- Burg Stargard
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Wappen Deutschlandkarte 53.49533333333313.31008333333350Koordinaten: 53° 30′ N, 13° 19′ OBasisdaten Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern Landkreis: Mecklenburgische Seenplatte Amt: Stargarder Land Höhe: 50 m ü. NN Fläche: 61,68 km² Einwohner: 5.002 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 81 Einwohner je km² Postleitzahl: 17094 Vorwahl: 039603 Kfz-Kennzeichen: MST Gemeindeschlüssel: 13 0 71 021 Adresse der
Stadtverwaltung:Mühlenstraße 30
17094 Burg StargardWebpräsenz: Bürgermeister: Tilo Lorenz Lage der Stadt Burg Stargard im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte Burg Stargard (bis 1929: Stargard) ist eine Kleinstadt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern. Auf dem Burgberg steht die mittelalterliche Burg Stargard, welche der Stadt ihren Namen gab.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Stadt liegt etwa acht Kilometer südlich der Kreisstadt Neubrandenburg im Tal der Linde, die in der Stadt im Mühlenteich aufgestaut wird. Im Süden des Stadtgebiets liegen der Gramelower und der Teschendorfer See. Eine Grundmoräne mit Höhen bis zu 126,8 m ü. NHN beim Ortsteil Loitz bestimmt das Stargarder Land. Zu den markanten Erhebungen innerhalb oder nahe der Stadtbebauung zählen der etwa 90 Meter hohe Burgberg, der 89 Meter hohe Galgenberg und der 86,3 Meter hohe Klüschenberg. Das Gelände fällt im Westen zum Tollensesee auf bis zu 14,8 m ü. NHN ab. An diesem Gewässer hat die Gemarkung der Stadt einen Uferanteil.
Zu Burg Stargard gehören die Ortsteile:
- Bargensdorf
- Gramelow
- Kreuzbruchhof
- Lindenhof
- Loitz
- Quastenberg
- Sabel
- Teschendorf
Geschichte
Der Geschichtsteil bezieht sich auf den Ort (Burg) Stargard und nicht auf dessen Ortsteile. Deren Geschichte bis zur Eingemeindung wird in den einzelnen Ortsteilartikeln beschrieben.
Name
Der Ort, vermutlich die Burg, wurde zuerst 1170 als Stargart urkundlich genannt, welche dem Bistum Havelberg (angeblich) zur Stiftung des Klosters Broda geschenkt worden war. Die betreffende Urkunde hat sich jedoch als Fälschung und der Ort Staregart darin als Zusatz aus späterer Zeit erwiesen, datierend wohl um das Jahr 1244.[2] Aus dem Altpolabischen übersetzt heißt stary dann „alt“ und gard bedeutet „Burg“, also „Alte Burg“ (vergleichbar Altenburg oder Oldenburg. Seit Eingemeindung der Burg ins Stadtgebiet, (angeblich) um Verwechslungen mit den anderen namensgleichen Städten zu vermeiden, führt die Stadt seit 1929 den Namen Burg Stargard.[3]
Mittelalter
Die deutsche Siedlung von Händlern und Handwerkern wuchs seit dem frühen 13. Jahrhundert am Fuße einer spätmittelalterlichen Burg, die für die Kolonisation des slawischen Gebietes zentrale Bedeutung hatte und früh zum politischen Zentrum der nach ihr benannten Herrschaft Stargard wurde. 1250 entstand der Bergfried. Für ältere Vorgängersiedlungen, die verschiedentlich vermutet werden, fehlt bis heute der wissenschaftliche Nachweis. Auch für slawische Vorgängerbauten erbrachten archäologische Untersuchungen auf dem Burgberg keinen Beleg.
1259 wurde Stargard mit dem brandenburgischem Stadtrecht belehnt. Nach der Heirat von Heinrich II. (dem Löwen) 1292 als Wittum von den Askaniern in die Hände der Fürsten, später Herzöge zu Mecklenburg gelangt, war Stargard 1352 bis 1471 eine der Residenzen der Nebenlinie Mecklenburg-Stargard der mecklenburgischen Dynastie.
