- Brotankessel
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Der Brotan-Kessel ist ein Dampfkessel für Lokomotiven. Sein Name stammt von dem österreichischen Ingenieur Johann Brotan, der 1902 das Patent auf diesen Kessel erteilt bekam. Hintergrund der Entwicklung war, die in den Anfängen der Dampflokomotive fast ausschließlich aus Kupfer bestehende Feuerbüchse zu ersetzen und Unterhaltskosten zu sparen.
Kupfer war ein teueres Material in Österreich-Ungarn. Außerdem stand beispielsweise in Krain und Dalmatien nur schwefelhaltige Kohle zur Verfügung, die den Feuerbüchsen aus Kupfer zu stark zusetzte. Die damaligen Fertigungstechniken für Stehkessel aus Stahl, der schwefelhaltiger Kohle besser widerstand, waren noch nicht ausgereift genug.
Die Konstruktion Brotans verzichtete auf einen doppelwandigen Stehkessel. An Stelle der Feuerbüchse trat eine enge Schicht von hosenförmigen Steigrohren, die in einen Oberkessel, die Vorwärmertrommel, mündeten. Die Wasserrohre bildeten die Seitenwände des Stehkessels, was eine relativ große direkte Heizfläche ergab. Als Übergang zum Langkessel wurden in einer (im Bild nicht sichtbaren) Wand dessen Rauch- und Heizrohre und die Vorwärmertrommel aufgenommen. An Vorder- und Rückseite, wo keine Steigrohre standen, war der Brotan-Kessel mit Schamotte-Steinen ausgemauert.
Das Wasser lief über groß ausgelegte Fallrohre (im Bild Ecke rechts unten) aus dem Langkessel einer Wasserkammer unter dem Stehkessel zu, welche wie ein Rahmen ausgebildet war. Die Wasserkammer nahm die Steigrohre auf und umgab den Feuerrost. In der Vorwärmertrommel sammelte sich der Dampf, das kochende Wasser wurde zurückgehalten.
Im Januar 1901 wurde als erste Maschine die Güterzuglokomotive 47.54 der k.k. österreichisch Staatseisenbahnen mit einem Brotan-Kessel ausgerüstet. Aufgrund guter Ergebnisse folgten weitere Lokomotiven der Reihen kkStB 4, kkStB 47, kkStB 53 und kkStB 73. Die österreichische Reihe kkStB 310.300 erhielt aus Kupfermangel ab Werk Brotankessel. Auch andere Länder verbauten in verschiedenen Lokomotiven Brotankessel.
Als die Stahlfeuerbüchsen weit genug ausgereift waren, um die Kupferfeuerbüchsen zu ersetzen, wurden immer weniger Brotan-Kessel gebaut. Denn die vielen Wasserohre neigten zu Undichtigkeiten und die Schamotteausmauerung zu Rissen.
Wegen der Knappheit von Kupfer und Stahl im Zweiten Weltkrieg erinnerte man sich im Großdeutschen Reich wieder an den Brotan-Kessel: Auf Betreiben von Gerhard Degenkolb, der den Vorsitz des Hauptausschuss für Schienenfahrzeuge innehatte, wurden bei der Lokomotivfabrik Floridsdorf (WLF) die 50 3011 und 50 3012 mit einem Kessel dieser Bauart ausgerüstet und im Oktober 1942 ausgeliefert. Nach dem Krieg erhielten beide Loks bei der DB Stehbolzenkessel, weil im Betrieb immer wieder Probleme mit dem Brotankessel auftraten. Noch ein weiteres Mal fertigte die WLF 1943 Brotankessel für die Lokomotiven 42 0001 und 42 0002. Obwohl alle weiteren Lokomotiven der Baureihe 42 mit Stehbolzenkessel gebaut wurden, behielten diese beiden Lokomotiven später bei der DB ihren Brotan-Kessel bis zur Ausmusterung.
Literatur
Weisbrod, Barkhoff: Die Dampflokomotive - Technik und Funktion Teil 4 Sonderbauarten Deutscher Dampflokomotiven. Eisenbahn-Journal, Nachdruck Verlagsgruppe Bahn GmbH, Fürstenfeldbruck 2003, ISBN 3-922404-10-3.
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