- Die Feuerzangenbowle (1944)
-
Filmdaten Originaltitel Die Feuerzangenbowle Produktionsland Deutschland Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 1944 Länge 94 Minuten Altersfreigabe FSK 12 Stab Regie Helmut Weiss Drehbuch Heinrich Spoerl Produktion Heinz Rühmann Musik Werner Bochmann Kamera Ewald Daub Schnitt Helmuth Schönnenbeck Besetzung - Heinz Rühmann: Dr. Johannes Pfeiffer bzw. Hans Pfeiffer
- Karin Himboldt: Eva Knauer
- Hilde Sessak: Marion
- Erich Ponto: Gymnasialprofessor Crey, genannt Schnauz
- Paul Henckels: Gymnasialprofessor Bömmel
- Hans Leibelt: Direktor Knauer, genannt Zeus
- Lutz Götz: Oberlehrer Dr. Brett
- Egon Vogel: Musiklehrer Fridolin
- Hans Richter: Rosen
- Clemens Hasse: Rudi Knebel
- Rudi Schippel: Luck
- N.N.: Husemann
- Georg-Michael Wagner: Ackermann
- Hedwig Wangel: Haushälterin bei Crey
- Anneliese Würtz: Frau Windscheidt
- Margarete Schön: Frau Direktor Knauer
- Max Gülstorff: Oberschulrat
- Maria Litto: eine Schülerin
- Albert Florath: Mitglied der Bowlenrunde
- Ewald Wenck: Kastellan Kliemke
Die Feuerzangenbowle ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahre 1944 von Helmut Weiss nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Spoerl. Dem Film ist ein (angepasstes) Zitat aus dem Roman vorangestellt: „Dieser Film ist ein Loblied auf die Schule, aber es ist möglich, daß die Schule es nicht merkt.“
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Bei einer Feuerzangenbowle erzählt sich eine Herrenrunde Geschichten aus ihrer Schulzeit. Der erfolgreiche junge Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer (Heinz Rühmann) beneidet seine Freunde um den Spaß, den sie in der Schule hatten. Ihm selbst blieb solches versagt, da er von einem Hauslehrer erzogen wurde. Seine Freunde beschließen daraufhin, ihn als Schüler zu verkleiden und für ein paar Wochen eine „richtige“ Schule besuchen zu lassen, ein Gymnasium in der kleinen Stadt Babenberg.
Dort angekommen, quartiert er sich in den örtlichen Gasthof ein und besucht die Schule verkleidet als Oberprimaner Pfeiffer. (Später, nach einer Aussprache mit dem Schuldirektor, mietet er sich ein möbliertes Zimmer). Er ist bald in der Klasse beliebt und spielt zusammen mit seinen Klassenkameraden den Lehrern Crey (genannt Schnauz) und Bömmel sowie dem Direktor Knauer übliche Schüler-Streiche. Seine extravagante Freundin Marion reist ihm derweil nach und versucht, ihn zur Vernunft zu bringen, wie sie es nennt, da sie glaubt, er sei verrückt geworden. Er lässt sich auch zunächst von ihr überreden, nach Berlin zurückzukehren, beschließt aber im letzten Moment, weiterhin an der Schule zu bleiben und Marion allein zurückreisen zu lassen. Im Verlauf seiner weiteren Schulzeit verliebt er sich in die 17-jährige Eva, die Tochter des Direktors, und offenbart ihr seine wahre Identität. Eva nimmt ihn diesbezüglich jedoch nicht ernst.
Durch diese Zurückweisung gekränkt, beschließt er seinen Hinauswurf aus der Schule zu provozieren. Er lädt die Oberklasse der benachbarten Mädchenschule zum gemeinsamen Unterricht im Jungengymnasium ein. Er selbst hält den Unterricht als Prof. Crey verkleidet (dem echten Professor hat Pfeiffer Wecker und Uhr verstellt, sodass Crey sich erst viel zu spät auf den Weg zur Schule begibt). Just am selben Tag besucht jedoch der Oberschulrat das Gymnasium, um die Eignung des Prof. Crey für das Direktorat einer eigenen Schule zu prüfen. Als das den Unterricht visitierende Lehrerkollegium feststellt, dass Pfeiffer als Crey verkleidet den Unterricht hält, fleht ihn der Direktor an, den Schwindel weiterzuspielen. Gerade als der Oberschulrat, zufrieden mit dem Unterricht, abreisen möchte, stürmt der wahre Prof. Crey zur Türe hinein und steht Pfeiffer gegenüber. Der Oberschulrat empfiehlt den beiden Herren, sich zu einigen, wer denn nun der wahre Crey sei, und reist ab. Pfeiffer beendet die Maskerade und erwartet seinen Hinauswurf für diese Aktion, der Direktor weigert sich jedoch, ihn zu entlassen, da er Pfeiffer Straffreiheit zugesichert hatte. Als „letzte Rettung“ „droht“ Pfeiffer, die Tochter des Direktors zu entführen, die spontan aufspringt und über die Bänke zu ihm stürmt. Um Evas Vater zu beruhigen, zeigt er diesem unter anderem sein Abiturzeugnis und letztlich seine Steuererklärung. Das überzeugt den Vater.
