Otto Koch (Pädagoge)

Otto Koch (Pädagoge)

Otto Koch (* 28. Mai 1886 in Thionville, damals Diedenhofen (Lothringen); † 19. September 1972 in Meinerzhagen) war ein deutscher Reformpädagoge.

Leben

Otto Koch wurde in der lothringischen Stadt Thionville, dem damaligen Diedenhofen, als Sohn eines Juristen im preußischen Militärjustizdienst geboren. Nach seinem Schulbesuch in Straßburg und Karlsruhe studierte Koch ab 1904 an verschiedenen Universitäten Englisch, Germanistik und Theologie. 1909 promovierte er zum Dr. phil. an der Universität Greifswald. Dort schloss er 1911 auch sein Staatsexamen für das höhere Lehramt ab. Nach seiner Referendariatszeit am Reformrealgymnasium in Berlin-Wilmersdorf arbeitete er an der Oberrealschule mit Reformrealgymnasium in Berlin-Zehlendorf zunächst als Hilfslehrer und dann als Oberlehrer. 1918 trat Koch in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ein und gründete in Berlin-Zehlendorf gemeinsam mit Gleichgesinnten eine Jungsoziale Lehrergemeinschaft. Er gehörte 1919 zu den Gründungsmitgliedern des Bundes entschiedener Schulreformer. Von 1919 bis 1921 war er als schultechnischer Mitarbeiter beim Provinzialschulkollegium in Hannover und danach sieben Jahre als Oberstudiendirektor an Gymnasien in Hildesheim und Hannover tätig. Ab 1928 fungierte er als Oberschulrat an den Provinzialschulkollegien Magdeburg und Brandenburg-Berlin. Im April 1933 wurde Koch von den Nazis zwangsweise vom Dienst beurlaubt. Erst im September 1945 konnte er an der evangelischen Heimvolkshochschule Wislade bei Lüdenscheid seine pädagogische Tätigkeit wieder aufnehmen. Nach seiner Berufung als Oberschulrat an das Provinzialschulkollegium in Münster folgte ab 1946 eine Tätigkeit zunächst als stellvertretender Kulturreferent in der Provinzialregierung und bis 1951 als Ministerialdirektor im neugegründeten Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Kochs reformerisches und schulpolitisches Wirken als Lehrer, Schulleiter und Kultusbeamter zielte auf Demokratisierung und Humanisierung der deutschen Gesellschaft ab. Im Sinne sozialer Reformen dienten seine Bemühungen der Überwindung des von ihm selbst erlebten Erziehungselends in Schule und Familie. Die selbst durchlittenen körperlichen Züchtigungen und seelischen Grausamkeiten (Stockhiebe und andere Strafmaßnahmen wie z. B. Dunkelarrest) prägten Kochs Denken und Handeln nachhaltig. Seine Reformentwürfe machte er durch zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften öffentlich. Die konkrete Umsetzung dieser Reformentwürfe gelang jedoch aufgrund starker konservativer Gegenkräfte nur in wenigen Fällen. Die zahlreichen negativen Erfahrungen, die Koch im Verlauf seiner beruflichen Tätigkeit sammeln musste, sind ein Beleg dafür, wie schwer es für Reformpädagogen in Deutschland war, angestrebte Schulreformen erfolgreich administrativ und politisch umzusetzen.

Werke

  • Die Bibelzitate in den Predigten Bertholds von Regensburg. Greifswald 1909
  • Wege des Schulreformers Otto Koch 1912 – 1952. Schule u. Nation Verl.-Ges., Schwelm in Westfalen 1962

Literatur

  • Klaus Himmelstein (Hrsg.): Otto Koch – Wider das deutsche Erziehungselend. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-8204-0980-7

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Otto Koch — ist der Name folgender Personen: Otto Koch (Politiker) (1866–1934), deutscher Politiker (DDP) Otto Koch (Pädagoge) (1886–1972), deutscher Pädagoge Otto Koch (Bürgermeister) (1902–1948), deutscher Politiker, Oberbürgermeister von Weimar Otto Koch… …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf Koch (Pädagoge) — Adolf Karl Hubert Koch (* 9. April 1896; † 2. Juli 1970) war ein deutscher Pädagoge, Sportlehrer und Mediziner. Er war der Begründer einer nach ihm benannten gymnastischen Bewegung und Vorreiter der Freikörperkultur. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Koch (Familienname) — Koch ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name „Koch“ stammt vom mittelhochdeutschen Wort Koch. Es handelt sich um den Berufsnamen zur Tätigkeit des Kochs.[1] Verbreitung Mit rund 62.000 Telefonbucheinträgen befindet sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Muehl — (* 16. Juni 1925 in Grodnau (Mariasdorf), Burgenland) ist ein österreichischer Aktionskünstler und ein Vertreter des Wiener Aktionismus. Anfang der 1970er Jahre machte er durch die Gründung einer reichianisch inspirierten Kommune, der… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Mühl — Otto Muehl Otto Muehl (* 16. Juni 1925 in Grodnau (Mariasdorf), Burgenland) ist ein österreichischer Aktionskünstler und einer der wichtigsten Vertreter des Wiener Aktionismus. Anfang der 1970er Jahre machte er durch die Gründung einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Aenotheus Koch — (* 15. November 1802 in Drebach im Erzgebirge; † 9. Juli 1879 in Leipzig) war ein deutscher Altphilologe, Lexikograf und Pädagoge. Leben Koch, Sohn eines evangelischen Pfarrers, wurde zunächst von seinem Vater unterrichtet. Danach besuchte er das …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bekannter Reformpädagogen — Die Liste bekannter Reformpädagogen stellt sortierbar nach Geburts und Sterbejahr sowie Herkunftsland die Vertreter der verschiedenen Epochen der Reformpädagogik und Alternativpädagogik nach den Gesichtspunkten der Neuerung zusammen. Ob man… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Koa–Kod — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • 1880 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 18. Jahrhundert | 19. Jahrhundert | 20. Jahrhundert | ► ◄ | 1850er | 1860er | 1870er | 1880er | 1890er | 1900er | 1910er | ► ◄◄ | ◄ | 1876 | 1877 | 1878 | 18 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Vi — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”