- Buchwert-Multiplikator
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Der Buchwert-Multiplikator ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die das Verhältnis von Kaufpreis und Buchwert wiedergibt. Diese Kennzahl spielt vor allem im Bankwesen eine große Rolle, da anhand der Größe der Zahl abgeschätzt werden kann, ob der Kaufpreis über- oder unterbewertet ist.
Definition
Bei einer Bankenübernahme beträgt der Buchwert-Multiplikator im Normalfall 2 – der Kaufpreis ist also doppelt so hoch, wie der Buchwert der Bank. Allerdings wird die Höhe des Multiplikators von vielen Faktoren beeinflusst, weshalb die Zahl auch stark abweichen kann.
Buchwert-Multiplikator am Beispiel Mittel- und Osteuropas
Eine große Rolle spielt der Buchwert-Multiplikator seit den späten 1990ern und noch mehr seit der EU-Osterweiterung bei den Markteinstiegen von europäischen Banken im osteuropäischen Bankensektor. Aufgrund des rasant gestiegenen Interesses westlicher Banken an osteuropäischen Banken, gestärkt durch die hohen Gewinne von dort bereits etablierten westlichen Banken, stieg der Buchwert-Multiplikator innerhalb weniger Jahre stark an.
Konnten noch im Jahr 2001 osteuropäische Banken um den 1,8-fachen Buchwert übernommen werden, zahlen die kaufenden Banken seit 2003 fast ausnahmslos mehr als 2,5-fache und seit 2004 ist eine osteuropäische Großbank nicht mehr unter ihrem 3-fachen Buchwert zu erhalten. Den größten Aufschlag auf den Buchwert musste bisher die Erste Bank für die Übernahme der rumänischen BCR bezahlen. Hierbei betrug der Aufschlag auf den von Analysten angegebenen Buchwert 480 %, also das 5,8-fache des Buchwerts. Derart hohe Aufschläge sind im Bankwesen unüblich, und sind dadurch zu erklären, dass nur noch wenige große osteuropäische Banken zum Verkauf anstehen, und mittlerweile sämtliche Großbanken der Welt auf die enormen Wachstumsmöglichkeiten im MOEL-Raum aufmerksam geworden sind.
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