Der Film endet mit der Einblendung Pfeiffers, wieder als Erwachsener in der zu Beginn des Filmes gezeigten Szenerie hinter den Flammen der Feuerzangenbowle. Er erklärt, all das oben Erzählte sei eigentlich nur erfunden. Nur die Szene mit der Feuerzangenbowle sei Wirklichkeit.
Hintergrund
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Heinrich Spoerl und hält sich eng an die literarische Vorlage. Man kann größtenteils die Dialoge mitlesen, lediglich einige wenige Stellen wurden ausgelassen oder geringfügig verändert. Als merkliche Konzession an die NS-Zeit wurde Spoerls Oberlehrer Dr. Brett (nicht von Spoerl, der mit der Bearbeitung seines Drehbuchs unzufrieden war, vermutlich von Rühmann) ins Straffe und Schneidig-Scharfe verschoben. Bereits 1934 war eine etwas freiere Verfilmung des Romans, ebenfalls mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle – hier sogar als Doppelrolle – unter dem Titel So ein Flegel erschienen, das Drehbuch schrieb Hans Reimann.
Der Film spielt in „der guten alten Zeit“, die nicht genau definiert ist. Das zeigt sich beispielsweise auch an den Schülermützen, die zum Drehzeitpunkt schon seit etlichen Jahren abgeschafft waren. Die Kleidung der vorkommenden Personen entspricht in etwa der Zeit um 1900. Auch die Uniform des vor der Schule kurz erscheinenden Polizisten mit Pickelhaube spricht für diese Datierung, ferner die Tatsache, dass Pfeiffer am Anfang des Films zu dem Treffen mit seinen Freunden mit einer Kutsche gefahren wird. Das chemische Element Radium, das Pfeiffer den Schülerinnen und Schülern vorstellt, wurde 1898 entdeckt. Das im Direktorenzimmer hängende Bild zeigt den schon 1888 verstorbenen Deutschen Kaiser Wilhelm I.
Die Feuerzangenbowle wurde von der Ufa-Tochter „Terra Film“ [1] produziert und weitgehend auf dem Gelände der Ufa-Studios in Babelsberg auf 35mm-Film im Originalformat 1:1,18 gedreht.[1] Bei Kinoprojektion (24 Bilder/Sek.) hat er eine Länge von 98:11 Minuten, bei TV-Projektion (25 Bilder/Sek.) ist er 95:15 Minuten lang. Die Dreharbeiten begannen am 18. März 1943 und dauerten bis zum Juni.
Das im Film gezeigte Schulgebäude war ein Modell, das zwei Schulen in Berlin nachempfunden sein soll: dem Rheingau-Gymnasium in Friedenau/Schöneberg und dem Goethe-Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf. Einige Innenaufnahmen wurden in den Räumen des damaligen Peutinger-Gymnasiums und heutigen Landgerichts in Ellwangen (Jagst) gedreht. Dies wird beispielsweise in der Szene deutlich, in der die Jungen und Mädchen gemeinsam im Klassenzimmer unterrichtet werden. Durch das Fenster sind das Ellwanger Schloss und die Wallfahrtskirche Schönenberg zu erkennen. Teilweise wurde für die Dreharbeiten auch ein großes Panoramabild mit der Silhouette Ellwangens auf die Scheiben des Lehrsaals geklebt.
Der Kameraschwenk über die morgendliche Stadt vor der Szene mit den vorgetäuschten Bauarbeiten zeigt die Altstadt von Schwäbisch Hall. Die Einstellung der Kamera auf eine Rathausuhr zeigt das Rathaus Potsdam-Babelsberg. Die Szene beim Sonntags-Kaffee im Park mit Kurkapelle, in der sich Pfeiffer mit an den Tisch zu Herrn und Frau Direktor Knauer, ihrer Tochter Eva und Prof. Crey setzt, wurde im Kurpark vor dem Hotel Badehof in Bad Salzschlirf aufgenommen.
