- Bombardierung Augsburgs im Zweiten Weltkrieg
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Augsburg erlitt im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe schwere Schäden, da die Stadt mit Produktionsstätten wichtiger Rüstungsunternehmen (unter anderem Messerschmitt AG und MAN) ein militärisches Ziel alliierter Bomberverbände war. Augsburg wurde über zehnmal bombardiert, davon zweimal in Angriffen mit größerer Wirkung.
Inhaltsverzeichnis
Erster Angriff
Der erste, noch kleine Angriff durch die Britische Luftwaffe mit Abwurf von sechs Bomben erfolgte am 17. August 1940.
Angriff vom 17. April 1942
Bedeutung
Der Luftangriff vom 17. April 1942 (Operation „Margin“) gilt als einer der waghalsigsten des Zweiten Weltkrieges. Ziel war die MAN. Die Britische Luftwaffe wollte die Produktion von Dieselmotoren für U-Boote stoppen und gleichzeitig die Fähigkeiten ihrer neuen Lancaster-Bomber testen. Der beabsichtigte Propagandaerfolg sollte durch Präzisionsanflüge bei Tag sowie durch die Verbreitung von Angst und Schrecken durch den unerwarteten Angriff tief im Feindesland gelingen. Augsburg wurde wegen guter Orientierungspunkte (u.a. Lage der Fabriken am Lech) und geringer Flak ausgewählt.
Ablauf
Der Anflug fand am helllichten Tag ohne Eskorte statt, zunächst über den Ärmelkanal in nur 15 Metern Flughöhe [1], um das Radar zu unterfliegen und den Angriff durch deutsche Jagdflugzeuge zu erschweren, dann über Frankreich. Vier Bomber wurden jedoch bereits über Frankreich bei der Stadt Sens abgeschossen. Die acht übrigen Flugzeuge begannen den tatsächlichen Angriff auf die MAN um 20:00 Uhr aus zwei Kilometern Höhe. Sie sanken schnell auf Bodennähe, um sich der Flak zu entziehen. Die Flughöhe war so niedrig, dass die Flak beim Versuch, die Flugzeuge zu treffen, so niedrig zielte, dass sie sogar Häuser traf. Jedes Flugzeug trug vier 450kg-Bomben. Zwei Lancaster stürzten während des Angriffs ab, einer kurz danach.
Direkte Folgen
Zunächst als Erfolg deklariert, führte die Bombardierung jedoch nur zu einem mehrwöchigen Ausfall der Motorenproduktion. Fünf Bomben versagten, nur wenige Maschinen in der Produktion wurden tatsächlich zerstört. Auch die Papierfabrik Haindl und die mechanische Baumwollspinnerei und Weberei wurden unbeabsichtigt leicht getroffen. Zwölf Augsburger starben bei dem Angriff, über 20 wurden verletzt. Die Royal Air Force führte danach keinen vergleichbaren Angriff mehr durch.
Angriffe vom 25./26. Februar 1944
Bedeutung
Beim größten, verheerenden Bombenangriff in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 wurden große Teile der Augsburger Innenstadt zerstört. Der Angriff galt den Messerschmidt-Werken und dem Hauptbahnhof als süddeutschem Eisenbahnknotenpunkt. Bereits am 22. und 23. Februar wurde das Bahngelände angegriffen und schwer beschädigt. Am 27. Februar traf ein Bombardement das Bahnbetriebswerk.
Der Angriff war Teil der Operation "Clarion" der United States Army Air Forces. Mit dieser sollte in einer konzertierten Aktion innerhalb von nur einem Tag alle verfügbaren Verkehrsmittel der Deutschen zerstört werden. Insgesamt über 9.000 Flugzeuge griffen Eisenbahnlinien, Brücken, Häfen und Straßen an.
