Bonner Karneval

Bonner Karneval
Bonner Karneval 2006

Bonn ist eine der rheinischen Karnevalshochburgen, während jedoch beispielsweise in Köln zur Karnevalszeit das närrische Dreigestirn regiert, führt im "Bönnsche Fastelovend" ein karnevalistisches Paar, Prinz Karneval und seine Prinzessin, die in Bonn traditionell Bonna genannt wird, das Zepter. Der närrische Gruss lautet "Bonn Alaaf".

Der koordinierende Verein hinter dem offiziellen Bonner Karnevalsprogramm ist der Festausschuss Bonner Karneval e.V., eine gemeinnützige Dachorganisation für die Bonner Karnevalisten, die jede Session den "Fastelovend" in Bonn organisiert und veranstaltet und so das rheinische Brauchtum Karneval bewahrt und weiterentwickelt.

Auch in Bonn wird Session am Elften im Elften um Elf Uhr Elf auf dem Marktplatz eröffnet. Nach der ruhigen Weihnachtszeit beginnt ab Neujahr die Phase des Sitzungskarnevals.

Der Straßenkarneval zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch

Den Auftakt der tollen Tage des Straßenkarnevals übernehmen die Beueler Wäscherinnen. Unter dem Motto: Loss de Wäsch un Arbeet lieje, komm zo de Beueler Wiever fiere! ("Lass die Wäsche und die Arbeit liegen und komm zu den Beueler Weibern feiern!") stürmen sie an Weiberfastnacht um 12 Uhr das Beueler Rathaus. Dann übernimmt die Wäscherprinzessin die Herrschaft.

In Bad Godesberg regiert ein Prinzenpaar das tolle Treiben. Die Prinzessin herrscht als "Godesia" zusammen mit ihrem Prinz Karneval über die Narren in ihrem Stadtteil.

Die Stadtteile Limperich, Küdinghoven und Ramersdorf bilden das Li-Kü-Ra-Gebiet, welches in jedem Jahr von einer Prinzessin, der LiKüRa regiert wird.

An Weiberfastnacht, Freitag und Samstag ist das närrische Treiben in Bonn nicht mehr aufzuhalten. Überall weed jefiert un jeschunkelt.

Karnevalssonntag wird der Sturm auf die Bonner Rathäuser fortgesetzt. Um 11.11 Uhr übernehmen Godesia und ihr Prinz mit List und Tücke die Herrschaft im Godesberger Rathaus, um 15.15 Uhr setzen Bonna und Prinz zusammen mit den Bonner Stadtsoldaten zum Sturm auf das Bonner Rathaus an, eine Tradition schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts.

Ein weiterer Höhepunkt sind die Karnevalszüge unter anderem in Bad Godesberg, LiKüRa und Endenich.

Der offizielle Höhepunkt des Bonner Karnevals ist der am Rosenmontag stattfindende Rosenmontagszug. Daneben veranstalten viele Vereine Karnevalssitzungen.

Höhepunkt am Veilchendienstag ist die traditionelle Nubbelverbrennung.

Mit dem Aschermittwoch schließlich wird die Fastenzeit eingeläutet, traditionell lädt man an diesem Tag zum Fischessen.

Geschichte des Bonner Karnevals

Die erste schriftliche Erwähnung des Bonner Karnevals ist eine Polizeiverordnung aus dem Jahr 1585, in welcher der Kölner Kurfürst Ernst von Bayern die Abschaffung der sogenannten Bonner Fastnachtgesellschaft verfügt. Auch eine Verordnung des Kurfürsten Ferdinand von Bayern aus dem Jahr 1622 versuchte die Karnevalsfreude der Bonner Jecken zu unterdrücken. Drei Goldgulden wurden als Strafe angedroht.

