Britisch-Westafrika

Britisch-Westafrika
Britisches Westafrika

Britisch-Westafrika war die Bezeichnung für die Britischen Besitzungen und „Schutzgebiete“ in Westafrika.

Inhaltsverzeichnis

Ausdehnung Britisch-Westafrikas

Historische Münze aus Britisch Westafrika

Britisch-Westafrika umfasste die Gebiete der heutigen Staaten Sierra Leone, Nigeria, Gambia und Ghana (damaliger Name: Goldküste). Die Anfänge britischer Einflussnahme in diesem Teil Afrikas gehen zurück bis in das 17. Jahrhundert, als die Briten hier befestigte Handelsstützpunkte wie etwa Cape Coast Castle oder Fort Metal Cross errichteten. Auf unterschiedliche Weise kolonisierten sie die um diese Stützpunkte liegenden Gebiete in den späten 1780er bis in die 1960er Jahre.

Britisch-Westafrika war nie ein einheitliches Verwaltungsgebiet innerhalb des Britischen Kolonialsystems, allerdings gab es innerhalb dieser Gebiete von 1907 bis 1962 (bzw. bis zur Unabhängigkeit der einzelnen Staaten) eine einheitliche Währung, das Westafrikanische Pfund.

Unterschiedliche Formen der Herrschaftsausübung

Flagge Britisch-Westafrikas
Flagge des Gouverneurs von Britisch-Westafrika

Die Briten unterschieden innerhalb Britisch-Westafrikas zwischen Kronkolonien, Protektoraten und Territorien. Diese Differenzierungen waren weit mehr als nur verwaltungstechnische Unterscheidungen. Sie bezogen sich auf unterschiedliche Grade der Autonomie der Gebiete und auf mögliche bürgerliche Rechte der Bewohner.

Kronkolonien innerhalb Britisch-Westafrikas waren kleine Gebiete rund um die Stadt Bathurst im heutigen Gambia, um die Stadt Freetown im heutigen Sierra Leone und um die Stadt Lagos im heutigen Nigeria. Eine größere Fläche umfasste nur die Kronkolonie Goldküste, die aus dem Küstengebiet des heutigen Ghana bestand. Innerhalb dieser im 19. Jahrhundert gebildeten Kronkolonien war die Einflussnahme der Briten direkter, aber es gab auch weitgehende Pressefreiheit und gewisse bürgerliche Rechte. Z.B. hatten die Bewohner das Recht, politische Vereinigungen zu bilden und einheimische Rechtsanwälte waren in der Lage, Auswüchse des kolonialen Regimes auf juristischem Wege zu unterbinden.

Der Rest von Britisch-Westafrika, geographisch also der absolut überwiegende Teil, bestand aus „Protektoraten“ und „Territorien“, in denen weitgehend traditionelle Strukturen – oder was die Briten dafür hielten – beibehalten wurden. Hier war es Rechtsanwälten verboten zu praktizieren und politische Vereinigungen konnten sich nur getarnt als kulturelle Organisationen bilden. Für diese Gebiete wurde das Konzept der so genannten indirect rule erfunden, also die „indirekte Herrschaft“ der Briten, die teils über anerkannte traditionelle Herrscher, häufig aber auch über innerhalb der Bevölkerung wenig akzeptierte „traditionelle Herrscher von Großbritanniens Gnaden“ lief.

Die „Elite“

Innerhalb Britisch-Westafrikas gab es in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts eine westlich gebildete, einheimische Schicht, die „Elite“ genannt. Diese – ganz überwiegend – Männer kannten sich üblicherweise untereinander, egal aus welchem Teil Britisch-Westafrikas sie stammten. Sie bewegten sich zumeist frei zwischen den einzelnen britischen Gebieten und hatten – im Unterschied etwa zu den gebildeten Schichten innerhalb der französischen Kolonien – eher eine westafrikanische, als eine nigerianische oder gambische Identität.

