Botai

Botai

Die Botai-Kultur ist eine äneolithische (kupferzeitliche) Kultur (4. Jahrtausend v. Chr.) im Gebiet des heutigen Nordkasachstans. Der Name stammt von einer Siedlungsfundstelle beim Dorf Botai, nicht weit entfernt von der Hauptstadt Astana. Weitere analoge Denkmäler in der Region sind: Krasnyi Jar, Roschinskoe, Sergeevka, Vasilkovka. Die genannte Kultur steht in erster Linie im engen Zusammenhang mit der Domestikation des Pferdes, das hier zum ersten Mal vor 5.500 Jahren domestiziert wurde[1].

Die Träger dieser Kultur lebten in großen Ansiedlungen und trieben eine vielfältige Wirtschaft mit Schwerpunkt auf der Pferdezucht. Weit praktiziert waren auch die Jagd, der Fischfang und Handwerk wie Knochen-, Holz-, und Steinbearbeitung. Die Keramik wurde meist mit dem geometrischen Stichmuster sowie dem Kamm- und Schnurornament verziert. An Hand einer stilisierten Darstellung auf einem der Gefäßfragmente lässt sich vermuten, dass die alten Botaier bereits im Spätneolithikum das Rad einsetzten.[2] Die damalige Bevölkerung wird nach einer Version den Indoeuropäern zugeordnet, nach einer anderen den Trägern der Prototurksprache.[3]

Inhaltsverzeichnis

Lebensweise

Im äneolithischen Zeitabschnitt entstand ein steppenwirtschafts-kultureller Typ, der während Jahrtausenden mit einigen Variationen erhalten blieb. Der Lebensraum der Pferdezüchter umfasste Steppen, Waldsteppen, Schwellen und Täler. Das Überleben der Bevölkerung hing meist von der Organisation der Wirtschaftstätigkeit in der Zeit des Jahreszyklus ab. Ansiedlungen wie Botai dienten dem Überwintern. Im Frühling machte sich der Großteil der Bevölkerung auf den Weg Richtung Süd-West, zu den Sandböden, die früh vom tauenden Wasser frei wurden und damit frühe Vegetation garantierten. Dort bauten sie temporäre Behausungen, jagten und machten Winterbeschaffungen. In dieser Periode fanden ethnische Kontakte und Hochzeiten statt. Die Niederlassungen lagen 150-200 km von einander entfernt, da jede Siedlung einen entsprechenden Lebensraum benötigte, um die eigene Herde zu kontrollieren.[2]

Die Siedlung Botai

Die Siedlung Botai (ca. 3.700-3.100 v. Chr.) wurde im Jahr 1980 von dem kasachischen Archäologen Viktor Seibert entdeckt und wird seitdem systematisch untersucht. Ihre Einzigartigkeit besteht in den bis jetzt ältesten archäologischen Belegen der Pferdezähmung. Die Siedlungsfundstelle Botai befindet sich auf einer 15 Hektar großen, ebenen Fläche auf dem rechten Ufer des Flusses Iman-Burluk. Erdvertiefungen von zahlreichen Behausungen sind auf der Oberfläche deutlich erkennbar. Durch die archäologischen Ausgrabungen wurden bis jetzt innerhalb des Denkmales über 10.000 m2 erschlossen, etwa 100 Wohnbauten freigelegt, circa 300.000 Artefakte entdeckt und mehrere hunderttausend Tierknochen - 99,9% davon gehören zu Pferden.

Am Ende des 4. Jahrtausends wurde das Steppenklima feuchter und erbrachte eine reicherere Vegetation. Entsprechend den Angaben von Paläogeographen und Bodenkundlern erreichte das Gras zwei Meter Höhe. Damals kamen hier Millionen von Pferden vor. Um sie erfolgreich zu jagen und später zusammenzuhalten war es notwendig, gesattelte Pferde zu benutzen. Dieser Sachverhalt erklärt eine gewisse morphologische Differenz zwischen den wilden und den domestizierten Individuen. Die Forschungsergebnisse des amerikanischen Wissenschaftlers Dr. David Anthony zeigen, dass 10% von allen untersuchten Zähnen der Botai-Pferde Verschleißpuren von Knochen- und Haartrensen tragen.[2] Die Entdeckung von Pferchbauresten im Jahr 2006 bekräftigt die Vermutung von der frühesten Domestizierung des Pferdes in Botai. Einen direkten Beweis für Pferdezähmung liefern Reste von Kumyss (vergorene Stutenmilch) auf Tonscherben, die auf ein Alter von ca. 5.600 Jahre datiert werden [4] [5]. Die Archäologen aus dem Carnegie Museum of Natural History, Pittsburg, USA sowie Wissenschafter von der Universität Exeter, Großbritannien sind in die Forschung der Botai-Kultur seit einigen Jahren intensiv involviert. Bis kurzem galt die Sredny-Stog-Kultur (Ukraine) als der älteste Nachweis für die Existenz der Pferdezuchtgesellschaft. Die jeweiligen Belege stammen aus der bekanntesten mit dieser Kultur verbundenen Siedlung Dereivka (4. Jahrhundert v. Chr.).[6] Jedoch hat die nochmalige Datierung der Dereivka ergeben, dass die aufgefundenen Knochen eines Hengstes zur skythischen Eisenzeit gehört haben dürften.[7] [8]

