Brian Wells

Brian Wells

Brian Douglas Wells (* 15. November 1956; † 28. August 2003 in Erie, Pennsylvania) war ein US-amerikanischer Pizzabote. Er wurde durch einen ungewöhnlichen Banküberfall bekannt, bei dem er selbst durch seine Komplizen getötet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Tatablauf

Nachdem er die High School 1973 abgebrochen hatte, arbeitete Wells 30 Jahre lang als Pizzabote. Er galt als guter und zuverlässiger Mitarbeiter. Am Nachmittag des 28. August 2003 erhielt Wells den Auftrag, zwei Pizzen an eine Adresse etwas außerhalb der Stadt Erie, Pennsylvania auszuliefern. Wie sich im Nachhinein herausstellte, handelte es sich bei der Adresse um den Sendemasten eines lokalen Fernsehsenders. Dort traf er seine Komplizen, mit denen vereinbart war, dass sie eine Bombenattrappe um seinen Hals befestigen. Später sollte er vortäuschen, von drei Schwarzen überfallen worden zu sein, die ihn mit der Bombe als Geisel missbrauchen. Als bei dem Treffen klar wurde, dass eine echte Bombe verwendet werden sollte, versuchte Wells zu flüchten, gab nach einem Warnschuss aber seinen Widerstand auf, und die Bombe wurde um seinen Hals befestigt.

Wenig später betrat Wells die Bank mit einem übergroßen T-Shirt, unter dem die Bombe verborgen war, und einem als Spazierstock getarnten selbstgebauten Gewehr und verlangte die Herausgabe von 250.000 Dollar aus dem Tresor. Wells bedrohte niemanden mit dem Gewehr, sondern erklärte, dass sich eine Bombe in dem mit einem Schloss um seinen Hals gebundenen Kästchen befinde. Der angesprochene Bankangestellte antwortete, dass es aufgrund von Sicherheitsmaßnahmen nicht möglich ist, den Tresor kurzfristig zu öffnen und übergab lediglich die 8.702 Dollar aus der Kasse. Daraufhin fuhr Wells mit seinem Auto davon. Eine Viertelstunde später entdeckte ihn eine Polizeistreife auf einem Parkplatz und legte ihm Handschellen an. Gefasst erzählte er den Polizisten, er sei an dem Sendemasten von drei Männern überwältigt worden, und eine Zeitbombe sei an seinem Hals befestigt. Mit der Schusswaffe ausgestattet sei er gezwungen worden den Banküberfall zu begehen. Wells sagte, er habe nicht mehr viel Zeit, die Polizisten müssten ihm helfen. Während Wells sich auf den Boden knien musste, quälten sich Sprengstoffexperten durch den Verkehr. Die Polizei unternahm keinen eigenen Versuch, die etwa 15 Pfund schwere Bombe in Form einer einzelnen großen Handschelle zu entschärfen. Stattdessen ließen sie Wells, die Hände auf den Rücken gefesselt, in Erwartung eines Bomben-Entschärfungsteams mit einem Sicherheitsabstand auf dem Parkplatz sitzen. Drei Minuten vor der Ankunft der Spezialkräfte explodierte die Bombe und schlug Wells ein faustgroßes Loch in die Brust. Wells war nicht auf der Stelle tot, sondern verweilte noch eine kurze Zeit lebend auf dem Boden, bevor er schließlich starb. In seinem Auto fand man später einen Zettel mit Anweisungen an die „Bombengeisel“, die zunächst den Banküberfall ausführen sollte. Anschließend sollte eine Art Schnitzeljagd stattfinden, an dessen Ende Wells in Aussicht gestellt wurde, von der Bombe befreit zu werden. Es stellte sich später heraus, dass es im vorgegebenen Zeitrahmen unmöglich war, das Ziel zu erreichen.

Ermittlungen

Am 20. September 2003, knapp einen Monat nach dem Tod von Wells, meldete sich ein Mann bei der Polizei und gab an, dass in seiner Tiefkühltruhe eine gefrorene Leiche liege. Der Mann war William Rothstein und ihm gehörte ein Anwesen, welches direkt neben dem Sendemasten lag, zu dem Wells vor dem Banküberfall bestellt wurde. Rothstein führte aus, dass es sich bei der Leiche um James Roden handelt, der der Freund von Marjorie Diehl-Armstrong gewesen war, mit der er in den 1960er und Anfang der 1970er Jahre selbst eine Beziehung hatte. Diehl-Armstrong habe ihm gegenüber angegeben, nach einem Streit um Geld, Roden mit einer Flinte in den Rücken geschossen zu haben. Sie bat Rothstein, ihr bei der Beseitigung der Spuren zu helfen. Zusammen säuberten sie den Tatort und verbrachten von dort aus die Leiche in die 16 Kilometer entfernte Tiefkühltruhe in Rothsteins Garage. Dieser schmolz später die Tatwaffe sorgfältig ein und verteilte das Metall an mehreren Stellen in der Stadt, brachte es aber nicht fertig, die Leiche, wie es vereinbart war, zu zermahlen und verschwinden zu lassen. Nachdem die Leiche bereits fünf Wochen in der Tiefkühltruhe lag (als Tatzeitpunkt wurde Mitte August 2003 genannt), entschloss sich Rothstein zu dem Anruf bei der Polizei, da er die Reaktion Diehl-Armstrongs auf die unterlassene Leichenbeseitigung fürchtete. Weiterhin gab er an, dass ihn die Situation so stark belaste, dass er Selbstmordgedanken hege. Ein entsprechender vorbereiteter Abschiedsbrief wurde in seinem Schreibtisch gefunden. Dieser endete mit dem Satz: „Das hat nichts mit der Wells-Sache zu tun.“ Diehl-Armstrong wurde bereits am folgenden Tag wegen des Mordes verhaftet, bekannte sich im Januar 2005 schuldig und erhielt eine Haftstrafe von sieben bis 20 Jahre. Zu diesem Zeitpunkt war Rothstein bereits tot. Er starb 60-jährig im Juli 2004 an Lymphdrüsenkrebs.

