Bierdel

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Elias Bierdel (* 14. November 1960 in Berlin) war Leiter und Vorsitzender der Hilfsorganisation Komitee Cap Anamur/Deutsche Notärzte e.V.. Er löste im Dezember 2002 den Initiator und Mitbegründer Rupert Neudeck ab und wurde 2004 nach einer politisch umstrittenen Rettungsaktion vor der italienischen Küste nicht mehr in den Vorstand wiedergewählt.

Biographie

Nach dem Abitur im Jahre 1979 studierte er von 1980 bis 1983 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Anschließend arbeitete er als Volontär bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. 1985 wurde er Redakteur bei der Westfälischen Rundschau. Von 1986 bis 1993 betätigte er sich als Freier Journalist in Rundfunk und Fernsehen. 1994 wechselte er als Redakteur zum Deutschlandfunk. Während seiner Tätigkeit als Hörfunk-Korrespondent im ARD-Studio Südosteuropa in Wien berichtete er besonders ausgiebig aus dem Kosovo. Er war einer der letzten Journalisten, die das Land verließen, als die NATO mit Luftangriffen in den Kosovo-Krieg eingriff. Dort machte er auch Bekanntschaft mit der Hilfsorganisation Cap Anamur. 2002 wurde er Projektmitarbeiter für Cap Anamur in Afghanistan. Im Dezember 2002 wurde er in den Vorstand der Organisation gewählt.

Am 12. Juli 2004 geriet er in die Schlagzeilen, als er von den italienischen Behörden festgenommen wurde, nachdem er mit dem Hilfsschiff Cap Anamur 37 afrikanische Flüchtlinge in Porto Empedocle auf Sizilien an Land gebracht hatte, die von der Hilfsorganisation aus Seenot gerettet worden waren. Die italienischen Behörden hatten die Anlandung zunächst genehmigt, dann die Erlaubnis jedoch wieder zurückgezogen. Daraufhin drohten mehrere afrikanische Flüchtlinge an Bord mit Selbstmord und zwangen den Kapitän des Schiffes so zur Erklärung einer Notlage und zur ultimativen Aufforderung an die italienischen Behörden, die Hafeneinfahrt zu genehmigen. Dies wurde am Folgetag zugesagt; nach der Anlandung aber wurden alle 37 Geretteten festgesetzt, Bierdel, der Kapitän Stefan Schmidt und der erste Offizier Vladimir Daschkewitsch wegen "Schlepperei" inhaftiert und das Schiff als "Tatwerkzeug" beschlagnahmt. In der Folge wurde gegen die Verhafteten wegen "Beihilfe zu illegaler Einreise" ermittelt, die jedoch - begleitet von zahlreichen Sympathiekundgebungen in ganz Italien - am 16. Juli 2004 wieder freikamen. Infolge dieser Ereignisse wurde Bierdel auf seinem Posten als Vorsitzender des Komitees allerdings nicht wiedergewählt und sein Verhalten und das seiner Crew auch vom ehemaligen Vorsitzenden der Organisation, Rupert Neudeck, kritisiert. Im November 2006 wurde in Agrigent auf Sizilien der Prozeß gegen Elias Bierdel und seine zwei Mitangeklagten eröffnet.

Über die Ereignisse, die zu der Verhaftung führten, schrieb Bierdel das Buch „Ende einer Rettungsfahrt“ (Verlag Ralf Liebe, September 2006). In diesem Buch schildert Elias Bierdel seine Sicht der Hergänge und die ganze Geschichte der „Cap Anamur“ – vom Umbau im Lübecker Hafen bis zur Beschlagnahme durch den italienischen Staat. Zugleich thematisiert er die Flüchtlingsproblematik auf hoher See. 2007 gründete Bierdel die Organisation Borderline-europe - Menschenrechte ohne Grenzen e.V., welche die zahlreichen Flüchtlingsdramen an den EU-Aussengrenzen dokumentieren soll. [1]

Am 8. November 2007 erhielt Bierdel den Georg-Elser-Preis der Georg-Elser-Initiative Berlin für sein Engagement für Flüchlingsrechte im Rahmen der von ihm mitbegründeten Organisation Borderline-Europe. [2]

Bierdel lebt heute als Autor und Journalist in Köln, ist geschieden und Vater zweier Töchter. Derzeit reist er durch Deutschland und hält Vorträge über seine Erfahrungen während seiner Zeit bei Cap Anamur. Seine private Leidenschaft ist das Musizieren. Er spielt Klavier und komponiert Chansons mit deutschen Texten.

Weblinks

Quellen

  1. Gerrit Wustmann: Die Toten, die niemand sehen will Telepolis, 29. Juli 2007
  2. Georg-Elser-Preis



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