Einen ersten Vorläufer des Bonner Rosenmontagzuges gab es bereits im Jahr 1731, als zur Fastnachtfeier zahlreiche Adlige nach Bonn an den Hof des Kurfürsten kamen. Den Abschluss des Festlichkeiten bildete ein Umzug am 6. Februar, bei dem eine Bauernhochzeit dargestellt wurde. Die Adligen verkleideten sich als Bauern und vom Schloss aus gingen zwölf mit Grün und anderem Schmuck verzierte offene Wagen durch die Hauptstraßen der Residenz Bonn. Die Bürger standen zu beiden Seiten des Zuges und jubelten den Wagen zu.

Vermutlich ab 1760 zogen die Zunftgesellen des Handwerks in der Fastnachtzeit mit Genehmigung des Stadtmagistrates mit Musik und Tanzgruppen durch die Stadt Bonn.

1798 unternahm der damalige Kurfürst einen erneuten Versuch, das Bonner Karnevalsgeschehen zu reglementieren. Die Verordnung lautete: Mit dem Fastnachtdienstag 12 Uhr nachts sollen alle Lustbarkeiten geschlossen werden bei Strafe von zwei Goldgulden.

Im Jahr 1828 fand der erste eigentliche Bonner Rosenmontagszug statt, bei dem Lätitia, die Göttin der Freude, samt ihrem Hofstaat von den Bürgern der Stadt bejubelt wurde. Am Abend fand im Schauspielhaus am Vierecksplatz (heute Berliner Freiheit) ein Maskenball statt, dessen Krönung die Aufführung einer Fastnachtsoperette war (Inhalt: Der aus seinem Felsengefängnis im Siebengebirge befreite Hanswurst, der Beherrscher des Narrenreiches, reicht Lätitia die Hand zur Ehe).

Eine Kabinettsorder des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. vom 29. März 1828 untersagte jedoch im selben Jahr den Bonner Rosenmontagszug (Begründung:"Wo dergleichen amoralische und in politischer Hinsicht nicht unbedenkliche Lustbarkeiten bisher nicht herkömmlich erlaubt gewesen sind, sollen sie nicht gestattet werden, am wenigsten in der Universitätsstadt Bonn").

Ab 1842 durften die Bonner Jecken wieder jubeln, König Friedrich Wilhelm IV. hob das Rosenmontagsverbot seines Vorgängers wieder auf.

Seit 1873 gibt es im Bonner Karneval einen Prinzen. Der erste Prinz war Prinz Josef I. (Lövenich). Später kam dann auch die Bonna dazu, die damals noch von einem Mann dargestellt wurde. Prinz und Bonna waren somit die Nachfolger von Hanswurst und Göttin Laetitia aus der Anfangszeit des Bonner Rosenmontagszuges.

Bonner Prinzenproklamation 1961

In den Kriegs- und Nachkriegsjahren des ersten und zweiten Weltkrieges gab es in Bonn kein Prinzenpaar (1915-1927 und 1940-1950).

Im Jahr 1935 übernahm zum ersten Mal ein Bönnsches Mädel (Bonner Mädchen) die Rolle der Bonna, Bonna Sibille I. (Bois). Das eine Frau die Rolle übernahmen, hatte noch nichts mit Emanzipation zu tun. Es geschah vielmehr unter dem Druck der NSDAP, die darauf bestand, dass Frauenrollen im Karneval auch von Frauen dargestellt wurden. Dass die Bonna traditionell von Männern dargestellt worden war, war für die Nazis in ihrem Kampf gegen die Homosexualität zweitrangig. Sie wollten keine Männer in Frauenkleidung dulden und daher wurden die rheinischen Karnevalsgesellschaften 1935 angewiesen, Frauen als Frauenpersonen auftreten zu lassen (auch die Regimentstöchter/ Funkenmariechen der Tanzkorps wurden bis dahin von verkleideten Männern verkörpert, für die Nazis eine bedenkliche Nähe zum Transvestismus).

Nach dem Krieg wurden als Bonna weiterhin leckere Mädchen eingesetzt, das Auftreten von Frauen war etabliert. Und seit 1950 ziehen Prinz und Bonna regelmäßig jedes Jahr durch die Bonner Straßen.

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