Ágnes Heller

Ágnes Heller
Ágnes Heller (2010)

Ágnes Heller (* 12. Mai 1929 in Budapest) ist eine ungarische Philosophin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ágnes Heller kam 1929 als Tochter jüdischer Eltern auf die Welt. Ihr Vater und zahlreiche Verwandte wurden Opfer der Judenverfolgung während der Zeit der NS-Diktatur. Ihr selbst und ihrer Mutter gelang es immer wieder – teils durch geistesgegenwärtiges Handeln, teils aber auch nur durch schieres Glück –, der Deportation und Ermordung zu entgehen.

Nach dem Abitur schrieb sie sich 1947 an der Universität in Budapest für Physik und Chemie ein, wechselte jedoch unter dem Eindruck einer Vorlesung von Georg Lukács das Studienfach und begann Philosophie zu studieren. Sie wurde 1955 von ihm promoviert und schließlich seine Assistentin.

Nach jahrzehntelanger politischer Unterdrückung in Ungarn emigrierte Heller 1977 nach Australien, wo sie an der La Trobe Universität in Melbourne von 1978 bis 1983 eine Soziologie-Professur innehatte. 1986 wurde sie Hannah Arendts Nachfolgerin auf deren Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York.

Seit ihrer Emeritierung pendelt sie jeweils halbjährlich zwischen Budapest und New York.

2001 und 2002 war sie Fellow des Weimarer Kollegs Friedrich Nietzsche zum Thema „Zur Theorie der Modernität“.[1]

Denkansätze

Bereits in ihrem Erstling Der Mensch in der Renaissance dreht sich das Denken von Heller um Leben und Freiheit als die obersten Werte. Daneben steht die Frage, wie das menschliche Naturverhältnis als gesellschaftliches und historisches zu begreifen ist. In die "Wählbarkeit der Geschichte" führt sie diese Gedanken hermeneutisch weiter aus. Im Nachwort zur deutschen Ausgabe schreibt sie: "Ich war bereits in "Der Mensch der Renaissance" davon überzeugt, und bin es auch seither, dass alle großen Leistungen der Kultur aus den Bedürfnissen, Konflikten und Problemen des täglichen Lebens hervorgehen". Entsprechend betont sie den Alltag. Heller entfaltet auf der Grundlage einer eingehenden marxistischen Betrachtung eine ausführliche „Theorie der Bedürfnisse“, mit der sie beispielsweise die „Bedürfnisdiktatur“ im Ostblock kritisieren konnte. Die philosophische Anthropologie hat für sie ihren Ursprung in der Renaissance, die sich durch ein "pluralistisches moralisches Wertsystem" deutlich von früheren Zeitaltern unterscheidet. Weiterhin spricht sie sich für eine auf Empathie aufbauende Parteinahme für Leben und Freiheit aus.

Auszeichnungen

  • 1981 Lessing-Preis der Stadt Hamburg
  • 1995 Hannah-Arendt-Preis der Stadt Bremen
  • 1995 Széchenyi-Nationalpreis Ungarn
  • 1996 Ehrendoktor der Universität La Trobe Melbourne
  • 1997 Ehrendoktor der Universität Buenos Aires
  • 2006 Sonning- Kulturpreis: höchste Kulturauszeichnung Dänemarks
  • 2007 Ehrenmitgliedschaft der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft
  • 2010 Goethe-Medaille

Werke (Auswahl)

  • Alltag und Geschichte - Zur sozialistischen Gesellschaftslehre. Neuwied: Luchterhand, 1970.
  • Das Alltagsleben. Versuch einer Erklärung der individuellen Reproduktion. Edition Suhrkamp Band 805. Herausgegeben und eingeleitet von Hans Joas. Frankfurt: Suhrkamp, 1978.
  • Theorie der Bedürfnisse bei Marx. Mit einem Vorwort von Pier Aldo Rovatti, Berlin 1976.
  • Biopolitik. Aus d. Engl. von Felix Ensslin. Frankfurt, Main [u.a.]: Campus-Verl, 1995.
  • Der Mensch der Renaissance. Aus dem Ungarischen von Hans-Henning Paetzke. Frankfurt/M: Suhrkamp, 1988.
  • Ist die Moderne lebensfähig? Frankfurt/M.: Campus, 1995.
  • Der Affe auf dem Fahrrad: Eine Lebensgeschichte. Bearbeitet von János Köbányai. Aus dem Ungarischen von Christian Polzin & Irene Rübbert. Berlin, Wien: Philo 1999.
  • Die Auferstehung des jüdischen Jesus. Aus dem Ungarischen von Christina Kunze. Berlin, Wien: Philo, 2002.
  • Die Linke im Osten – die Linke im Westen. Ein Beitrag zur Morphologie einer problematischen Beziehung.Köln: Index e.V., 1986.
  • Die Seele und das Leben. Studien zum frühen Lukács. Frankfurt am Main. Suhrkamp, 1977.
  • Theorie der Gefühle. Hamburg: VSA, 1980.

Literatur

  • Jöhl, Theres: Ágnes Heller: Paradoxe Freiheit. Eine geschichtsphilosophische Betrachtung. Oberhausen: Athena, 2001.
  • János Boros, Mihály Vajda (Hg.): Ethics and Heritage. Essays on the philosophy of Agnes Heller. Pécs: Brambauer, 2007.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.klassik-stiftung.de/index.php?id=601

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