Bonanza-Effekt

Bonanza-Effekt

Unter dem Bonanza-Effekt versteht man ein Aufschaukeln des Motorblocks bei Dieselfahrzeugen der Marke Mercedes-Benz mit Schaltgetriebe.

Der Bonanza-Effekt ist kein technischer Defekt, sondern ein konstruktionsbedingtes Phänomen. Die längs eingebaute Motor-Getriebe-Einheit verdreht sich hierbei in der weichen Motoraufhängung und in den weichen Gelenkscheiben der Kardanwelle, wodurch periodische Beschleunigungswechsel erzeugt werden. Diese weiche Aufhängung war und ist notwendig, um die im Vergleich zum Ottomotor starken Vibrationen der Dieselmotoren von der Fahrgastzelle fernzuhalten. Dass hauptsächlich Mercedes-Benz für diesen Effekt bekannt ist, liegt daran, dass Mercedes-Benz bis in die 1980er Jahre hinein bis auf wenige Ausnahmen der einzige Anbieter von Volumenfahrzeugen mit Heckantrieb und Dieselmotor war. Das Aufschaukeln tritt hauptsächlich nach Gangwechseln und bei Lastwechseln, besonders im Volllastbetrieb, auf. Es wird von den Insassen als unangenehm empfunden, lässt sich aber durch geübte Fahrweise, insbesondere im Umgang mit dem Gas- und dem Kupplungspedal, vermeiden.

Bei Automatikgetrieben existiert das Problem nicht, weil es bei diesen durch den Drehmomentwandler keine starre mechanische Verbindung zwischen Motor und Kardanwelle gibt.

Ab 1987 wurde bei den 5- und 6-Zylinder Saugdieselmotoren von Mercedes-Benz damit begonnen, das Problem durch eine elektronische Antiruckelaufschaltung (kurz: ARA) zu bekämpfen. Hier überwacht ein Steuergerät mittels eines Sensors am Anlasserzahnkranz des Schwungrades die Gleichförmigkeit der Drehbewegung der Kurbelwelle. Sobald Schwingungen entstehen, wird die Einspritzmenge der mechanischen Einspritzpumpe mittels eines Elektromagneten kurzzeitig reduziert. Heute ist das Phänomen dank der elektronischen Motorsteuerungen/regelungen verschwunden.

Namensgebung

Die Namensgebung geht tatsächlich auf die gleichnamige Westernserie Bonanza aus den 1970er Jahren zurück. Grund dafür ist das charakteristische Ruckeln („Galoppgefühl“) im Lastwechselbereich beim Beschleunigen.

Im Englischen spricht man übrigens nicht vom Bonanza-, sondern dem Jig-Saw-Effect (Stichsägeneffekt)

Abhilfe/Technik

Besonders unter Menschen, die ihr Fahrzeug selbst warten, gibt es besonders im Internet hitzige Diskussionen um Abhilfe. Es ist zwar eine Verbesserung durch den Austausch von Verschleißteilen (s. u.) möglich, aber ein komplettes Verschwinden des Ruckel-Effekts ist, wie die Erfahrungen gezeigt haben, so gut wie ausgeschlossen. Auch wird von manchen Fahrzeugen der betroffenen Baureihen berichtet, die ab Auslieferung vom Werk überhaupt nicht vom Bonanza-Effekt betroffen sind.

Eine mögliche Abmilderung des Bonanza-Effekts ist möglich durch folgende Maßnahmen:

  • Austausch Motorlager oder -dämpfer
  • Austausch Gelenkscheiben der Kardanwelle (Hardy-Scheiben)
  • Austausch oder Überholung der Einspritzdüsen
  • Einstellung des Förderbeginns
  • Austausch des Gaszugdämpfers

Literatur

  • Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik. 2. Auflage, Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 2001, ISBN 3-528-13114-4

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