Im Januar 1944 versuchte der Reichserziehungsminister Bernhard Rust die Freigabe des Films zu verhindern, mit der Begründung, dass der Film die Autorität der Schule und der Lehrer gefährde, was die schwierige Situation durch den kriegsbedingten Lehrermangel noch erschwere. Rühmann fuhr daraufhin persönlich mit einer Filmkopie für zwei Tage in die Wolfsschanze, wo über Hermann Göring die Meinung Adolf Hitlers zum Film eingeholt wurde. Nach dessen Zustimmung erhielt der für Propaganda zuständige Minister Joseph Goebbels die Anweisung, den Film freizugeben. Die Premiere fand drei Tage nach diesen Vorgängen statt.[2]
Um die jugendlichen Darsteller möglichst lange vor dem Einzug zum Kriegsdienst zu bewahren, verzögerte man die Produktion des Films und einzelne Einstellungen wurden bis zur Perfektion immer wieder gedreht. Doch bereits zum Zeitpunkt der verspäteten Premiere waren einige der Darsteller im Krieg gefallen.
Die Feuerzangenbowle wurde am 28. Januar 1944 in den Berliner Ufa-Palästen „Königstadt“ und „Tauentzien“ uraufgeführt.[1] Die erste Fernsehausstrahlung fand am 28. Dezember 1964 im Deutschen Fernsehfunk der DDR statt. In der Bundesrepublik Deutschland wurde er erstmals am 26. Dezember 1969 im ZDF gezeigt und erreichte eine Einschaltquote von 53 % (20 Millionen Zuschauer).[1]
Kritiken
„Bis in die Montageprinzipien hinein, bis in die Kostüme und Bauten vermittelt der Film das Glück einer emotionalen Rückwärtsbewegung, eines erlösten Verschwindens. […] Er vermittelt eine Strategie des Vergessens, der sich niemand vollständig entziehen kann; sie entfernt von der historischen Wirklichkeit ebenso wie von den wirklichen Erfahrungen der Institution Schule, wie von dem Ärger, den wir heute morgen im Büro hatten.“
– epd film 3/94
„Immer noch vergnügliche Verfilmung von Heinrich Spoerls humoristischem Roman (…) Unterstützt von potenten Komiker-Kollegen, zeigt sich Rühmann von seiner liebenswürdigsten komödiantischen Seite.“
Aktuelle Rezeption
Vielerorts – häufig in Universitäten – werden in der Adventszeit Vorführungen des Filmes organisiert, die Eventcharakter haben. So wird während des Films Glühwein oder besser noch Feuerzangenbowle (manchmal auch Heidelbeerwein in Reagenzgläsern) ausgeschenkt, mit Taschenlampen wird während der Szene im Geschichtsunterricht auf die Leinwand geleuchtet, bei jeder passenden Gelegenheit werden mechanische Wecker geläutet, sowie bei Pfeiffers Chemiestunde Wunderkerzen entzündet. Die größte Feuerzangenbowle-Party mit über 10.000 Teilnehmern wird in Göttingen durchgeführt.[4]
Sonstiges
- Beim Auswendiglernen zitiert Pfeiffer die PQ-Formel zur Lösung einer Quadratischen Gleichung.
Siehe auch
Literatur
- Heinrich Spoerl: Die Feuerzangenbowle. Eine Lausbüberei in der Kleinstadt. Roman. Piper, München/Zürich 2002, ISBN 3-492-23510-7.
- Gregor Ball, Eberhard Spiess, Joe Hembus (Hrsg.): Heinz Rühmann und seine Filme. Goldmann, München 1985, ISBN 3-442-10213-8.
- Friedrich Koch: Schule im Kino. Autorität und Erziehung. Vom "Blauen Engel" bis zur "Feuerzangenbowle“. Weinheim und Basel 1987. ISBN 9783407340092
- Dr. Torsten Körner: Ein guter Freund, Heinz-Rühmann-Biographie, Aufbau 2003, ISBN 3-7466-1925-4
- Oliver Ohmann: Heinz Rühmann und die Feuerzangenbowle: Die Geschichte eines Filmklassikers. Lehmstedt, Leipzig 2010, ISBN 978-3-937146-98-0.
Weblinks
- Die Feuerzangenbowle in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Die Feuerzangenbowle mit 5 Standbildern bei filmportal.de
- Rezension von Georg Seeßlen in epd film 3/94
- Der (M)untergang (einestages.de)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Website des deutschen Verleihers Goldie-Film, aufgerufen am 2. Dezember 2008.
- ↑ Benjamin Maack: Der (M)untergang in: einestages Zeitgeschichten auf SPIEGEL online. Heinz Rühmann erzählt die Begebenheit in seiner Autobiographie „Das war's“ (München, Frankfurt/M., Wien Ulstein 1982) minutiös ab S. 152.
- ↑ Lexikon des internationalen Films (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997.
- ↑ UNI-KULTFILM "FEUERZANGENBOWLE"
Wikimedia Foundation.