Der Mord an Roden war bereits der dritte, den Diehl-Armstrong begangen hatte. Im Jahr 1984 war sie angeklagt ihren damaligen Freund, Robert Thomas, ermordet zu haben. Sie selbst gab an, die sechs Schüsse in Notwehr abgegeben zu haben, und wurde freigesprochen. 1988 starb ihr Mann, Richard Armstrong, an einer Hirnblutung. Dieses Mal wurde ein Unfall angenommen. Bereits kurz nach ihrer Verurteilung meldete sich Diehl-Armstrong im April 2005 erneut bei den Behörden und bot an, im Gegenzug für die Verlegung in ein Gefängnis, das näher an Erie liegt und in dem bessere Haftbedingungen herrschen, ihr Wissen über den Wells-Fall preiszugeben. In ihrer Vernehmung räumte sie ihre Beteiligung an der Tat ein. Ferner führte sie aus, dass Wells in den Plan vorab eingeweiht und dass Rothstein der Kopf hinter der Sache gewesen war. Bereits vor ihrem Geständnis hatten die Ermittler von vier verschiedenen Zeugen Hinweise über einen Zusammenhang zwischen Diehl-Armstrong und dem Wells-Fall erhalten, denen gegenüber sich Diehl-Armstrong detailliert zu dem Verbrechen geäußert hatte. Einer von ihnen schilderte, dass Diehl-Armstrong den Verrat des geplanten Bankraubes durch Roden befürchtet und sie ihn deshalb erschossen hatte.

Ende 2005 wurde dann der letzte Komplize, Kenneth Barnes, bekannt. Dieser hatte sich gegenüber seinem Schwager verraten, woraufhin dieser sich an die Polizei wandte. Barnes, der sich bereits wegen eines Drogenvergehens im Gefängnis befand, erklärte sich für eine Strafermäßigung bereit, vollumfänglich im Wells-Fall auszusagen. Zunächst bestätigte er den Verdacht der Ermittler, dass Diehl-Armstrong, die er von gemeinsamen Angelausflügen kannte, der Kopf hinter der Sache war. Das Motiv hinter der Tat war, dass Diehl-Armstrong mit dem Geld aus dem Banküberfall Barnes dafür bezahlen wollte, dass er ihren Vater töten sollte. Sie ging nämlich davon aus, dass dieser gerade dabei war, sein Vermögen zu verschwenden und erhoffte sich von seinem verfrühten Ableben ein höheres Erbe. Später wurde bekannt, dass dieses Erbe bereits großteils ausgegeben war.

Nachdem die Ermittlungen im Wesentlichen abgeschlossen waren, ließen sich weitere Fragen klären. Der Hintergrund der umständlichen Schnitzeljagd war vermutlich nur der Versuch die Polizei abzuschütteln, verbunden mit der Idee, dass Wells, falls er geschnappt würde, glaubhaft machen könnte, dass er tatsächlich zur Tat gezwungen wurde. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass die Bombe so konstruiert war, dass sie bei jedem Versuch sie zu entfernen vorzeitig explodiert wäre. Daher gehen die Ermittler davon aus, dass Wells in jedem Fall sterben sollte. Dieser wurde von Barnes, der als Crackdealer aktiv war, für die Sache angeworben. Wells suchte nämlich regelmäßig eine bestimmte Prostituierte auf, die er mit Crack bezahlte. Da er zu der Zeit aber kein Geld für Crack übrig hatte, ließ sich Wells zu dem Bankraub überreden, von dessen Beute ihm ein Anteil versprochen wurde.

Letztendlich wurde Kenneth Barnes am 3. Dezember 2008 zu 45 Jahren und Marjorie Diehl-Armstrong am 28. Februar 2011 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe plus 30 Jahren verurteilt.

Filmische Verarbeitung

Der Bankraub um Brian Wells wurde in mehreren Fernsehserien aufgegriffen. Darunter waren:

Außerdem ist der Kinofilm 30 Minuten oder weniger an die Ereignisse in Erie angelehnt.

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