Zentrales Konstruktionsbüro

Zentrales Konstruktionsbüro

Als Zentrales Konstruktionsbüro (ZKB, russisch центральное конструкторское бюро, zentralnoje konstruktorskoje bjuro) wird eine ehemalige sowjetische Entwicklungsabteilung für Luftfahrttechnik bezeichnet. In den 1920er- und 1930er-Jahren war das ZKB zusammen mit dem ZAGI für den Aufbau der sowjetischen Luftfahrt zuständig. Im ZKB wurden einige erfolgreiche Konstruktionen wie das Mehrzweckflugzeug U-2 und das Jagdflugzeug I-16 entwickelt.

Geschichte

Das Zentrale Konstruktionsbüro wurde 1925 aus der technischen Abteilung des ZAGI im Moskauer Werk 1 gebildet. Es unterteilte sich in die Abteilung für Landflugzeugbau „OSS“ (otdjel suchoputnich samoljotow) und die Abteilung für Versuchsseeflugzeugbau „OMOS“ (otdjel morskowo opytnowo samoljotostrojenija).

Die OSS wurde von Nikolai Polikarpow geleitet und zog bald ins Werk 25 um. Bis 1926 hatte sich ein Stamm junger Mitarbeiter herausgebildet, die später durch ihre Konstruktionen bekannt wurden, wie Wassili Nikitin, Michail Tichonrawow, Wladimir Jazenko und Sergei Kotscherigin. Die bekanntesten Flugzeuge dieses Teams sind das Jagdflugzeug I-3 sowie die Mehrzweckflugzeuge U-2 und R-5.

Die OMOS nahm im Sommer die Arbeit im Leningrader Werk „Roter Flieger“ (Krasni Lotschik) unter Dmitri Grigorowitsch auf. Bereits im Oktober desselben Jahres wurde OMOS ein eigenständiges Entwicklungsbüro. Wichtige Mitglieder bei OMOS waren:

  • Stellvertretendende Leitung: A. N. Sedelnikow
  • Produktionsleitung: W. L. Korwin
  • Aerodynamik und Festigkeit: K. A. Wigand, W. N. Beljajew (nur kurzzeitig), A. L. Gimmelfarb, S. J. Schurbina
  • Konstruktion: P. D. Samsonow, W. B. Schawrow
  • Technische Zeichnung: N. G. Michelson

OMOS zog im November 1927 von Leningrad nach Moskau und wurde in „OPO-3“, „Versuchsabteilung 3“ (Opytni Otdjel) umbenannt. Von 1925–1927 wurden acht Typen realisiert, darunter die mit Schwimmern ausgerüstete R-1-Ausführung MR-1 sowie die Marineaufklärer ROM-1 und ROM-2. Zwei Projekte wurden nicht realisiert. Da die Abteilung nach dreijähriger Arbeit keine nennenswerten Erfolge aufweisen konnte, wurde sie neu organisiert und Grigorowitsch am 1. September 1928 abgesetzt. Es wurden einige neue Mitarbeiter eingestellt, unter ihnen Igor Tschetwerikow. Unter seiner Leitung wurden die Arbeiten an den Flugbootprojekten MR-3 und MR-3bis fortgesetzt. Im Frühjahr 1929 übernahm der in die Sowjetunion gekommene Franzose Paul Richard die gesamte Abteilung unter der Bezeichnung „OPO-4“ (später MOS WAO) und entwarf das Schwimmerflugzeug TOM-1. Die bis dahin entwickelten Projekte wurden dem ZKB-Werk „W. R. Menschinski“ zur Vollendung übergeben.

1933 wurde das ZKB aus dem ZAGI ausgegliedert und die Mitarbeiter in die neu entstandenen Konstruktionsbüros von Polikarpow, Iljuschin und Grigorowitsch integriert. Die Flugzeuge trugen als Prototypenbezeichnung bis 1938 das Kürzel ZKB, wie zum Beispiel die erfolgreichen Muster ZKB-3 (I-15), ZKB-12 (I-16), ZKB-26 (DB-3) und ZKB-55 (Il-2).