Das Ende Britisch-Westafrikas

Das Ende der britischen Kolonialherrschaft in Westafrika wurde durch den 2. Weltkrieg beschleunigt, der für einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung und erste Ansätze von Industrialisierung in Westafrika sorgte. Zudem war dieser Krieg unter Beteiligung etlicher tausend westafrikanischer Soldaten in britischen Diensten auf Seiten der Alliierten im Namen von Freiheit und Demokratie geführt worden. Das Tempo der Dekolonisierung wurde weiterhin auch durch verschiedene Formen zivilen Widerstands und offene Aufstände in den einzelnen Kolonien bestimmt, z. B. die so genannten Accra-Riots 1947 in der Goldküste.

1957 wurde Ghana unabhängig, 1960 folgte Nigeria, 1961 Sierra Leone und 1965 schließlich Gambia.

Siehe auch

Literatur

  • The Growth of African Civilisation. The Revolutionary Years. West Africa since 1800, Longman 1984

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Britisch-Westafrika — Britisch Westafrika. I. Sierra Leone. Die räumlich ziemlich beschränkte englische Kolonie beschloß im Jahre 1893 einen Eisenbahnbau von Freetown aus in östlicher Richtung ungefähr parallel zur Küste, um die durch die Bahn Konakry Niger drohende… …   Enzyklopädie des Eisenbahnwesens

  • Britisch-Togoland — war zwischen 1918 und 1957 ein Mandat des Völkerbundes bzw. Treuhandgebiet der Vereinten Nationen in Westafrika. Entstehung Britisch Togolandes Der Westteil Togos wurde 1919 faktisch Teil der britischen Kolonie Goldküste …   Deutsch Wikipedia

  • Westafrika — s. Britisch , Französisch , Portugiesisch Westafrika …   Enzyklopädie des Eisenbahnwesens

  • Britisch-Kamerun — Veränderungen der Grenzen Kameruns seit 1901, dunkelrot: Britisch Kamerun …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsch-Westafrika — um 1912: Togo und Kamerun (dunkelgrün), Deutsch Südwestafrika (hellgrün) Deutsch Westafrika war eine frühe Bezeichnung für die deutschen „Schutzgebiete“ in Westafrika zwischen 1884 und 1919. Üblicherweise wurden damit Kamerun und Togoland (ab… …   Deutsch Wikipedia

  • Französisch-Westafrika — Französisch Westafrika. (Mit einer Kartenskizze Abb. 127). Inhalt: Einleitung. – 1. Senegal: die Bahnen Dakar St.Louis und Thiès Kayes. 2. Ober Senegal und Niger: Die Bahn Kayes Kulikoro. 3. Guinea: Die Bahn Konakry Kurussa. 4. Elfenbeinküste:… …   Enzyklopädie des Eisenbahnwesens

  • Kurländisch Gambia — Alte Karte von der Region aus dem Andrees Allgemeiner Handatlas (1881) Die Geschichte Gambias umfasst die Historie des heutigen westafrikanischen Staates Gambia, den Zeitraum vor der Staatsgründung bzw. Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte Gambias — Die Geschichte Gambias umfasst die Historie des heutigen westafrikanischen Staates Gambia, den Zeitraum vor der Staatsgründung bzw. Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich 1965, und greift räumlich auch auf heute nicht zum Staatsgebiet Gambias… …   Deutsch Wikipedia

  • Britische Flaggen — Inhaltsverzeichnis 1 Flagge des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Nordirland 2 Flaggen der Landesteile des Vereinigten Königreiches …   Deutsch Wikipedia

  • Afrika — Afrika. Die Entwicklung der Eisenbahnen in Afrika macht allmählich erfreuliche Fortschritte. Ein Blick auf die Karte von Afrika lehrt, daß der Löwenanteil an der Entwicklung der dortigen Eisenbahnen der englischen Nation gebührt. Vor allem haben… …   Enzyklopädie des Eisenbahnwesens

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”