Übereinkommen von Montreal

Übereinkommen von Montreal

Das Montrealer Abkommen (eigentlich: Übereinkommen zur Vereinheitlichung bestimmter Vorschriften über die Beförderung im internationalen Luftverkehr) regelt Haftungsfragen im internationalen zivilen Luftverkehr. Das Montrealer Abkommen wurde 1999 von den Staaten beschlossen, die der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation ICAO angehören. Kern dieser Übereinkunft war die Modernisierung der rechtlichen Vorgaben bei einer Luftbeförderung. Dabei ging es vor allem um die Haftung des vertraglichen Luftfrachtführers für Schäden, die während eines Fluges an Personen, Gepäck oder Fracht entstehen. Seit 2004 ist das Montrealer Abkommen auch in Deutschland und Österreich in Kraft. In der Schweiz ist dies seit 2005 der Fall. Es löst das seit 1929 geltende Warschauer Abkommen ab.


Inhaltsverzeichnis

Anwendungsbereich

Das Abkommen gilt für jede internationale Beförderung von Personen, Reisegepäck oder Gütern, die durch Luftfahrzeuge gegen Entgelt erfolgt. Es gilt auch für unentgeltliche Beförderung durch Luftfahrzeuge, wenn sie von einem Luftfahrtunternehmen ausgeführt werden.


Personenschäden

Bis zu einem Höchstbetrag von 100.000 Sonderziehungsrechten pro Fluggast besteht eine verschuldensunabhängige Haftung. Für den darüber hinaus gehenden Schaden besteht eine unbegrenzte Haftung des Luftfrachtführers für vermutetes Verschulden. Er kann einer unbegrenzten Haftung nur entgehen, wenn er nachweist, dass sein Verhalten nicht zum Schadeneintritt beigetragen hat.

Verspätungsschäden

Für Schäden durch Verspätung bei der Beförderung von Personen haftet der Luftfrachtführer aus vermutetem Verschulden bis zu einem Betrag von 4.150 Sonderziehungsrechten je Reisendem. Bei der Beförderung von Reisegepäck haftet der Luftfrachtführer bei Verspätung bis zu einem Betrag von 1.000 Sonderziehungsrechten. Diese Begrenzungen entfallen, wenn der Geschädigte nachweisen kann, dass der Schaden durch Vorsatz oder Fahrlässigkeit des Luftfrachtführers herbeigeführt wurde. Um der Haftung zu entgehen, muss der Luftfrachtführer nachweisen, alle zumutbaren Maßnahmen zur Verspätungsvermeidung getroffen zu haben oder dass es ihm nicht möglich war, solche Maßnahmen zu ergreifen.

Sachschäden

Die Haftungshöchstgrenze für Zerstörung, Verlust oder Beschädigung von Reisegepäck beträgt 1000 Sonderziehungsrechte je Reisendem. Für Zerstörung, Verlust oder Beschädigung von aufgegebenem Reisegepäck haftet das Luftfahrtunternehmen verschuldensunabhängig (außer der Schaden ist auf die Eigenart des Reisegepäcks oder einem ihm innewohnenden Mangel zurückzuführen). Die Haftungsgrenze für Reisegepäck entfällt, wenn der Passagier nachweisen kann, dass der Schaden durch Vorsatz oder Fahrlässigkeit des Luftfrachtführers herbeigeführt wurde.

Besonderheiten

Haftungsbefreiung ist möglich, wenn der Luftfrachtführer nachweist, dass der Schaden durch die geschädigte Person mitverursacht oder fahrlässig verursacht wurde.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Protokoll von Montreal — Das Montrealer Protokoll über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen, ist ein völkerrechtlicher Vertrag des Umweltrechts, auch multilaterales Umweltabkommen genannt. Es wurde am 16. September 1987 von den Vertragsparteien des Wiener… …   Deutsch Wikipedia

  • Übereinkommen über die internationale Zivilluftfahrt — Titelblatt des Originaldokuments [1] Mit dem Chicagoer Abkommen wurde die ICAO gegründet Das Abkommen über die internati …   Deutsch Wikipedia

  • Übereinkommen über die biologische Vielfalt — Die Biodiversitäts Konvention (offiziell Übereinkommen über die biologische Vielfalt, englisch: Convention on Biological Diversity, CBD) ist ein auf der Konferenz der Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung (UNCED) 1992 in Rio de Janeiro… …   Deutsch Wikipedia

  • Montreal-Protokoll — Das Montrealer Protokoll über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen, ist ein multilaterales Umweltabkommen und damit ein völkerrechtlich verbindlicher Vertrag des Umweltrechts. Es wurde am 16. September 1987 von den Vertragsparteien… …   Deutsch Wikipedia

  • Abkommen von Chicago — Titelblatt des Originaldokuments [1] Mit dem Chicagoer Abkommen wurde die ICAO gegründet Das Abkommen über die internation …   Deutsch Wikipedia

  • Protokoll von Kyoto — Die japanische Stadt Kyōto, der Verhandlungsort des nach ihr benannten Klimaschutz Protokolls Das Kyoto Protokoll (benannt nach dem Ort der Konferenz Kyōto in Japan) ist ein am 11. Dezember 1997 beschlossenes Zusatzprotokoll zur Ausgestaltung der …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Sitze von UN-Institutionen — Neben dem Hauptsitz in New York und den permanenten Sitzen in Genf (UNOG), Nairobi (UNON) und Wien (UNOV) beherbergen folgende Städte UN Organisationen: Addis Abeba (Wirtschaftskommission für Afrika UNECA) Bangkok (Wirtschafts und… …   Deutsch Wikipedia

  • Fluggastrechte — Die Fluggastrechte dienen der Stärkung der Ansprüche von Flugpassagieren bei Flügen, die in der EU angetreten werden oder von EU Fluggesellschaften durchgeführt einen EU Flughafen als Ziel haben. Inhaltsverzeichnis 1 Fluggastrechte Verordnung 1.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste internationaler Umweltabkommen — Die Liste internationaler Umweltabkommen erfasst bi und multilaterale völkerrechtliche Verträge, welche dem Schutz der Umwelt oder Natur dienen. Die jeweilige Auswirkung und Bedeutung der einzelnen Verträge variiert dabei stark. Des Weiteren kann …   Deutsch Wikipedia

  • Flughafen Washington-Ronald-Reagan-National — Ronald Reagan Washington National Airport …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”