- Biblisches Alter
-
Biblisches Alter ist eine sprichwörtliche Phrase für ein sehr hohes bzw. unrealistisch hohes Alter.[1][2][3]
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Dahinter stehen ungewöhnlich hohe Altersangaben im Alten Testament, insbesondere vor der Sintflut, gipfelnd in der Altersangabe für den ebenfalls sprichwörtlich alten Methusalem mit 969 Lebensjahren[4] und damit ältester Mensch nach Angabe der Bibel. Auch andere Personen des Alten Testaments wie Jered (962 Jahre), Noach (950 Jahre), Adam (930 Jahre) Mahalalel (895) und Henoch (365 Jahre) sind mit sehr hohen Altersangaben versehen.
In Gen 6,1-4 EU begrenzt Gott die Lebenszeit schließlich auf hundertzwanzig Jahre. Das ist tatsächlich ziemlich genau jene Lebensspanne, die bisher von den ältesten Menschen erreicht wurde.
Noch heute verwendet man für eine sehr alte, hochbetagte Person, einen Greis, die Bezeichnung „Methusalem“.
Diskussion um alttestamentliche Altersangaben
Die hohen Altersangaben für Methusalem und andere Personen aus dem Alten Testament sowie anderen alten Schriften beschäftigen Menschen schon lange. Daher gibt es eine Reihe von Versuchen, dies zu erklären. Genannt werden zum Beispiel Schreibfehler, oder dass das zugrundeliegende Zahlensystem im Laufe der Zeit geändert wurde oder in der Kalenderrechnung ein Übergang von Mondperioden zu Sonnenperioden stattfand, ohne dass Zahlenangaben in Aufzeichnungen entsprechend geändert wurden.
Für Methusalems Alter ist anzunehmen, dass ursprünglich Monate eines Mondkalenders angegeben wurden. Sein wirkliches Lebensalter würde sich dann bei einem Umrechnungsfaktor von etwa 0,08 für Sonnenjahre zu etwa 78 Jahren ergeben, was noch eine wahrscheinliche Angabe ist und für die damalige Zeit wirklich ein sehr hohes Alter bedeutete. Gegen die Zählung in Mondzyklen sprechen zwar die Angaben für das Zeugungsalter der Patriarchen. Henoch und Mahalalel wurden nach Genesis 5,21 beide im Alter von 65 Jahren Vater. Bei einem Umrechnungsfaktor von 0,08 ergäbe das eine Zeugungsfähigkeit im Alter von etwa fünfeinhalb Jahren. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass vermutlich die Altersrechnung erst mit einem späteren Lebensereignis, wie zum Beispiel der Initiation oder Heirat begann, oder neu aufsetzte (es war durchaus üblich im Alter von 12–13 Gregorianischen Kalenderjahren verheiratet zu werden). Wenn man davon ausgeht, dass der Mensch in der fraglichen Zeitepoche (Jungsteinzeit bis Bronzezeit, also etwa 9000 bis 800 Jahre vor unserer Zeitrechnung) ein biologisches Alter in der Regel von höchstens 40 bis 50 Jahren erreichte, waren solche Altersangaben schon bemerkenswert. Selbstverständlich ist das Erreichen eines biologischen Höchstalters nur ungefähr festzulegen und nicht zu verwechseln mit der durchschnittlichen Lebenserwartung. Diese lag durch hohe Kindersterblichkeit, Unfall oder Krankheit noch wesentlich niedriger (Steinzeit 25 Jahre ± 5 Jahre).
Von Religionswissenschaftlern und Theologen wird überwiegend angenommen, dass Zahlen in der Zeit der Entstehung des Alten Testaments nicht die heutige eindeutige Bedeutung hatten. Gemeint sei vielmehr, dass man Achtung vor diesen Personen haben solle. Somit sind nicht die Zahlen wörtlich zu nehmen, sondern ihre Bedeutung.
Auffällige Parallelen finden sich in der Sumerischen Königsliste. Auch dort werden den Herrschern vor der Sintflut absurd lange Lebenszeiten von teilweise über 30.000 Jahren zugesprochen. Hierbei handelt es sich möglicherweise um Übersetzungsfehler: wenn man diese Zeitangaben mit 365 dividiert, erhält man wieder realistische Altersangaben, es handelte sich also vermutlich um Tageszyklen. Nach der Sintflut nähern sich die Lebensalter dort wie in der Bibel realistischen Werten an. Verschiedentlich wurden die hohen Altersangaben als Verweis auf eine mythische, „vorsintflutliche“ und damit zeitlich wie mental weit zurückliegende Epoche interpretiert.
Bibeltreue Christen, wie Evangelikale (u.a. aus Freikirchen) sowie die Zeugen Jehovas, nehmen die hohen Altersangaben der Bibel allerdings wörtlich. Gott habe die Menschen ursprünglich vollkommen für ein ewiges Leben erschaffen, ohne Alters- und Erbkrankheiten, was nicht nur die hohen Lebensalter in der Zeit bis zur Sintflut erkläre, sondern auch, dass enge Blutsverwandte einander problemlos heiraten konnten.
Siehe auch
Quellen
Wikimedia Foundation.