- Borgarnes
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Die Stadt Borgarnes (dt. „Felsenhalbinsel“) am Borgarfjörður liegt in der isländischen Gemeinde Borgarbyggð in der Region Vesturland.
Am 1. Januar 2011 hatte die Stadt 1.763 Einwohner. Mit seinen Geschäften und Einkaufspassagen, Schulen und Ämtern sowie einem Gesundheitszentrum bildet der Ort den Mittelpunkt der Region.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Sagas
Die Gegend ist seit der Landnahmezeit besiedelt. Zu dieser Zeit wurde die Halbinsel, auf der heute das Städtchen steht, Digranes genannt.[1]
Als Quellen dienen das Landnahmebuch, aber auch die Sagas.
So gilt Borgarnes als Heimatort des Dichters und Sagahelden Egill Skallagrímsson, dem man auch in mehreren bildhauerischen Werken Denkmäler gesetzt hat. Das bekannteste wurde von Ásmundur Sveinsson geschaffen und steht vor dem Weiler Borg á Mýrum, denn dort soll Egill gelebt haben. Egils Abenteuer sind in der Egils saga festgehalten. Sein Vater Skalla-Grímur gehörte laut Landnahmebuch zu den ersten Siedlern der Gegend und war deren einflussreichster.
Der Ort Borgarnes selbst beruht auf einem Handelszentrum und einer Fischverarbeitung. So wurden die ersten Häuser des Ortes vom Schotten James Richie 1857 in der Englendingavík gebaut, um Lachs zu verarbeiten.[2] In der Gegend von Borgarnes gibt es viele Lachsflüsse. Die bekanntesten sind Norðurá (Mýrar) und Grímsá.[3]
Ab 1929 baute man in Borgarnes einen Hafen. Es wurde ein wichtiger Knotenpunkt. Man fuhr bis zur Erbauung der Brücke mit dem Schiff nach Borgarnes und von dort mit dem Auto weiter.
Die Kirche im Ort stammt von 1959, davor wurde diejenige in Borg á Mýrum auch von den Leuten aus Borgarnes als solche benutzt.
Die ehemals selbstständige Stadtgemeinde Borgarnes (isl. Borgarnesbær) bildete ab dem 11. Juni 1994 zusammen mit den drei Landgemeinden Norðurárdalur (Norðurárdalshreppur), Stafholtstunga (Stafholtstungnahreppur) und Hraun (Hraunhreppur) die neue Gemeinde Borgarbyggð.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Im kleinen Park Skallagrímsgarður, der von den Schülern der umliegenden Schulen in Sommerarbeit liebevoll gepflegt wird, kann man das Grab von Skallagrímur Kvéldúlfsson, dem ersten Siedler der Gegend, sehen sowie eine Skulptur seines Sohnes Egill Skallagrímsson mit dem ertrunkenen Sohn Böðvar auf den Armen.[4]
Zwischen dem Park und der nach Egills Kindermädchen benannten Insel Brákarey, die mittels Brücke mit dem Festland verbunden ist, liegt das Museum Landnahmezentrum (Landnámssetrið). Wie der Name sagt, zeigt es anschaulich die Geschichte der Besiedelung von Island. Eine weitere ständige Ausstellung ist Egill Skallagrímsson gewidmet.[5]Headphones erläutern die Ausstellungen in diversen Sprachen, u.a. auf Deutsch. Der Museumsleiter, Schauspieler und Musiker Kjartan Ragnarsson[6] ist der Sohn des Bildhauers Ragnar Kjartansson, der aus Staðarstadur auf Snæfellsnes stammte und u.a. die dortige Skulptur des mittelalterlichen Gelehrten Ari Fróði schuf [7] - und der Bruder der Malerin und Bildhauerin Inga Ragnarsdóttir, die in Kempten im Allgäu lebt.[8]. Im Dachgeschoss des Museums befindet sich ein beliebtes Kleinkunsttheater, wo vor allem Szenen aus den Sagas der Gegend, etwa der Egilssaga, schauspielerisch umgesetzt oder rezitiert wurden, u.a. die Sturlungar-Saga durch den Schriftsteller Einar Kárason.[9]
An verschiedenen Orten in Borgarnes und Umgebung, die mit Szenen aus der Egilssaga verknüpft sind, hat man Steinmännchen aufgestellt, z.B. am Brákarsund und beim Zeltplatz, wo lt. Saga Egills Vater den Sohn im Wutanfall nach einem verlorenen Ballspiel töten wollte. [10]
Wenn man der Küste vom Landnámssetrið nach Norden (rechts) folgt, kommt man zu einem eigenwilligen Spielplatz namens Bjössaróló. Es handelt sich um einen der ersten bekannten Fälle von Recycling in Island. Der Handwerker Björn Guðmundsson erstellte nach eigenen Entwürfen die originellen Spielgeräte wie Schaukeln, Festungen etc. unter Verwendung von Restmaterialien oder recycltem Material.[11].
Noch etwas weiter nach Norden liegt die kleine Bucht Englendingavík. Dort hat man die alten Handelshäuser aus dem 19. Jahrhundert restauriert. .[12].Sie gehörten einst dem Kaupfélag Borgfirðinga[13]und in ihnen hat der deutsche Puppenspieler und –bauer Bernd Ogrodnik ein Puppenmuseumn namens Brúðuheimur eingerichtet. Er hat dort auch ein Puppentheater aufgebaut. [14].
