Bernhard Lippert (Diplomat)

Bernhard Lippert (Diplomat)

Bernhard Lippert (* 7. Oktober 1904 in Salzburg; † wahrscheinlich Ende 1947[1]) war ein deutscher Diplomat.

Leben und Wirken

Lippert wurde 1904 in Salzburg als Sohn des österreichischen Hof- und Forstrates Adolf Lippert und seiner aus Bayern stammenden Ehefrau Meta Eleonore Sofie Lippert (geborene Röhm) geboren. Ein Onkel Lipperts war der Politiker Ernst Röhm, ein Bruder seiner Mutter.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Salzburg (Matura 1923) studierte der protestantische Lippert von 1923 bis 1927 Ingenieurwesen an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Nach dem Ablegen der drei Staatsprüfungen arbeitete er von 1927 bis 1929 als Diplomingenieur in der Landwirtschaft. Vom 1. Oktober bis 31. Januar 1930 war er bei der Forstinspektion der niederösterreichischen Landesregierung in Wien tätig.

Vom 14. Mai 1930 bis 31. Oktober 1933 war Lippert im niederländischen Forstdienst auf Java tätig.

Am 1. Mai 1933 trat Lippert in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Nach dem Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit wurde Lippert am 8. Mai 1934 auf Vermittlung seines Onkels Ernst Röhm – als Stabschef der Sturmabteilung (SA), der nationalsozialistischen Parteiarmee damals nach Hitler der zweitmächtigste Mann Deutschlands – in den Auswärtigen Dienst des Deutschen Reiches aufgenommen (Dienstantritt am 1. Juni 1934).

Im Auswärtigen Amt wurde Lippert, zunächst im Rang eines Attachés in der Abteilung IV (Osteuropa, Skandinavien, Ostasien) beschäftigt. Ab dem 8. Mai war er kommissarisch am deutschen Konsulat in Genf tätig.

Am 30. Juni 1934 wurde Lippert von der Gestapo verhaftet und zwei Wochen lang in einem Konzentrationslager gefangengehalten. Lipperts Festnahme erfolgte im Zuge der politischen Säuberungswelle der Nationalsozialisten vom Frühsommer desselben Jahres. Hauptziel der Säuberungsaktion war die Brechung der Machtstellung von Lipperts Onkel Röhm, den Hitler als eine Bedrohung seiner eigenen Stellung ansah. Dementsprechend wurde Röhm unter dem Vorwand, er habe einen Staatsstreich („Röhm-Putsch“) gegen Hitler und die Reichsregierung geplant, verhaftet und erschossen. Außerdem verhaftet – und zum Teil erschossen – wurden einige hundert weitere Personen die als mögliche Mitverschwörer bei Röhms angeblichen Putschplänen galten. Darunter waren nahe zu alle anderen höheren SA-Führer sowie zahlreiche Personen aus der näheren Umgebung Röhms (Adjutanten, Chauffeure etc.). Lippert scheint aufgrund seiner engen Verwandtschaft und seiner Rolle als Protegé Röhms von der Gestapo als potentieller Mitverschwörer eingestuft worden zu sein.

Hans-Otto Meissner, einem Diplomatenkollegen Lipperts zufolge, entkam dieser der Exekution, weil er das Glück hatte – anders als viele andere in den Tagen vom 30. Juni bis 2. Juli verhaftete Personen – nach seiner Arretierung gründlich verhört und nicht einfach ungehört vor ein Erschießungskommando gestellt zu werden. Nachdem sich bei den Vernehmungen durch die Gestapo Lipperts völlige Unkenntnis von irgendwelchen Putschplänen zeigte, wurde er nach einigen Tagen „Einschüchterungshaft“ wieder auf freien Fuß gesetzt.

Nach zwei weiteren Jahren Tätigkeit im Auswärtigen Dienst – unter anderem von 1935 bis 1936 am deutschen Konsulat in Brüssel – legte Lippert am 24. Juni 1936 die Diplomatisch-Konsularische Prüfung ab. Ab dem 1. August 1936 amtierte er als deutscher Generalkonsul in New York. Am 4. Juli 1938 erhielt er den Titel eines Vizekonsuls. Nach der Schließung aller deutschen Konsularbehörden in den Vereinigten Staaten im Juni 1941 kehrte er am 16. Juli 1941 zurück nach Deutschland.

Ab dem 29. Juli 1941 wurde er in der politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin beschäftigt, wo er hauptsächlich Aufgaben im Referat IX/Amerika fand, zuletzt in der Informationststelle IXa/Nordamerikadienst des Auslandsinformationsdienstes. Am 22. Juni 1942 wurde er zum Legationsrat befördert.

Ab dem 30. Juli 1944 war er bis zum 6. Oktober desselben Jahres unter der Amtsbezeichnung eines Gesandtschaftsrates an der Gesandtschaft in Tirana tätig.

Ab dem 15. November 1944 war Lippert in der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes beschäftigt (Referat IV B/ Bulgarien, Rumänien, Serbien u.a.).

Ehe und Nachkommen

Nach einer ersten Ehe, über die keine Angaben vorliegen, heiratete er am 10. Juni 1939 die gebürtige Amerikanerin Luise Bernstorff. Aus der Ehe ging eine Tochter, Diana Lippert (*24. November 1940), hervor.

Einzelnachweise

  1. Das Überblicks-Register zu den Personalakten im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes vermerkt beim Eintrag zu den Akten Lipperts in der Spalte "Bemerkungen" eine Auskunft von Hans-Otto Meissner aus dem Jahr 1984, derzufolge Meissner dem Archiv gegenüber angegeben habe, er habe gehört, dass Lippert Ende 1947 verunglückt sei.

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