Bestätigungsfehler

Bestätigungsfehler

Der Begriff Bestätigungsfehler (confirmation bias) bezeichnet in der Kognitionspsychologie die Neigung, Informationen so auszuwählen, zu suchen und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen. Dabei werden Informationen, welche die eigenen Erwartungen widerlegen, unbewusst ausgeblendet. Schon Francis Bacon bemerkte:

“It is the peculiar and perpetual error of the human understanding to be more moved and excited by affirmatives than by negatives.”

„Es ist der besondere und fortwährende Irrtum des menschlichen Begreifens, mehr durch Bestätigung als durch Verneinung bewegt und begeistert zu werden.“

Francis Bacon: Selections from Francis Bacon's The Great Instauration of Human Control in the Universe (1620)[1]

Die erste Theorie zu dieser kognitiven Verzerrung stammt von Peter Wason (1968).[2]

Inhaltsverzeichnis

Positive Teststrategie

Ein Element des Phänomens Bestätigungsfehler ist eine positive Teststrategie. Die Suche nach Daten, welche die eigene Hypothese bestätigen, wird intuitiv häufiger angewandt, als die Suche nach Daten, welche die eigene Hypothese falsifizieren würden. Ein berühmtes Experiment in diesem Zusammenhang ist die so genannte 2-4-6-Aufgabe von Peter Wason.

Das Phänomen des Bestätigungsfehlers ist unter anderem gut bei Schülern im naturwissenschaftlichen Unterricht beobachtbar. So planen diese ein Experiment öfters ohne den sogenannten Kontrollansatz (vgl. Kontrollgruppe). Beim Kontrollansatz wird in wissenschaftlichen Experimenten derjenige Faktor weggelassen, dessen Ursächlichkeit gerade untersucht werden soll (die unabhängige Variable). Da nur der Vergleich von beiden Ansätzen (mit und ohne die unabhängige Variable) eine Aussage über Ursache-Wirkung-Zusammenhänge zulässt, läuft ein solches Experiment ohne Kontrollansatz auf eine positive Teststrategie hinaus. [3]

Selektives Erinnern

Wer bereits eine feste Meinung zu einem Thema hat, erinnert sich nach einer Diskussion darüber besser an die plausiblen Argumente für die eigene Position und an die unsinnigen Argumente für die gegnerische Position.[4][5]

Siehe auch

Belege

  1. Selections from Francis Bacon's The Great Instauration of Human Control in the Universe (1620)
  2. Peter Wason (1968). Reasoning about a rule. Quarterly Journal of Experimental Psychology, 20, S. 273-281
  3. Hamann, M. et al. (2006): Fehlerfrei Experimentieren. In: Mathematisch-naturwissenschaftlicher Unterricht 59/5, S. 292-299
  4. E. E. Jones, R. Kohler (1959). The effects of plausibility on the learning of controversial statements. Journal of Abnormal and Social Psychology, 57, S. 315-320
  5. K. Edwards, E. Smith (1996). A disconformation bias in the evaluation of arguments. Journal of Personality and Social Psychology, 71, S. 5-24

Literatur

  • Peter Cathcart Wason: On the failure to eliminate hypotheses in a conceptual task. In: Quarterly Journal of Experimental Psychology, 1960/12: 129-140.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Anthropische Voreingenommenheit — (griechisch ἄνθρωπος (ánthrōpos) = Mensch) nannte der Oxforder Philosoph Nick Bostrom (geb. 1973) den systematischen Fehler, der entsteht, ...wenn dein Urteil durch selektive Beobachtung verfälscht wird ( when your evidence is biased by… …   Deutsch Wikipedia

  • Einstellung (Psychologie) — Einstellung (in der meist englischen Fachliteratur attitude) bezeichnet in der Psychologie die summarische Gesamtbewertung einer Person, einer sozialen Gruppe, eines Objektes, einer Situation oder einer Idee.[1] Beispiele für Einstellungen sind… …   Deutsch Wikipedia

  • Kognitive Dissonanz — bezeichnet in der (Sozial )Psychologie einen als unangenehm empfundenen Gefühlszustand, der dadurch entsteht, dass ein Mensch mehrere Kognitionen hat – Wahrnehmungen, Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche oder Absichten – die nicht… …   Deutsch Wikipedia

  • Kognitive Verzerrung — (im englischen Original cognitive bias) ist ein kognitionspsychologischer Sammelbegriff für systematische (nicht zufällige) Tendenzen oder Neigungen beim Wahrnehmen, Erinnern, Denken und Urteilen, die meist richtig, gelegentlich aber falsch sind …   Deutsch Wikipedia

  • Selbsterfüllende Prophezeiung — Die sich selbsterfüllende Prophezeiung (engl. self fulfilling prophecy) ist eine Vorhersage, die sich deshalb erfüllt, weil derjenige oder diejenigen, die an die Prophezeiung glauben, sich – meist unbewusst – aufgrund der Prophezeiung so… …   Deutsch Wikipedia

  • Selektive Wahrnehmung — Die selektive Wahrnehmung ist ein psychologisches Phänomen, bei dem nur bestimmte Aspekte der Umwelt wahrgenommen und andere ausgeblendet werden. Selektive Wahrnehmung kann durch Priming, Framing oder vergleichbare Effekte hervorgerufen werden.… …   Deutsch Wikipedia

  • Subjektive Validierung — ist eine kognitive Verzerrung, bei der eine Person eine Aussage oder eine andere Information als korrekt annimmt, wenn sie irgendeine persönliche Bedeutung oder Signifikanz für die Person hat.[1] Mit anderen Worten, eine Person, deren Meinung von …   Deutsch Wikipedia

  • Straßenlaternen-Phänomen — (eng. Street light interference oder SLI) bezeichnet insbesondere im englischen Sprachraum einen angeblichen Zusammenhang zwischen dem zeitweiligen Verlöschen von Straßenlaternen und der Anwesenheit mancher Personen, den sogenannten Slidern.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”