Verkehrsanbindung
Die Stadt wird aus Richtung Reykjavík auf dem Hringvegur über die zweitlängste Brücke des Landes erreicht. Die Brücke misst 520 m und führt über den Fjord Borgarfjörður. Sie wurde 1980 in Dienst gestellt.
Borgarnes ist ein Verkehrsknotenpunkt. Der Hringvegur stellt die Verbindung in den Norden nach Akureyri, aber auch in die Westfjorde dar. Nach Süden sind es etwa 65 km bis zur Hauptstadt Reykjavík. Nach Westen kann man nördlich von Borgarnes auf die Straße 54 abzweigen, den Snæfellsnesvegur. Nach Nordosten hingegen gibt es mehrere Möglichkeiten, um in das Reykholtsdalur und weiter nach Húsafell und zum Gletscher Langjökull zu gelangen. Von Húsafell wiederum geht es über Hochlandpisten auf die Hochebene der Arnarvatnsheiði mit ihren vielen Angelseen oder über die Piste Kaldidalur nach Þingvellir.[15]
Für Touristen eignet sich die Stadt auch als Ausgangsort für Ausflüge nach Snæfellsnes.
Zahlreiche Busverbindungen führen nach Reykjavík, Akureyri sowie weiter in den Westen des Landes nach Snæfellsnes und Ísarfjörður.
Wirtschaft und Dienstleistungen
Die Stadt stellt ein Wirtschafts- und Dienstleistungszentrum für den Westen Islands dar.
Sie verfügt über zahlreiche Geschäfte, Hotels und Restaurants. Viele kleinere Handwerksbetriebe befinden sich in Borgarnes.
Aber man findet hier auch diverse Kindergärten, eine Gesamtschule (Grunnskóli) sowie eine weiterführende Schule (Menntaskóli), ein Seniorenheim, ein Gesundheitszentrum mit ärztlicher Versorgung sowie Ämter und andere Verwaltungseinrichtungen.
Hinzu kommen Sportplätze und ein Schwimmbad, ein Golfplatz und Reitställe.
Wasserversorgung
Die Wasserversorgung in Borgarnes ist etwas speziell. Das kalte Wasser kommt teils aus dem Hafnarfjall und wird von dort unter der Brücke hindurch über den Fjord Borgarfjörður geleitet, teils aus der Gegend von Bifröst, das heiße Wasser wird über 35 km von der Quelle Deildartunguhver nach Borgarnes geleitet.[16]
Städtepartnerschaften
- Dragsholm, Dänemark
- Falkenberg, Schweden
- Leirvík, Färöer
- Phitihupudas, Finnland
- Ullensaker, Norwegen
Töchter und Söhne der Stadt
- Egill Skallagrímsson (910 - ca.990))
- Veturliði Óskarsson (* 1958), Philologe
- Gísli Einarsson, Journalist
Siehe auch
Weblinks
Commons: Borgarnes – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Íslandshandbókin. 1. bindi. 1989, bls. 127
- ↑ Landmælingar Íslands (Hg.): Vegahandbókin. 2007, S. 55
- ↑ vgl. Landesvereinigung der Anglervereine http://angling.is/en/waters/salmon-rivers/on-the-west-coast/6339/ Zugriff: 27. Mai 2010
- ↑ Landmælingar Íslands (Hg.): Vegahandbókin. 2007, S. 55
- ↑ vgl. Homepage des Museums: http://deutsch.landnam.is/default.asp?Sid_Id=27652&tId=1&Tre_Rod=004%7C&qsr Zugriff: 27. Mai 2010
- ↑ vgl. Tonlist.is : http://www.tonlist.is/Music/Artist/5817/kjartan_ragnarsson/ Zugriff: 27. Mai 2010
- ↑ nicht zu verwechseln mit dem 1976 geb. Künstler der Biennale von 2009; vgl. Nachruf im Morgunblaðið: http://www.mbl.is/mm/gagnasafn/grein.html?grein_id=22210– Zugriff: 27. Mai 2010
- ↑ http://english.umm.is/UMMenglish/Artists/Abouttheartist/197 Zugriff: 27. Mai 2010
- ↑ vgl. http://www.griman.is/index.php?option=com_content&view=article&id=708:stormar-og-styrjaldir-sturlunga-einars-karasonar&catid=39:svirk-2009-10&Itemid=128 Zugriff: 27. Mai 2010
- ↑ Landmælingar Íslands (Hg.): Vegahandbókin. 2007, S. 55
- ↑ vgl. http://www.west.is/Home/AboutWestIceland/TownsVillages/Borgarnes/Placesofinterest/71 Zugriff: 27. Mai 2010
- ↑ vgl. isländische staatliche Rundfunk- und Fernsehanstalten, Nachrichten: http://www.ruv.is/frett/bruduheimar-i-borgarnesi Zugriff: 27. Mai 2010
- ↑ Landmælingar Íslands (Hg.): Vegahandbókin. 2007, S. 55
- ↑ vgl. Pressan.is : http://www.pressan.is/Barnapressan/Lesa_Barnapressuna/bruduheimar-i-borgarnesi--kaffi-brudur-og-born-ad-leik Zugriff: 27. Mai 2010
- ↑ Landmælingar Íslands (Hg.):Vegahandbókin. 2006, S. 55
- ↑ Íslandshandbókin. 1. bindi. 1989, bls. 128
64.54-21.916666666667Koordinaten: 64° 32′ N, 21° 55′ WKategorien:- Ort in Island
- Ehemalige Gemeinde in Island
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