- Bildtelefonie
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Ein Bildtelefon ist ein Telefon mit zusätzlichem Video-Bildschirm. Bei einer Verbindung zweier miteinander kompatibler Bildtelefongeräte kann ein gegenseitiger Sichtkontakt der Gesprächspartner hergestellt werden. Für Gehörlose, die sonst das Telefon nicht benutzen können, ist damit die Möglichkeit zur Verständigung mit Gebärdensprache gegeben.
Geschichte
Die Idee des Bildtelefons ist so alt wie das Fernsehen. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg fanden in Deutschland erste Versuche nach einem von Georg Oskar Schubert entwickelten Verfahren statt. 1938 wurde der erste öffentliche Fernsehsprechdienst zwischen Berlin, Nürnberg und München eingeführt. Aus öffentlichen Fernsehsprechstellen konnte man damals miteinander telefonieren. Später wurden immer wieder weitere Versuche gemacht wie beispielsweise im BIGFON.
Bildtelefone fanden zwischen 1990 und 2000 u.a. wegen des hohen Kaufpreises wenig Anklang. Eine technische Alternativlösung bzw. Verlagerung der Bildtelefonie ist mit PC, Webcams und entsprechender Software über das Internet und Intranet möglich. IP-Telefonie könnte neuen Schwung in die Bildtelefonie bringen. Dadurch sinken die Kosten für ein Bildtelefoniegespräch deutlich, da man zum vorhandenen Computer mit Internetzugang nur noch eine Videokamera oder Webcam und ein Mikrofon benötigt.
Seit einiger Zeit bieten auch mit einer Kamera ausgestattete Mobiltelefone die Möglichkeit ein Bildtelefonat (oder Videoanruf) zu tätigen. Hierfür ist zudem das Vorhandensein eines UMTS-Netzes und die entsprechende Ausstattung des Gerätes erforderlich. Bisher konnte diese Technik sich nicht extensiv durchsetzen, wofür möglicherweise relativ hohe Kosten der Netzanbieter sowie geringe Bildqualität ursächlich sind.
Bildtelefonie in der Schweiz
Seit 2004 existiert für Gehörlose in der Schweiz mit TeleSIP eine solche Alternativlösung, basierend auf TCP/IP. TeleSIP entstand aus einer Zusammenarbeit zwischen der Siemens AG und einem Hilfsmittel-Anbieter für Gehörlose, der Procom. Diese Software vereint Bildtelefon (via Webcam), Schreibtelefon, Live-Chat und akustisches Telefon in einem. Vor allem für die Telefonvermittlung soll dies die ideale Lösung sein. Die Gehörlosen müssen diese Software - im Gegensatz zur Hardware - nicht finanzieren, es wird durch die Invalidenversicherung abgedeckt. Konkurrenz bekam Siemens/Procom mit dem von verschiedenen Anbietern im Hörgeschädigtenbereich angebotene Videophone (Modell D-Link DVC-1000). Diese benötigt im Gegensatz zu TeleSIP keinen Computer, dafür ist ihr kein Chat wie auch keine Telefonvermittlung möglich. Die Invalidenversicherung übernimmt deren Kosten auch nicht, doch durch ihre einfache Bedienung wird sie von den Gehörlosen trotzdem gerne benutzt.
Siehe auch
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