Siehe auch

Literatur

  • Wilfried Kopenhagen: Lexikon Sowjetluftfahrt, Elbe-Dnjepr-Verlag 2007, ISBN 978-3-933395-90-0
  • Wadim B. Schawrow: Flugzeugkonstruktionen in den Jahren der sozialistischen Industrialisierung, Fliegerkalender der DDR 1976, 1981, 1982, Militärverlag Berlin

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zentrales Aerohydrodynamisches Institut — Das Zentrale Aerohydrodynamische Institut (russisch: Центральный Аэрогидродинамический Институт, deutsche Abkürzung: ZAGI) ist das wichtigste russische Luftfahrtforschungsinstitut. Dort wurden und werden die theoretischen Grundlagen der Aero und… …   Deutsch Wikipedia

  • Russische Luftfahrtabkürzungen — Dies ist der sechste Teil der Liste Abkürzungen/Luftfahrt. Liste der Abkürzungen Teil 1 A A Teil 2 B–D B; C; D Teil 3 E–K …   Deutsch Wikipedia

  • OMOS — Als Zentrales Konstruktionsbüro (ZKB, russisch центральное конструкторское бюро, zentralnoje konstruktorskoje bjuro) wird eine ehemalige sowjetische Entwicklungsabteilung für Luftfahrttechnik bezeichnet. In den 1920er und 1930er Jahren war das… …   Deutsch Wikipedia

  • Sergei Iljuschin — Grab von Iljuschin auf dem Friedhof des Neujungfrauen Klosters in Moskau Sergei Wladimirowitsch Iljuschin (russisch Сергей Владимирович Ильюшин, wiss. Transliteration Sergej Vladimirovič Iljušin; * 18.jul./ …   Deutsch Wikipedia

  • Sergei Ilyushin — Grab von Iljuschin auf dem Friedhof des Neujungfrauen Klosters in Moskau Sergei Wladimirowitsch Iljuschin (russisch Сергей Владимирович Ильюшин, wiss. Transliteration Sergej Vladimirovič Iljušin; * 18.jul./ …   Deutsch Wikipedia

  • Sergei Vladimirovich Ilyushin — Grab von Iljuschin auf dem Friedhof des Neujungfrauen Klosters in Moskau Sergei Wladimirowitsch Iljuschin (russisch Сергей Владимирович Ильюшин, wiss. Transliteration Sergej Vladimirovič Iljušin; * 18.jul./ …   Deutsch Wikipedia

  • Sergej Iljuschin — Grab von Iljuschin auf dem Friedhof des Neujungfrauen Klosters in Moskau Sergei Wladimirowitsch Iljuschin (russisch Сергей Владимирович Ильюшин, wiss. Transliteration Sergej Vladimirovič Iljušin; * 18.jul./ …   Deutsch Wikipedia

  • OKB-52 — NPO Maschinostrojenija (russisch НПО машиностроения) ist ein russischer Rüstungs und Raumfahrtkonzern. Firmensitz ist Reutow bei Moskau. Unter den früheren Bezeichnungen OKB 52 Tschelomei und ZKBM war die Firma wesentlich an der Entwicklung der… …   Deutsch Wikipedia

  • NPO Maschinostrojenija — (russisch НПО машиностроения) ist ein russischer Rüstungs und Raumfahrtkonzern. Firmensitz ist Reutow bei Moskau. Unter den früheren Bezeichnungen OKB 52 Tschelomei und ZKBM war die Firma wesentlich an der Entwicklung der sowjetischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Chetverikov — Igor Wjatscheslawowitsch Tschetwerikow (russisch Игорь Вячеславович Четвериков, wiss. Transliteration Igor Vjačeslavovič Četverikov; * 1909; † 1987) war ein sowjetischer Flugzeugkonstrukteur. Leben Tschetwerikow arbeitete seit 1928 in der OMOS… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”