- Brent Spar
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Brent Spar war ein schwimmender Öltank in der Nordsee im Besitz des Shell-Konzerns und Esso, der in den Medien oftmals irrtümlich als Förderplattform bezeichnet wurde.[1]
Inhaltsverzeichnis
Funktion
Brent Spar befand sich 190 Kilometer nordöstlich der Shetlandinseln (Großbritannien) im Atlantik und diente 1976 bis 1991 als Zwischenlager für Rohöl, an dem Tankschiffe anlegten, um das Öl zu Raffinerien an Land zu transportieren. „Brent“ ist der Name des Erdölfeldes und der dort geförderten Ölsorte, Spar bedeutet auf Niederländisch „Tanne“.
Brent Spar hatte eine Höhe von 140 Metern, einen Durchmesser von 30 Metern und ein Gewicht von 14.500 Tonnen und zählte damit zu den kleineren Tanks.
Als Pipelines, die das Öl zum Ölterminal Sullom Voe befördern, die Aufgabe des Öltransports übernahmen, wurde die Brent Spar überflüssig und sollte 1995 im Rockall-Trog, einem Tiefseegraben westlich von Irland versenkt werden.
Auseinandersetzung über die Entsorgung
Bekannt wurde die Öllager- und Verladeplattform, als Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace diese von ihrem Schiff Altair aus am 30. April 1995 besetzten, um die Versenkung zu verhindern. Greenpeace befürchtete, die Versenkung könnte ein Exempel für einige hundert ausgediente Plattformen in Nord- und Ostsee sein. Nach Meinung der Organisation gehört Industrieschrott nicht ins Meer, sondern muss möglichst umweltfreundlich entsorgt werden. Die Besetzung fand ein großes Medienecho vor allem in den Niederlanden, Dänemark und Deutschland. Es gab Boykottaufrufe, die ein großes Echo in den Medien und der Bevölkerung fanden.[2] Auch einige deutsche Behörden ließen ihre Autos nicht mehr bei Shell tanken. Daraufhin sanken die Umsätze der deutschen Shell-Tankstellen um bis zu 50 %. In Hamburg wurde ein Brandanschlag auf eine Shell-Tankstelle verübt. Nach einem langen Medienkrieg beschloss Shell am 20. Juni 1995, die Plattform an Land zu entsorgen. Der Konzern reagierte auf die Krise mit einer Gegen-Kampagne unter dem Motto „Wir werden uns ändern“.
Am 5. September 1995 räumte Greenpeace ein, dass ihre Schätzung über die Menge giftiger Ölrückstände im Tank grob fehlerhaft war: Die genannte Zahl von 5.500 Tonnen[3] war viel zu hoch. Laut Prüfungsbericht der norwegischen Schiffsklassifizierungsgesellschaft DNV (Det Norske Veritas) vom 18. Oktober 1995 beliefen sich z. B. die Ölrückstände auf 75 bis 100 Tonnen. Die gemessenen Werte entsprachen weitgehend den von Shell vorgelegten Zahlen, welche anfangs auch von Greenpeace benutzt worden waren. Greenpeace hat sich für die falschen Zahlen bei Shell und der Öffentlichkeit entschuldigt. Trotzdem wurde der Fehler von den internationalen Medien kritisch vermerkt. BBC-Nachrichtenredakteur Richard Sambrook: „Bei mir blieb das Gefühl zurück, als hätte uns Greenpeace über weite Strecken an der Nase herumgeführt“.[4]
In einem 1995 in Nature erschienen Artikel folgerten die beiden Autoren, dass der bei einer Versenkung der Brent Spar entstandene Umweltschaden minimal gewesen wäre.[5]
Im Juli 1998 beschlossen die 15 Teilnehmerstaaten der OSPAR-Konferenz ein Versenkungsverbot für Ölplattformen im Nordatlantik. Im gleichen Jahr begannen die Entsorgungsarbeiten der Brent Spar in Norwegen unter anderem mit Unterstützung der Thialf, dem größten Schwimmkran der Welt. Ein großer Teil der gereinigten Außenhülle ist seit 2003 die Basis für ein Kai-Fundament von 140 Metern Länge und mit 20 Metern Wassertiefe im norwegischen Mekjarvik, zehn Kilometer nördlich von Stavanger. Der Rest der Brent Spar wurde verschrottet.
Einzelnachweise
- ↑ Siehe Die große Lüge Fernsehen - Enten im TV aus dem Archiv des WDR
- ↑ Proteste gegen Shell weiten sich aus, in Die Welt, vom 21. Juni 1995
- ↑ Glaubwürdigkeit - das wichtigste Kapital einer NGO
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, vom 8. September 1995
- ↑ Brech J, Shell - der Ölmulti in den Wochen danach, in Die Welt, vom 15. Juli 1995
Literatur
- Löding, Thomas; Schulze, Kay Oliver; Sundermann, Jutta (2006): Konzern, Kritik, Kampagne! Ideen und Praxis für soziale Bewegungen. VSA-Verlag, Hamburg; S.37-40. ISBN 3-89965-199-5
Kategorien:- Umwelt- und Naturschutz
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