Ablauf
Der Angriff auf Augsburg wurde mit 594 Flugzeugen durchgeführt, 461 Lancaster-Bombern, 123 Halifax-Bomber und 10 Mosquito-Bomber. 17 Flugzeuge wurden abgeschossen, vier durch Kollisionen zerstört. Die Gegenwehr durch Flugabwehrkanonen war nicht sehr stark. Der Angriff galt zwar wegen seiner unerwarteten Genauigkeit militärisch als erfolgreich, die Folgen des Angriffs in dieser klaren Nacht für die Zivilbevölkerung und das historische Stadtzentrum waren jedoch verheerend. Genau deshalb wurde der Angriff auch kritisiert. Da die eigentlich erwartete Streuung der Bomben ausblieb, mit denen die Industriestandorte in den Randgebieten getroffen werden sollten, betraf die Zerstörung vor allem die historische Innenstadt.
Das Bombardement erfolgte in zwei Wellen. Am 25. Februar um 14.00 Uhr warfen 199 amerikanische Flugzeuge 370 Tonnen Sprengstoff-Bomben und 134 Tonnen Brandmittel ab. Dadurch starben 130 Augsburger und 250 KZ-Häftlinge. Der Angriff war Teil der Operation "Big Week", welche die deutsche Rüstungsindustrie treffen sollte.
In der so genannten „Bombennacht“ setzten die amerikanischen und britischen Angreifer dann 250.000 Stabbrandbomben, 45.000 Phosphorkanister, 12.000 Flüssigkeitsbomben und 240 Sprengbomben ein. Um ca. 22 Uhr überflogen 248 Lancaster-Bomber Augsburg, drei Stunden später 130 Lancaster-Bomber und 115 Halifax-Bomber. Nicht alle Augsburger hatten mit dieser zweiten, nächtlichen Welle gerechnet.
Direkte Folgen
Bei diesen Bombardements starben 730 Menschen und 1.335 wurden verletzt. 85.000 Augsburger wurden obdachlos, fast ein Viertel aller Wohnung war zerstört. Es gab 246 große und mittlere Feuer sowie 820 kleine Feuer. Aufgrund zugefrorener Wasserflächen und Hydranten wurde die Brandbekämpfung erschwert, die Temperatur betrug minus 18 Grad.
Auswirkungen der Bombardements
Nach dem Angriff von 1944 verließ fast die Hälfte der Bevölkerung die Stadt. Erst nach dem Angriff wurde ein Luftschutzstollen für 1.200 Menschen unter dem Wittelsbacher Park angelegt.
Große Teile der historischen Augsburger Innenstadt wurden zerstört.
Heutige politische Bedeutung
Rechtsgerichtete Gruppierungen instrumentalisieren in Augsburg den 25. Februar als terminlichen Anlass für Aufmärsche zum Gedenken an den so genannten alliierten „Bombenholocaust“. Mit diesem Begriff soll der Schrecken des Holocaust relativiert und mit den alliierten Angriffen gleichgesetzt werden.
Siehe auch
Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg
Einzelnachweise
- ↑ http://www.raf.mod.uk/bombercommand/augsburg.html 5. Abschnitt
Literatur
- Markus Pöhlmann: Es war gerade, als würde alles bersten.... Die Stadt Augsburg im Bombenkrieg 1939-1945. 1994, ISBN 9783923914272
Weblinks
deutschsprachig
- „Die Stadt Augsburg im Bombenkrieg 1939-1945“ von Markus Pöhlmann in www.historicum.net
- Informationen und Bilder zur „Augsburger Bombennacht“ 1944 auf „60 Jahre Kriegsende“ der ARD.
- Zeitzeugenbericht der Angriffe vom 25. und 26. Februar 1944 auf „60 Jahre Kriegsende“ der ARD
- Weiterer Zeitzeugenbericht der Angriffe vom 25. und 26. Februar 1944 auf „60 Jahre Kriegsende“ der ARD
- Private Seite zu Geschichte und Technik der Flugabwehr mit Zeitzeugenberichten der großen Angriffe von 1942 und 1944
- BR-Online: "Kriegsende in Bayern"; Augsburg: Vom "Nadelstich" zum Flächenbombardement
englischsprachig
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