Einzelnachweise

  1. A.K. Outram, N.A. Stear, R. Bendrey, S. Olsen, A. Kasparov, V. Zaibert, N. Thorpe, R.P. Evershed (2009): The Earliest Horse Harnessing and Milking. In: Science 323/5919:1332-1335. DOI: 10.1126/science.1168594
  2. a b c Зайберт, 2005, 161-163
  3. Археология Казахстана, 2006, 40.
  4. Прорыв в прошлое
  5. Революция скребков
  6. David W. Anthony, Bridling horse power, 2003, 72-75.
  7. Botai and horse domestication
  8. Dereivka (Ukraine)

Literatur

  • Зайберт В.Ф. Историко-культурное значение поселения Ботай. Археологиялык зерттеулер жайлы есеп. Алматы, 2005. С. 161-165. ISBN 9965-9575-2-0
  • Зайберт В.Ф. Энеолит Урало-Иртышского междуречья. Петропавловск, 1993. ISBN 5-7691-0263-2
  • Калиева С.С., Логвин В.Н. Скотоводы Тургая в третьем тысячелетии до нашей эры. Кустанай, 1997. ISBN 9965-415-02-1
  • S. Bökönyi, Pferdedomestikation, Haustierhaltung und Ernährung, (Budapest 1993) ISBN 963-7391-65-7
  • D. Brown, D. Anthony, Bit wear, Horseback Riding and the Botai Site in Kazakhstan, Journal of archaeological Science 25, 1998, 331-347.
  • M. Levine, Exploring the criteria for early horse domestication, in: Traces of of ancestry (Cambridge 2004)
  • M. Levine, The exploration of horses at Botai, Kazakhstan; in: C.Renfrew & K. Boyle (Hrsg.), Prehistoric Steppe Adaptation and the Horse. McDonald Institute Monographs (Cambridge 2003) 83-104
  • M. Levine, Botai and the origins of horse domestication, Journal of Anthropological Archaeology 18, 1999, 29-78.
  • S. Olsen, This old thing? Cooper Age fashion comes to life, Archaeology 61, 2008, 46-47.
  • V. Schnirelman, S. Olsen, P. Rice, Hooves across the Steppes. The kazakh life-style, in: : S. Olsen (Hrsg), Horses through time (Lanham, Maryland 2003) 129-152. ISBN 1-57098-382-8

Weblinks

  • [1] Anthropology research. Prehistory of Kazakhstan
  • [2] Horse Domestication in the Botai Culture, Eneolithic Kazakhstan
  • [3] Krasnyi-Yar. A Chalcolithic Botai Culture Site, Kazakhstan
  • [4] The Earliest Horseback-Riding and its Relation to Chariotry and Warfare
  • [5] Ancient Horse Corral Unearthed in Kazakhstan

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Botai culture — is termed Eneolithic (c. 3700 3100 BC). It was named by settlement Botai in Aqmola Province of Kazakhstan. The Botai culture has other two large sites: Krasnyi Yar, and Vasilkovka. The site of Botai is located on the Iman Burluk River, a… …   Wikipedia

  • Botai Hotel — (Сиань,Китай) Категория отеля: 4 звездочный отель Адрес: No.6 South Guangji Street, Beil …   Каталог отелей

  • botai kupriai — statusas T sritis zoologija | vardynas taksono rangas gentis atitikmenys: lot. Dorsopsetta rus. дорсопсетты ryšiai: platesnis terminas – rombinės plekšnės …   Žuvų pavadinimų žodynas

  • Botai-Kultur — Prähistorische Kulturen Russlands[1] Mittelsteinzeit Kunda Kultur 7400–6000 v. Chr. Jungsteinzeit …   Deutsch Wikipedia

  • Culture Botaï — Culture de Botaï Reconstitution d un Tarpan, animal photographié en 2004, en Allemagne, que l on croit phénotypiquement proche de l ancêtre du cheval domestique. Site ou région éponyme Botaï (Nord Kazakhstan) …   Wikipédia en Français

  • paprastieji kairiaakiai botai — statusas T sritis zoologija | vardynas taksono rangas gentis atitikmenys: lot. Ancylopsetta angl. left eyed flounders rus. анцилопсетты ryšiai: platesnis terminas – rombinės plekšnės siauresnis terminas – rytinis kairiaakis botas …   Žuvų pavadinimų žodynas

  • kairiaakiai plekšniniai botai — statusas T sritis zoologija | vardynas taksono rangas gentis atitikmenys: lot. Arnoglossus angl. lambtongue flounders; scald fishes rus. арноглоссы ryšiai: platesnis terminas – rombinės plekšnės siauresnis terminas – afrikinis botas siauresnis… …   Žuvų pavadinimų žodynas

  • paprastieji botai — statusas T sritis zoologija | vardynas taksono rangas gentis atitikmenys: lot. Bothus rus. ботусы ryšiai: platesnis terminas – rombinės plekšnės siauresnis terminas – atogrąžinis botas siauresnis terminas – azijinis botas siauresnis terminas –… …   Žuvų pavadinimų žodynas

  • smėliniai botai — statusas T sritis zoologija | vardynas taksono rangas gentis atitikmenys: lot. Citharichthys angl. sand dabs; whiffs rus. цитарихты ryšiai: platesnis terminas – rombinės plekšnės siauresnis terminas – amerikinis nykštukinis botas siauresnis… …   Žuvų pavadinimų žodynas

  • apvalieji botai — statusas T sritis zoologija | vardynas taksono rangas gentis atitikmenys: lot. Cyclopsetta rus. циклопсетты ryšiai: platesnis terminas – rombinės plekšnės siauresnis terminas – karibinis apvalusis botas …   Žuvų pavadinimų žodynas

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”