17. bis 19. Jahrhundert
Im Dreißigjährigen Krieg als Hauptquartier des kaiserlichen Generals Tilly (1631) letztmalig von strategischer Bedeutung verlor die Burg in der Folgezeit schnell an Bedeutung und wurde Sitz eines herzoglichen Verwaltungsamtes. Vom allgemeinen Niedergang des Landstrichs nach dem Dreißigjährigen Krieg mitbetroffen, 1758 bei einem Großbrand zu weiten Teilen zerstört, sank die Stadt Stargard (ab 1929: Burg Stargard) zur unbedeutenden Landstadt herab und verlor im frühen 20. Jahrhundert die letzten überörtlich wirkenden Behörden.
Neuere Zeit
In der Zeit des Nationalsozialismus bewohnte ein jüdisches Ehepaar Sehlmacher aus Berlin eine Wohnung am Papiermühlenweg. Nach einer Denunziation wegen „Abhörens von Feindsendern“ wurde Ehefrau Gertrud nach dem KZ Auschwitz zur Vernichtung deportiert, während Ehemann Ernst im Zuchthaus Dreibergen-Bützow ums Leben kam.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten jüdische Frauen aus Polen, der Sowjetunion und Frankreich im „Nemerower Holz“ unter primitivsten Bedingungen ein Außenlager des KZ Ravensbrück errichten, wo Produktionsstätten und unterirdische Wege zur Herstellung von Zulieferteilen für die „V 1“ hergestellt wurden. 1200 bis 2000 Frauen mussten hier Zwangsarbeit verrichten. Im April 1945 wurde das Lager „Waldbau“ geräumt und die Häftlinge auf einen Todesmarsch bis nach Malchow getrieben, wo die noch Lebenden von der Roten Armee befreit wurden.
Nach der politischen Wende wurde ab 1991 im Rahmen der Städtebauförderung mit der Sanierung der Burg und des historischen Stadtkerns begonnen. Jedoch geraten zentrale Bereiche der historischen Altstadt gegenwärtig zunehmend in Verfall.
Als Grundzentrum der Region ist Burg Stargard heute bei leicht steigenden Einwohnerzahlen beliebter Wohnort im „Speckgürtel“ des nahegelegenen Oberzentrums Neubrandenburg.
Mit Wirkung vom 27. September 2009 wurde die Gemeinde Teschendorf mit den Ortsteilen Gramelow und Loitz eingemeindet.[4]
Politik
Wappen
Das Wappen wurde unter der Nr. 214 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „In Silber ein gold bewehrter roter Adler.“
Flagge
Die Flagge der Stadt Burg Stargard ist quer zur Längsachse des Flaggentuches von Rot, Weiß und Rot gestreift. Die äußeren roten Streifen nehmen jeweils ein Fünftel, der weiße Mittelstreifen nimmt drei Fünftel der Länge des Flaggentuches ein und ist in der Mitte mit der Figur des Stadtwappens belegt. Der gelb bewehrte Adler nimmt drei Fünftel der Höhe des Flaggentuches ein. Die Länge des Flaggentuches verhält sich zur Höhe wie 3:2.
Städtepartnerschaft
- Stadt Marne im Kreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein seit 1990
- Dorf Tychowo im Powiat Białogardzki der Woiwodschaft Westpommern in Polen seit 2006
Sehenswürdigkeiten
- Die Burg Stargard, die nördlichste Höhenburg Deutschlands, stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sie wurde als Backsteinbau ursprünglich für den Markgrafen von Brandenburg errichtet und umfasst heute elf Gebäude, u.a. Hauptburg, Marstall, Torhaus, Reste vom Bergfried (Umbau 1821–23 durch Friedrich Wilhelm Buttel), Altes Herrenhaus (15. Jh.), Neues Oberes Tor (16. Jh.), Amtsschreiberhaus (18. Jh.), Burgschänke (19. Jh.), Stallhaus (19. Jh.).
- Das Heimatmuseum befindet sich im Marstall (Kern aus dem 13. Jh.) der Burganlage.
- Die Stadtkirche Burg Stargard wurde nach dem Stadtbrand 1758 in den bestehenden Zustand errichtet. Ursprünglich eine dreischiffige Pfeilerbasilika aus Feldsteinen aus dem 13. Jh. Der mittelalterliche West-Turm wurde 1894 durch einen neugotischen Backsteinturm ersetzt.
- Ausstattung: Kanzelaltar (1770), Taufstein (13. Jh.)
- Das Heilig-Geist-Hospital als ältestes erhaltenes Gebäude der Stadt (1290) aus Feldsteinen; 1576 wurde die ursprüngliche Kirche zum Hospitalgebäude umfunktioniert.
