- Zuchthaus Dreibergen
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Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Bützow befindet sich auf einem etwa 270.000 Quadratmeter großen Gelände im Ortsteil Dreibergen im Nordwesten der im Landkreis Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland) gelegenen Kleinstadt Bützow. Sie ist die größte der sechs Justizvollzugsanstalten in Mecklenburg-Vorpommern.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die JVA Bützow gehört zu den ältesten und berüchtigsten Haftanstalten in Deutschland. Unter allen deutschen Gesellschafts- und Staatsorganisationsformen wurden bisher in dieser Strafanstalt Häftlinge verwahrt. Der Bau begann 1835 mit dem Kauf des Grundstücks. Aber erst im März 1838 begannen Sträflinge aus der Festung Dömitz mit dem Bau des Gefangenenhauses 1. Die Strafanstalt wurde am 25. April 1839 als Zuchthaus Dreibergen eröffnet und das Gefangenenhaus mit 60 Sträflingen belegt. Die dann folgende Bauphase dauerte über fast 10 Jahre bis 1847. Fertiggestellt wurden bis dahin neben der Männerstation und einer Männerisolierstation auch ein vorläufiges Frauenhaus. Im direkten Umfeld errichtete man Beamtenhäuser und Flügel für Büroräume. Im Jahr 1847 hatte die Anstalt eine Belegungsfähigkeit von 294 Sträflingen, davon 60 Frauen. 1860 entstand ein weiteres Männerverwahrhaus mit Isolierzellen und 1883 wurde das Weiberzuchthaus in Gebrauch genommen, das sich auf einem von den Männerhäusern abgetrennten Areal befindet. In den Jahren 1902–1906 erfolgte ein weiterer großer Umbau der Männerverwahrhäuser um den Anstaltsbetrieb effektiver durchführen zu können. Es wurden mehr Einzelzellen für die Unterbringung geschaffen, aber auch Arbeitsräume, Bäder, Diensträume und ein Andachtssaal wurden durch die Verbindung der einzelnen Verwahrhäuser gewonnen. Auch der Anbau für das Krankenhaus wurde 1906 fertiggestellt.
Während der Zeit der Nazidiktatur wurden hier hunderte von Todesurteilen im zum Hinrichtungskeller umgebauten Apfelkeller vollstreckt, in dem unter anderem eine Guillotine eingebaut war. Die sowjetische Besatzungsmacht nutzte das Gefängnis für die erzwungene Repatriierung von Sowjetbürgern und für Deutsche. In der DDR war die Strafanstalt eine der gefürchteten drei großen B (Bützow, Bautzen, Brandenburg) - Strafanstalten, in denen Regimegegner unter besonders harten Haftbedingungen zu leiden hatten. Nach 1950 war hier zeitweise der Politiker William Borm inhaftiert.
Das neueste Hafthaus stammt inzwischen aus dem Jahre 2002.
In der Anstalt erscheint eine Gefangenenzeitung mit dem Namen Fidelio.
Belegung
Die JVA Bützow ist für etwa 533 Inhaftierte ausgelegt, davon sind 35 Haftplätze für Frauen. Die Anstalt verfügt als einzige im Land Mecklenburg-Vorpommern über eine stationäre Krankenhausabteilung, die mit einer Ambulanz sowie 36 Betten eingerichtet und mit vier hauptamtlich tätigen Ärzten besetzt ist.
Von Juni 2005 bis Dezember 2007 befand sich in der JVA Bützow das bis Juli 2008 bundesweit einmalige Diagnostikzentrum für den Justizvollzug in Mecklenburg-Vorpommern für die Aufnahme von zu Freiheitsstrafen von mehr als vier Jahren verurteilten Sexualstraftätern und wegen Tötungsdelikten verurteilten Strafgefangenen, bei denen von ausgesuchten Experten zunächst eine umfangreiche psychologische Diagnostik vorgenommen wurde, bevor sie in andere Anstalten verlegt oder ihnen die Eignung für Lockerungen aus dem Vollzug anerkannt wurden. Seit Januar 2008 befindet sich das Diagnostikzentrum für den Justizvollzug in Mecklenburg-Vorpommern aus strukturellen Gründen in der JVA Waldeck bei Rostock.
Vollstreckungszuständigkeit
Die Justizvollzugsanstalt Bützow ist nach dem Vollstreckungsplan für das Land Mecklenburg-Vorpommern in erster Linie eine Anstalt des geschlossenen Strafvollzuges für erwachsene männliche und weibliche Strafgefangene, jedoch auch mit der Möglichkeit des Vollzugs von Untersuchungshaft.
In Amtshilfe für das Innenministerium wird hier zudem die Abschiebehaft für das gesamte Bundesland vollzogen.
Weblinks
53.85247777777811.96505Koordinaten: 53° 51′ 9″ N, 11° 57′ 54″ O
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