- Zwergwale
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Zwergwal Nördlicher Zwergwal
Systematik Überordnung: Laurasiatheria Ordnung: Wale (Cetacea) Unterordnung: Bartenwale (Mysticeti) Familie: Furchenwale (Balaenopteridae) Gattung: Balaenoptera Art: Zwergwal Wissenschaftlicher Name Balaenoptera acutorostrata, B. bonaerensis Als Zwergwale (auch Minkwale oder Minkewale genannt) werden zwei Arten der Furchenwale bezeichnet: der Nördliche Zwergwal (Balaenoptera acutorostrata) und der Südliche Zwergwal (Balaenoptera bonaerensis). Erst seit jüngster Zeit werden diese zwei Arten unterschieden, vorher hielt man alle Zwergwale für Angehörige einer Art.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Für einen Bartenwal bleibt der Zwergwal mit einer Länge von achteinhalb Metern recht klein – nur der Zwergglattwal ist noch kleiner. Der größte bisher gemessene Zwergwal war 10,2 Meter groß und zehn Tonnen schwer. Die Farbe ist oberseits schwarz bis dunkelgrau und unterseits weißlich. Erkennbar sind Zwergwale auch an dem weißen Band auf ihren Flippern sowie an der stark nach hinten gekrümmten Finne. 70–75 Prozent des Körpergewichts machen Muskelfleisch, Blubber und Organe aus, auf das Skelett entfallen rund 15 Prozent.
Verbreitung
Zwergwale sind in allen Ozeanen verbreitet, von den Polen bis zu den Tropen. Am Äquator begegnen die Populationen von Nördlichen und Südlichen Zwergwalen einander nie, da sich die Tiere im Sommer in kalten und im Winter in warmen Meeren aufhalten und die Jahreszeiten auf Nord- und Südhalbkugel entgegengesetzt sind. Gelegentlich werden auch in der Nordsee Zwergwale gesehen. Sie sind jedoch keine regelmäßigen Bewohner der Nordsee und verirren sich nur ausnahmsweise dorthin; im Sommer 2003 wurden zwei Zwergwale in der Nordsee gezählt. Auch in die Ostsee haben sich Zwergwale schon verirrt. So tauchten 2002 ein Exemplar im Hafen von Kolding und 2004 ein verendetes Weibchen vor der Insel Poel [1] auf.
Lebensweise
Der Zwergwal lebt allein oder in kleinen Gruppen von bis zu fünf Individuen. Er kann dauerhaft Geschwindigkeiten um 15 km/h und kurzzeitig um 22 km/h erreichen[2], nähert sich ohne Scheu Schiffen und schwimmt neben ihnen her. Die Nahrung des Südlichen Zwergwals besteht ausschließlich aus Krill, der Nördliche Zwergwal frisst auch kleine Fische wie Heringe und Sardinen.
Das einzige Junge eines Weibchens kommt mit einer Größe von 2,8 Metern zur Welt. Zwergwale werden im Alter von acht Jahren geschlechtsreif. Ihre Lebenserwartung beträgt wahrscheinlich etwas unter fünfzig Jahre.
Walfang und Schutz
Wegen ihrer geringen Größe und ihrer Zutraulichkeit waren Zwergwale stets einfach zu jagen. Seit dem Mittelalter ist der Walfang auf Zwergwale verbürgt. Aber gerade in der Zeit der großen Walfangschiffe während des 18. und 19. Jahrhunderts wurden Zwergwale weitgehend verschont, da sie als kommerziell weniger wertvoll als die Großwale galten. So ist dies der einzige Bartenwal, der zur Mitte des 20. Jahrhunderts noch häufig war. Als die Großwale in den 1960ern weitgehend ausgerottet waren, stieg man allerdings auf die Jagd nach Zwergwalen um. In der Fangsaison 1976/77 wurden 12.398 Zwergwale getötet. Seit 1985 besteht jedoch ein Walfangmoratorium, das auch für den Zwergwal gilt.
Es gibt weltweit etwa 300.000, nach optimistischen Schätzungen sogar 500.000 Zwergwale. Ihr Bestand soll sich seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts sogar vermehrt haben, da der starke Rückgang der Großwal-Population günstigere Ernährungsbedingungen für den Zwergwal mit sich brachte.
In Grönland und Russland werden weiterhin Zwergwale von indigenen Völkern bejagt. Japan und Island fangen Zwergwale zu wissenschaftlichen Zwecken,[3] wobei diese Begründung von Naturschützern oft angezweifelt wird. Norwegen hat das Moratorium nicht akzeptiert und jagt seit 1993 wieder Zwergwale. Die Quote für 2006 wurde von Norwegen auf 1052 zu tötende Zwergwale festgelegt. Vor der Küste Südkoreas wurden zwischen 1999 und 2003 die Zahl von 458 bei Unfällen getöteter Wale gemeldet. Wissenschaftler bezweifeln sowohl die versehentliche Tötung als auch die Anzahl der getöteten Wale. Aufgrund von Genanalysen von im Handel befindlichem Walfleisch setzten sie die Zahl auf über 800 an[4].
Sonstiges
Zwergwal wird auch heute noch in einigen Ländern zum Verzehr angeboten. Gebratenes Zwergwalfleisch ist in Farbe und Konsistenz in etwa dunklem Rindfleisch ähnlich. Der Geschmack ist leicht herb und erinnert ebenfalls an Rindfleisch.
Literatur
- M. Carwardine: Wale und Delfine. Delius Klasing, 1996 (hochwertiger Führer).
- Ralf Kiefner: Wale und Delfine weltweit. Jahr Top Special Verlag, 2002 (Führer der Zeitschrift "tauchen", sehr detailliert).
- J. Niethammer, F. Krapp (Hrsg): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 6: Meeressäuger, Tel 1A: Wale und Delphine 1. AULA-Verlag, Wiesbaden 1994 (sehr detailliertes Fachbuch).
- R. R. Reeves, B. S. Stewart, P. J. Clapham, J. A. Powell: Sea Mammals of the World - a complete Guide to Whales, Dolphins, Seals, Sea Lions and Sea Cows. A&C Black, 2002, ISBN 0-7136-6334-0 (Führer mit zahlreichen Bildern).
- M. Würtz, N. Repetto: Underwater world: Dolphins and Whales. White Star Guides, 2003, ISBN 88-8095-943-3 (Bestimmungsbuch).
Weblinks
Commons: Zwergwale – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienFußnoten
- ↑ Wismar: Bergung eines Zwergwals aus der Ostsee
- ↑ Minkewhale.org
- ↑ SPIEGEL Online 19. November 2009
- ↑ National Geographic Deutschland, Waljagd, Januar 2008, S. 32
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