- Der historische Stadtkern mit dem rechtwinkligen Straßennetz ist nach dem Stadtbrand von 1758 entstanden mit dem
- ehemaligen Gasthof Zum Weißen Hirsch von 1760,
- Wohnhaus der Malerin Marie Hager mit ständiger Ausstellung.
- Drei Gedenksteine auf dem Denkmalberg, einer Anhöhe hinter der Kirche, für die Gefallenen der Kriege 1870/71 und 1914/18 sowie für die Opfer des Faschismus 1933–1945
- Gedenkstein von 1948 (bzw. 1952) auf dem Grab des jüdischen Ehepaares Sehlmacher, das der Shoa zum Opfer fiel
- Sowjetischer Soldatenfriedhof in der Nähe des Bahnhofs mit Gedenkstein für die dort begrabenen 18 Opfer von Krieg und Zwangsarbeit
- Der Tierpark auf dem Klüschenberg.
- Die Sommerrodelbahn am Rand der Stadt
- Weinbaugebiet Stargarder Land gilt als nördlichste Weinbauregion Deutschlands, Weinbau an den Rebflächen „Teufelsbruch“ und „Burg“, insgesamt stehen in Burg Stargard auf einer Fläche von ca. 0,2 ha 1200 Rebstöcke der Sorten: Regent, Blauer Portugieser, Müller Thurgau, Phoenix, Ortega und Elbling
Regelmäßige Veranstaltungen
Jährlich findet am zweiten August-Wochenende das Burgfest auf der Burg Stargard statt.
Verkehr
Durch den Westen des Stadtgebiets führt die Bundesstraße 96 von Berlin nach Neubrandenburg. Von dieser zweigt die Landesstraße 31 ab, die durch die Kernstadt führt und in Alt Käbelich eine Verbindung zur Bundesstraße 104 darstellt. Über die in Burg Stargard beginnende Landesstraße 331 gelangt man in südlicher Richtung in Stolpe zur Bundesstraße 198. Der nächstliegende Anschluss Neubrandenburg-Ost zur Bundesautobahn 20 ist in etwa 17 Kilometern zu erreichen.
Burg Stargard besitzt einen im Regionalverkehr bedienten Bahnhof an der Bahnstrecke Berlin–Stralsund.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Karl (Charles) Rümker (1788–1862), Astronom
- Karl Friedrich Vollrath Hoffmann (1796–1842), Geograph, Publizist
- Wilhelm Bahr (1821–1876), Maler und Fotograf
- Daniel Zander (1823–1905), Komponist und Dichter
- Volker Schmidt (1942–2002), Archäologe, Rethra-Forscher
Persönlichkeiten, die vor Ort wirken oder gewirkt haben
- Johanna Beckmann (1868–1941), Scherenschnitt-Künstlerin
- Friedrich Genzken (1817–1875), Jurist, Bürgermeister, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Gottlob Burchard Genzmer (1716–1771), Theologe, Naturforscher
- Marie Hager (1872–1947), Malerin
- Carl Stolte (1824–1897), Pädagoge, Schulbuchautor
- Joachim Trumpf (1687–1769), Astronom, Orgelbauer
Literatur
Burg Stargard wurde literarischer Schauplatz in der heute zum Schulstoff gehörenden Kurzgeschichte von Heiner Müller „Das Eiserne Kreuz“[5], welche die Selbsttötung einer Stargarder Familie mit dem Heranrücken der Roten Armee gegen Kriegsende zum Inhalt hat.
Weblinks
Commons: Burg Stargard – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Mecklenburg-Vorpommern Statistisches Amt – Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden 2010 (PDF; 522 KB) (Hilfe dazu)
- ↑ Ernst Eichler und Werner Mühlmer: Die Namen der Städte in Mecklenburg-Vorpommern. Ingo Koch Verlag, Rostock 2002, ISBN 3-935319-23-1
- ↑ Helge bei der Wieden (Hrsg.): Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands: Mecklenburg/Pommern. Stuttgart 1996, ISBN 3-520-31501-7. S. 12–13. [bei ERNST/MÜHLMER fälschlich: nach 1933.]
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2009, 2. Liste
- ↑ In: Heiner Müller: Werke. Band 2: Die Prosa. Hrsg. von Frank Hörnigk. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1999. S. 72–74.
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