried" (1940) von Hans Held. Die Qualität der Animationen blieben jedoch deutlich unter der von Disneys Schneewittchen zurück.

Aus nationalsozialistischem Blickwinkel erschien es daher sinnvoll, die deutschen Trickfilmzeichner in einer eigenen Gesellschaft zusammenzufassen, um die Trickfilmproduktion qualitativ und quantitativ zu erhöhen.

Gründung und Arbeit der GmbH

In Berlin-Dahlem gründete das Ministerium für Propaganda eine Produktionsgesellschaft für Zeichentrick. Leiter wurde Luis Sehl, der von Rio de Janeiro nach Berlin berufen wurde.Diese Produktionsgesellschaft sollte einen Animationsfilm über den Berggeist Rübezahl erstellen. Auf Grund von Fehlorganisation und der Unfähigkeit der Leitung scheiterte das Projekt und wurde eingestellt.

Goebbels rief am 7. August 1941 die Deutsche Zeichenfilm GmbH ins Leben. Die künstlerische Leitung fiel an Dr. Kruse. Auch eine Zeichenschule wurde gegründet, in der 15 Lehrer 119 Lehrlinge ausbildeten. Der erste abendfüllende Film wurde für das Jahr 1947 vorgesehen. 1943 erschien der 18 minütige Kurzfilm „Armer Hansi“ auf der Reichswoche für den deutschen Kulturfilm in München und wurde später als Vorfilm zu Die Feuerzangenbowle eingesetzt. Der Trickfilm konnte begeistern und erhielt das Prädikat „Künstlerisch Wertvoll“.

Die Produktionsdauer von zwei Jahren erschien Goebbels als zu lang, weswegen er die Konkurrenz förderte, anstatt diese der Deutschen Zeichenfilm GmbH einzuverleiben. So ließ die Sonderproduktion der Deutschen Wochenschau GmbH von Hans Fischerkoesen mehrere Kurzfilme herstellen: „Verwitterte Melodie“ und "Der Schneemann" nach einer Idee von Horst von Möllendorff und „Das dumme Gänslein“. In Prag stellte die Zeichenfilmabteilung der Prag-Film AG u.a. "Hochzeit im Korallenmeer" her, der sich ebenfalls an amerikanischen Vorbildern orientierte.

„Sie sind kleine filmische Kostbarkeiten bis heute und bezeugen nachhaltig die Grundsteinlegung eines eigenständigen Trickfilmschaffens. Presselob und Zuschauerresonanz waren trotz der Zeitumstände enorm.“

Günther Agde: Der deutsche Werbefilmregisseur Hans Fischerkoesen. In:epd Film 9/1996, S.24

Nach Ende des Krieges wurde Fischerkoesen in ein Internierungslager eingewiesen.

Förderung und Ende der Zeichentrickproduktion

Goebbels wollte pro Jahr etwa 50 Filme produzieren. Er ordnete an, Produktionsstudios besetzter Länder zur Arbeit heranzuziehen. So entstand etwa in den Niederlanden eine antisemitische Adaption von Van den vos Reynaerde.[1] Nach der Invasion in der Normandie wurde die Zeichentrickproduktion im Rahmen der Totalen Kriegsmaßnahmen weitgehend eingestellt. Die Deutsche Zeichenfilm GmbH befand sich Ende des Jahres 1944 in Produktion. Ob die in Arbeit befindlichen Filme fertiggestellt wurden, ist unbekannt. Nur die Hundewelpen-Geschichte "Purzelbaum ins Leben" wurde 1946 von der Defa aufgeführt.[2]

Einzelnachweis

  1. Vgl. Egbert Barten / Mette Peters: Stehaufmännchen und musikalisches Auto. Auf den Spuren eines Zeichentrickfilms. In: Filmblatt Nr. 17 / Herbst 2001, S. 16, 23.
  2. Animation in der Region Berlin-Brandenburg. Eine Bestandsaufnahme, S. 10. http://www.medienboard.de/WebObjects/Medienboard.woa/media/13895

Medien

Literatur

  • Carsten Laqua: Wie Micky unter die Nazis fiel. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, ISBN 3-499-19104-0

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