Bund entschiedener Schulreformer

Bund entschiedener Schulreformer

Der Bund entschiedener Schulreformer war eine Vereinigung stark reformorientierter Schulpädagogen in der Weimarer Republik unter der Leitung Paul Oestreichs.

Im Berliner Philologenverband als Teil des Deutschen Philologen-Verbandes begann nach der Novemberrevolution 1918 eine Diskussion um die künftige Schulpolitik und damit auch über weitreichende Reformen im Schulwesen. Dabei zeigte sich bereits in den Weihnachtsferien 1918/19, dass im Verband einer konservativen, reaktionären Mehrheit nur eine kleine Gruppe von fortschrittlichen Pädagogen gegenüberstand, die weitreichende Reformen anstrebte.

Nachdem bis zum Sommer 1919 die Arbeitsbedingungen für diese kleine Gruppe innerhalb des Verbandes aufgrund grundsätzlicher unterschiedlicher Auffassungen offenbar unerträglich geworden waren, spalteten sich zunächst 24 Pädagogen ab – unter ihnen Franz Hilker, Fritz Karsen, Siegfried Kawerau, Otto Koch, Paul Oestreich, Elisabeth Rotten und Anna Siemsen - und gründeten auf einem Treffen am 18. September 1919 im Konferenzzimmer des Werner-Siemens-Realgymnasiums in Berlin-Schöneberg den Bund entschiedener Schulreformer.

Innerhalb des Bundes kam es zu heftigen Auseinandersetzungen über das Verhältnis von praktischer Erprobung der entschiedenen Reformvorstellungen des Bundes, z. B. der „Elastischen Einheitsschule“, der kollegialen Schulverwaltung u.a.m., einerseits sowie von Stellenwert und Rolle kulturpolitischer Agitation andererseits. Paul Oestreich forderte eine Konzentration auf die Agitation und wurde dabei immer dominanter. Bis 1925 schieden deswegen alle anderen führenden Köpfe der Anfangszeit aus dem Bund aus. 1933 wurde der Bund aufgelöst.

Der Name knüpfte an den Bund für Schulreform an, der um die Zeitschrift Der Säemann Hamburger und Bremer Reformpädagogen von 1908 bis 1915 unter Ernst Meumann, Peter Petersen und Gertrud Bäumer vereinte und mehrere Schulkongresse veranstaltete.

Werke

  • Die Neue Erziehung, Monatsschrift für entschiedene Schulreform und freiheitliche Schulpolitik, Jg. 1 (1919) – Jg. 15 (1933), Heft 7.

Literatur

  • Winfried Böhm: Kulturpolitik und Pädagogik Paul Oestreichs. Verlag Klinkhardt, Bad Heilbrunn 1973, ISBN 3-7815-0209-0.
  • Siegfried Kawerau: Der Bund entschiedener Schulreformer. Werden und Wesen. Oldenburg Verlag, Berlin 1922 (Entschiedene Schulreform; Bd. 1).
  • Ingrid Neuner: Der Bund entschiedener Schulreformer 1919–1933. Programmatik und Realisation. Verlag Klinkhardt, Bad Heilbrunn 1980, ISBN 3-7815-0464-6 (Zugl. Dissertation Universität Würzburg 1980).

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